Börsenrallye Dax klettert weiter, Nasdaq schließt auf Rekordhoch

Kursgewinne an der Börse: Der Dax notiert nur noch knapp unter seinem Rekordhoch
Foto: Frank Rumpenhorst/ dpaStarke Vorgaben von der Wall Street sowie gute Stimmungsdaten aus der französischen und deutschen Wirtschaft haben den Dax zur Wochenmitte auf das höchste Niveau seit Februar getrieben. Mit über 13.500 Punkten holte der deutsche Leitindex seine Verluste seit Beginn des Börsencrashs am 24. Februar endgültig auf. Zuletzt gewann er 1,5 Prozent auf 13.565 Punkte. Damit rückt der Dax-Rekord bei 13.795 Punkten, den der deutsche Leitindex Mitte Februar erreicht hatte, wieder in Reichweite. "Die Aussicht auf weitere Notenbanker-Schützenhilfe durch EZB und Fed, die wachsende Zuversicht auf eine Lösung im Gezerre um das US-Konjunkturpaket und die Hoffnung auf einen Brexit-Deal in letzter Sekunde bescheren Anlegern eine gute Stimmung", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.
Für mehr fehlte den Anlegern dann aber der Mut, eine weitere Annäherung an den vor dem Crash aufgestellten Rekord von 13 795 Punkten blieb aus. Bis zum Handelsschluss auf Xetra (17.30 Uhr) brachte der Leitindex mit 13 565 Punkten ein Plus von 1,52 Prozent über die Ziellinie. In der zweiten Börsenliga kletterte der MDax erstmals über die runde Marke von 30 000 Zählern. Mit einem Plus von 0,77 Prozent auf 29 974 Punkte schloss er dann knapp darunter. In den USA schloss der Tech-Index Nasdaq 100 auf Rekordhoch, nachdem die US-Notenbank Federal Reserve weitere langfristige Hilfen inmitten der Corona-Krise versprochen hatte. Der Dow Jones schloss dagegen kaum verändert.
Dax
Der MDax der 60 mittelgroßen Werte kletterte am Mittwoch erstmals in seiner Geschichte über die runde Marke von 30.000 Zählern. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann ebenfalls deutlich. Der Startschuss für die Jahresendrallye sei gefallen, kommentierte Jochen Stanzl, Analyst bei CMC Markets. Die Gespräche um das Konjunkturpaket in den USA kämen ins Rollen. Und die US-Notenbank Fed könnte an diesem Mittwoch ihre Geldpolitik noch weiter lockern - zur Freude der Aktienmärkte.
Dax, Dow und Aktien auf einen Blick: Hier geht es zur Börsenseite
Wirtschaft in Euro-Zone auf Erholungskurs
Für Zuversicht sorgten zudem überraschend starke Konjunkturdaten. Die Wirtschaft in der Euro-Zone hat sich nach ihrem steilen Sinkflug in der Corona-Pandemie im Dezember wieder gefangen. Der Einkaufsmanagerindex, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, stieg um satte 4,5 Punkte auf 49,8 Zähler, wie das Institut IHS Markit zu seiner monatlichen Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte. Damit liegt das Barometer wieder nahe an der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Die deutsche Wirtschaft gewann wegen der starken Erholung der Industrie sogar überraschend an Schwung.
Hoffnung auf Brexit Deal steigt wieder - Euro auf Zweijahreshoch
Optimistisch werteten die Börsianer auch die weiter andauernden Verhandlungen zu einem Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union. "An den Finanzmärkten überwiegt die Hoffnung, dass in allerletzter Minute noch ein Deal zustande kommt, auch wenn sich die Verhandlungen weiterhin sehr zäh gestalten", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen machte Fortschritte in den seit Monaten stockenden Gesprächen aus. Die Hoffnung auf einen Brexit-Deal sowie der allgemeine Konjunkturoptimismus ließen den Euro erstmals seit mehr als zwei Jahren über die Marke von 1,22 Dollar steigen. "Es gibt ein Wohlfühl-Momentum am Markt", sagte Bart Wakabayashi, Experte der State Street Bank. Das Pfund Sterling kletterte um 0,3 Prozent auf 1,3510 Dollar.
