Aktienkurse auf Rekordhoch Dax und Wall Street feiern Biden

Nasdaq auf Rekordhoch: Anleger zeigen sich erleichtert über den Amtswechsel in den USA
Foto: JUSTIN LANE/EPA-EFE/ShutterstockAm Tag des Machtwechsels in den Vereinigten Staaten setzen die Anleger auf die politischen und wirtschaftlichen Versprechen von Joe Biden (78). Der Dax schloss am Mittwoch 0,77 Prozent höher auf 13.921 Punkten. MDax und SDax kletterten sogar auf Rekordhochs. Der MDax schloss 0,92 Prozent fester auf 31.577 Zählern. Der SDax rückte um 1,54 Prozent auf 15.578 Punkte vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,9 Prozent.
Dax
Auch an den US-Börsen sind Anleger am Tag der Amtseinführung in Kauflaune. Der Technologie-Index Nasdaq 100 stieg zuletzt um rund 2 Prozent. Der Dow Jones notierte 0,7 Prozent fester, der S&P 500 rückte um 1,2 Prozent vor.
Nasdaq 100
Biden, der an diesem Mittwoch in den USA als 46. Präsident vereidigt wurde, hatte ein insgesamt 1,9 Billionen US-Dollar schweres Konjunkturpaket zur Bekämpfung der Pandemie angekündigt. Nun müsse er beweisen, "dass die Vorschusslorbeeren, mit denen die Finanzmärkte ihn bedacht haben, auch gerechtfertigt sind", sagte Analystin Esther Reichelt von der Commerzbank . Im Kampf gegen die Pandemie sollte er also schnelle Ergebnisse liefern, um die Anleger bei Laune zu halten. Wie Reichelt ergänzt, lassen sich große Teile seines Pakets aber nur in Zusammenarbeit mit den Republikanern umsetzen.
Mit Blick auf die Verlängerung des Lockdowns in Deutschland hieß es seitens der LBBW, dass ökonomisch gesehen das Schlimmste vermieden wurde. "Die beschlossenen Maßnahmen greifen stärker in das Wirtschaftsgeschehen ein, aber die Träger der konjunkturellen Erholung - insbesondere die Industrie - bleiben weitgehend verschont."
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Ähnlich wie am Aktienmarkt blickten auch Rohöl-Investoren über die aktuelle angespannte Pandemielage hinweg und setzten auf einen baldigen Aufschwung, sagte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates. "Die Aussichten hellen sich auf." Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,9 Prozent auf 56,43 Dollar je Barrel (159 Liter).
Gewinnmitnahmen bei Cyber-Währungen - britisches Pfund gefragt
Abwärts ging es dagegen für die Cyber-Devisen Bitcoin und Ethereum, die sich durch Gewinnmitnahmen um bis zu sechs Prozent auf 34.413 beziehungsweise 1305 Dollar verbilligten. Letztere hatte am Dienstag mit 1440 Dollar ein Rekordhoch erreicht. "Die Zeichen stehen auf Konsolidierung", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.
Gleichzeitig erreichte das Pfund Sterling mit 1,3717 Dollar ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch zur US-Währung. Das befürchtete Chaos nach dem endgültigen Brexit zum Jahreswechsel sei ausgeblieben, sagte Neil-Jones, Chef-Devisenhändler der Investmentbank Mizhuo. Damit sinke die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank von England (BoE) den Leitzins unter null drücken werde. Aus diesem Grund lösten Investoren ihre Wetten auf einen weiteren Pfund-Verfall auf.
BASF mit starkem Schlussquartal
Hierzulande wurde auf Unternehmensseite BASF mit starken Eckdaten zu einer Stütze für den gesamten Chemiesektor. Die Ludwigshafener haben im Schlussquartal besser abgeschnitten als erwartet und dies hievte die Aktien deutlich ins Plus, zum Handelsschluss mussten sie aber einen Teil ihrer Gewinne wieder abgeben und notierten noch 1,2 Prozent fester. Jefferies-Analyst Laurence Alexander sieht in dem Abschneiden einen Vorgeschmack der zyklischen Erholung. Aus der Branche wurden Covestro hingegen mit plus 3,4 Prozent in den Handelsschluss verabschiedet.
