Börse Dax und Dow auf Rekordhoch, Techwerte unter Druck

Dax auf Rekordhoch: Der deutsche Leitindex setzt seine Kursrally fort
Foto: DANIEL ROLAND / AFPAm deutschen Aktienmarkt haben Anleger am Mittwoch den jüngsten Rücksetzer für Zukäufe genutzt. Die Zulassung eines zweiten Impfstoffs in der Europäischen Union und die Hoffnung auf ein noch umfangreicheres US-Konjunkturpaket trieben den Dax vor allem am Nachmittag mit Unterstützung der ebenfalls robusten Wall Street an. Bei gut 13.919 Punkten erreichte er ein Rekordhoch. Mit einem Plus von rund 1,8 Prozent auf 13.892 Punkte ging der deutsche Leitindex nur unweit seines Tageshochs über die Ziellinie. Der MDax konnte dem Dax zur Wochenmitte mit deutlich weniger Schwung nach oben folgen, er legte um 0,2 Prozent auf 31.121 Punkte zu. Der SDax stieg erstmals über die Marke von 15.000 Punkten.
Von den verlängerten und teils verschärften Lockdown-Maßnahmen in Deutschland ließen sich die Marktteilnehmer offensichtlich nicht beirren. Erwartet wird noch das Ergebnis der wichtigen Stichwahlen im US-Bundesstaat Georgia um zwei Senatssitze.
USA: Dow schließt auf Rekordhoch, Nasdaq reagiert mit Verlusten auf Stichwahl in Georgia
Zweigeteiltes Bild am US-Aktienmarkt: Während die Standardwerte-Indizes am Mittwoch auch dank starker Bankentitel erneut Rekorde erreichten, ging es an der Technologiebörse Nasdaq deutlich bergab. Offensichtlich befürchteten die Anleger, dass die nach einer Stichwahl in Georgia sich abzeichnende demokratische Senatsmehrheit zu einer stärkeren Besteuerung und Regulierung vor allem der großen Technologiekonzerne führen könnte, sagten Experten.
Zum Handelsende notierte der Leitindex Dow Jones 1,44 Prozent im Plus bei 30 829,40 Punkte. Zuvor hatte er bei 31 022,65 Zählern den höchsten Stand seiner Geschichte erreicht. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,57 Prozent auf 3748,14 Punkte hoch. Sein Rekordhoch liegt nun bei 3783,04 Zählern. Dagegen sackte der technologielastige Nasdaq 100 um 1,40 Prozent auf 12 623,35 Zähler ab.
Angesichts eines möglichen Siegs der Demokraten waren zur Wochenmitte an der Dax-Spitze die Aktien von HeidelbergCement gesucht mit einem Zuwachs von zuletzt mehr als 5 Prozent. Der Zementhersteller dürfte nach Aussage von Händlern von hohen Investitionen in die Infrastruktur des Landes profitieren, sollten die Demokraten im Kampf um den Senat punkten. Sie könnten dann ein milliardenschweres Hilfsprogramm zügig umsetzen. Die Heidelberger sind auf dem nordamerikanischen Markt sehr aktiv.
HeidelbergCement gefragt
Ihre Rekordrallye zunächst unterbrochen haben Delivery Hero und Hellofresh. Der Essenslieferdienst und der Kochboxenversender profitieren vom Lockdown und den Restaurant-Schließungen. Beide Aktien waren bereits im Jahr 2020 die Stars am deutschen Aktienmarkt. An diesem Mittwoch nun sanken Delivery Hero zuletzt um rund 2 Prozent, Hellofresh verbilligten sich noch um 1,2 Prozent.
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Bewegt waren hierzulande auch Aktien nach Umstufungen durch Analysten. So gewannen die Anteile des Versicherers Hannover Rück 1,5 Prozent nach einer Kaufempfehlung. Nach unten um mehr als 3 Prozent ging es hingegen für die Titel des Laserspezialisten LPKF, nachdem die Experten der HSBC infolge der jüngsten Kursrallye ihr Kaufvotum gestrichen hatten.
ElringKlinger: Anleger machen jetzt Kasse
Stark unter Druck mit einem Minus von mehr als 10 Prozent gerieten im Nebenwerteindex SDax die Papiere von ElringKlinger. Händlern zufolge stuften die Analysten von MM Warburg die Titel auf "Sell" von "Hold" herunter. Die Aktien des Autozulieferers waren in der daraufhin in der Spitze sogar um rund 13 gefallen. Allerdings haben die Papiere in den vergangenen Wochen stark zugelegt. Anfang Oktober waren sie noch für 6,60 Euro zu haben.
Nasdaq
Euro steigt auf neues Hoch seit April 2018
Der Euro hat am Mittwoch leicht zugelegt und einen neuen mehrjährigen Höchststand erreicht. In der Nacht auf Mittwoch kostete die Gemeinschaftswährung bis zu 1,2325 US-Dollar und damit so viel wie zuletzt im April 2018. Das jüngste Hoch, das vor wenigen Tagen erreicht worden war, wurde damit leicht übertroffen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,2271 Dollar festgesetzt.
EUR/USD
Zur Wochenmitte stehen zahlreiche Konjunkturdaten auf dem Programm. In der Eurozone werden unter anderem Stimmungsdaten von den Dienstleistern erwartet. In den USA werden etwa Zahlen vom Arbeitsmarkt veröffentlicht. Am Abend präsentiert die US-Notenbank Fed ihr Protokoll zur jüngsten Zinssitzung.
Ölpreise bauen Gewinne aus - Opec+ kürzt Förderung
Die Ölpreise haben am Mittwoch ihre deutlichen Aufschläge vom Vortag leicht ausgebaut. Entscheidend ist der Entschluss des Ölverbunds Opec+, die Förderung in den Monaten Februar und März unter dem Strich zu reduzieren. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent kostete am Morgen 53,91 US-Dollar. Das waren 31 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 13 Cent auf 50,06 Dollar.
Brent
Damit rangieren die Ölpreise in der Nähe ihrer höchsten Stände seit dem schweren Einbruch während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020. Auslöser der jüngsten Gewinne war die Entscheidung der Opec+ vom Dienstag, die Ölproduktion in den kommenden beiden Monaten zu reduzieren. Die Hauptlast trägt der Ölgigant Saudi-Arabien, während der zweite große Förderer Russland seine Produktion sogar leicht ausweiten darf.
Die Entscheidung dürfte Folge der angespannten Corona-Lage in vielen Ländern sein, die auf der Rohölnachfrage lastet. Der Entschluss kam nach einer längeren Debatte der Länder zustande, die sich abermals zunächst nicht einigen konnten. Wie schon öfter zeigte sich letztlich Saudi-Arabien bereit, die Förderung deutlich zu reduzieren. Der Schritt war offenbar nicht mit den anderen Staaten abgesprochen. Russlands Vizeregierungschef Alexander Nowak sprach von einem "Neujahrsgeschenk".