Continental setzt neue Ziele
Nach neuen mittelfristigen Zielen von Continental für das Wachstum und die Profitabilität eroberten die Aktien des Autozulieferers die Dax-Spitze mit plus 3,5 Prozent. Ein Händler sprach generell von einer fortgesetzt guten Stimmung für die Automobilbranche. In dieses Umfeld passten die Nachrichten von Continental. Die Erwartung einer dynamischen Erholung der Konjunktur 2021 nach der Corona-Krise treibe die Papiere der Branche hoch.
Dow schließt über 30.000 Punkten, Nasdaq auf Rekordhoch
Die Anleger an der Wall Street haben die Fortschritte bei den Gesprächen über ein weiteres US-Hilfspaket und den Corona-Impfbeginn im ganzen Land honoriert. Der Dow Jones Industrial überwand die Marke von 30.000 Punkten und schloss kaum verändert bei 30.154 Zählern. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es am Mittwoch sogar mit einem Plus von 0,6 Prozent auf ein weiteres Rekordhoch von 12.668 Punkten. Anlass für die weiteren Kursgewinne waren die Zusagen von Fed-Chef Jerome Powell, dass die Geldpolitik die Wirtschaft langfristig "kraftvoll unterstützen" werde.
Nasdaq 100
Auch die Erwartung eines weiteren Hilfspakets der US-Regierung trieb die Kurse. Demokraten und Republikaner im US-Kongress hätten sich zwar noch nicht auf ein Paket geeinigt, sagte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan. "Sie bewegen sich aber eindeutig in die richtige Richtung. Ein Deal wird bald bekanntgegeben."
Cannabis-Produzenten rücken zusammen
Unterdessen schwebten die Eigner von Aphria und Tilray auf Wolke sieben. Die geplante Fusion der beiden Cannabis-Produzenten bescherte den Titeln Kursgewinne von vier beziehungsweise 19 Prozent. Papiere von Konkurrenten wie Aurora, Canopy und Cronos gewannen bis zu 1,5 Prozent. Mit Aphria schlucke Tilray den einzigen kanadischen Cannabis-Produzenten, der dauerhaft nennenswerte operative Gewinne mache, kommentierte Analystin Vivien Azer vom Vermögensverwalter Cowen.
EUR/USD
Ölpreise stagnieren auf erhöhtem Niveau
Die Ölpreise haben sich am Mittwoch im frühen Handel zunächst wenig bewegt. Sie liegen weiterhin in der Nähe ihres höchsten Standes seit der ersten Corona-Welle im Frühjahr. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent kostete am Morgen 50,60 US-Dollar. Das waren 14 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel ebenfalls leicht um 14 Cent auf 47,48 Dollar.
Brent
Leichten Druck auf die Rohölpreise übten zuletzt neue Lagerdaten aus den USA aus. Der Industrieverband API hatte am Dienstagabend einen Anstieg der landesweiten Erdölvorräte gemeldet. An diesem Mittwoch folgen die offiziellen Wochendaten der Regierung. Diese lösen oft deutliche Marktbewegungen aus, die sich jedoch häufig als kurzlebig erweisen.
Die Lage am Ölmarkt ist gegenwärtig gekennzeichnet durch die Hoffnung auf konjunkturelle Besserung bei zugleich hohen Risiken. Erfolge in der Corona-Impfstoffforschung haben den Ölpreisen in den vergangenen Wochen einen deutlichen Schub verliehen. Dem stehen jedoch praktische Probleme wie eine ausreichende Impfstoffproduktion und eine flächendeckende Verteilung gegenüber. Entsprechend ungewiss sind die Aussichten für die Konjunktur und die Ölnachfrage.