Negativ stachen Merck KGaA hervor mit minus 4,1 Prozent. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern enttäuschte den Markt mit dem Abbruch einer gemeinsam mit GlaxoSmithKline gestarteten Lungenkrebsstudie.
Ansonsten gab es Gesprächsstoff in der Chip- und Autobranche. Eine optimistische Wachstumsprognose des Branchenausrüsters ASML trieb die Aktien von Infineon um 2,4 Prozent nach oben. Auch die Aktien von Aixtron und Dialog Semiconductor wurden davon gestützt.
Anteilserhöhung sorgt bei Hugo Boss für Gewinne
Im MDax zählten mit plus 4,4 Prozent die Aktien von Hugo Boss trotz des verlängerten Lockdowns zu den besten Werten. Eine Anteilserhöhung auf mehr als 15 Prozent durch die britische Fraser Group sorgte bei Anlegern für Fantasie. Die Anteilsscheine erreichten ihr höchstes Kursniveau seit Juni.
Ein Minus von zwei Prozent mussten im SDax die Aktionäre von Borussia Dortmund einstecken. Wegen einer Niederlage im Top-Duell mit Bayer Leverkusen wackelt der Platz für eine Qualifikation zur lukrativen Champions League. Außerdem gibt der verlängerte Lockdown weiter keine Perspektive für eine Rückkehr der Zuschauer in die Stadien.
Euro gibt nach
Der Eurokurs ist am Mittwoch gesunken. Nach Gewinnen im frühen Handel rutschte die Gemeinschaftswährung in die Verlustzone und fiel am Nachmittag auf ein Tagestief bei 1,2077 US-Dollar. Seit dem Morgen ging es damit um fast einen Cent nach unten. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2101 (Dienstag: 1,2132) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8264 (0,8243) Euro.
Marktbeobachter sprachen von einer Gegenbewegung, die den Euro am Nachmittag belastete. Zuvor hatten Spekulationen auf ein billionenschweres Konjunkturprogramm in den USA für eine allgemein freundliche Stimmung an den Finanzmärkten gesorgt und auch beim Euro für Auftrieb gesorgt. Darüber hinaus konnte Italiens Regierungschef Giuseppe Conte Vertrauensabstimmungen für sich entscheiden und wird vorerst weiter im Amt bleiben.
EUR/USD
Der Euro geriet zu den meisten Währungen etwas unter Druck, nachdem er am Vortag noch merklich zugelegt hatte. Im weiteren Tagesverlauf dürften Konjunkturdaten eher in den Hintergrund treten. In den USA stehen lediglich Zahlen zum Häusermarkt an. Vielmehr blicken die Anleger auf die Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden.
Ölpreise steigen bis knapp unter Elfmonatshoch
Die Ölpreise haben am Mittwoch weiter zugelegt. Im Mittagshandel stiegen die Notierungen für ein Barrel (159 Liter) Rohöl aus den USA und aus der Nordsee bis auf 53,60 US-Dollar beziehungsweise 56,55 Dollar. Damit lagen die Preise nur knapp unter den höchsten Ständen seit Februar 2020, die zuletzt Mitte des Monats erreicht worden waren.
Brent
Rohöl der Nordseesorte Brent und der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) war gegen Mittag jeweils etwa einen halben Dollar teurer als am Dienstag. Am Markt wurde der jüngste Preisanstieg wie bereits an den Vortagen mit der Spekulation auf ein billionenschweres staatliches Hilfspaket in den USA erklärt, mit dem der neue Präsident Joe Biden die Wirtschaft im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise stützen will.
Zuletzt hatte die designierte US-Finanzministerin Janet Yellen bei ihrer Anhörung vor dem Finanzausschuss des Senats am Dienstagabend deutlich gemacht, dass großzügige Konjunkturmaßnahmen angestrebt werden. "Das smarteste, was wir machen können, sind große Schritte", sagte Yellen.
"Die Ölpreise haben auf die gestrigen Aussagen der designierten US-Finanzministerin Yellen sowie eine damit einhergehende Dollarschwäche positiv reagiert", kommentierte Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank das Handelsgeschehen. Die Rechnung sei einfach: "Höhere fiskalische Unterstützung bedeutet mehr Wachstum und eine höhere US-Ölnachfrage."