Börse Dax und Dow vor Wahl in Georgia schwächer

Lockdown wird wohl verlängert: Keine gute Nachricht für Anleger
Foto: DANIEL ROLAND / AFPDie Anleger am deutschen Aktienmarkt haben nach dem Rekord zum Jahresauftakt weitere Gewinne eingestrichen. Der Dax verlor am Dienstag zum Handelsschluss 0,55 Prozent auf 13 651,22 Punkte. Hingegen brachte der MDax mit den mittelgroßen deutschen Unternehmen ein Plus von 0,35 Prozent auf 31 059,88 Punkte über die Ziellinie. Am Vortag hatte der Dax mit einem Rekord von 13 907 Punkten einen positiven Jahresstart hingelegt, im späten Handel aber bereits unter ersten Gewinnmitnahmen gelitten. Am zweiten Handelstag des Jahres belasteten nun die aktuellen Entwicklungen in der Corona-Krise den deutschen Leitindex wieder stärker.
So steht Deutschland wegen der immer noch hohen Corona-Infektionszahlen vor einer Verlängerung des Lockdowns bis Ende Januar und weiteren Verschärfungen zur Reduzierung der Kontakte. Die Impfstoff-Euphorie der vergangenen Wochen weicht somit wieder mehr den Sorgen.
Dax
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Verlängerter Lockdown stützt Delivery Hero
Weiter im Höhenflug sind die Aktien des Essenslieferanten Delivery Hero, die erstmals die Marke von 145 Euro übersprangen und den Handel etwas darunter mit plus 5,53 Prozent beendeten. Ihnen spielt der verlängerte Lockdown mit Schließung von Restaurants weiter in die Karten, wie auch dem Kochboxenversender Hellofresh. Dessen Papiere erreichten ebenfalls ein Rekordhoch und schlossen unter den Top-Werten im MDax 5,88 Prozent höher. Im Dax lagen die Versorgertitel von RWE und Eon weit hinten mit minus 2,09 beziehungsweise minus 2,45 Prozent. Europaweit wurde die Branche am Dienstag gemieden.
Wall Street: Dow Jones und Nasdaq erneut mit Verlusten
An der Wall Street dürften am Dienstag die entscheidenden Stichwahlen zum US-Senat in Georgia im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Der Broker IG taxierte den Dow Jones Industrial rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn 0,17 Prozent tiefer bei 30 172 Punkten. Am Montag bereits hatten wichtige Indizes wie der Dow oder der marktbreite S&P 500 nach anfänglichen Rekorden ihrem guten Lauf Tribut gezollt und jeweils mehr als 1 Prozent im Minus geschlossen.
Das Ergebnis der Abstimmungen wird darüber entscheiden, ob die Republikaner ihre Mehrheit im Senat verteidigen können oder ob die Demokraten neben dem Repräsentantenhaus künftig auch die zweite Kammer dominieren werden. Mit der Kontrolle über den Senat könnte der künftige Präsident Joe Biden durchregieren - vorausgesetzt, die Demokraten werden bei Gesetzesvorhaben oder Ernennungen von Regierungsmitgliedern an einem Strang ziehen. Wenn die Demokraten das Rennen um die Senatsmehrheit für sich entscheiden sollten, rechnen Anleger mit höheren fiskalischen Anreizen zur Stimulierung der Wirtschaft, aber auch mit höheren Steuern und mehr Regulierung. Wenn es aber den Republikanern gelingen sollte, mindestens einen der beiden Sitze zu gewinnen, können sie jede Initiative des gewählten Präsidenten Joe Biden blockieren - angefangen bei der Nominierung seines Kabinetts.
Tui-Aktionäre genehmigen Staatseinstieg
Bei den Unternehmen rückte Tui ins Rampenlicht. Die Eigner des durch die Pandemie besonders hart getroffenen Reiseveranstalters haben das milliardenschwere Rettungspaket genehmigt. Bei der in diesem Rahmen geplanten Kapitalerhöhung darf Großaktionär Alexej Mordaschow einer Entscheidung der Finanzaufsicht Bafin zufolge seine Beteiligung auf bis zu 36 Prozent ausbauen, ohne den übrigen Aktionären ein sonst übliches Übernahmeangebot unterbreiten zu müssen. Tui-Aktien drehten gegen Mittag deutlich ins Minus und notierte zuletzt rund 5 Prozent leichter bei 5,30 Euro.
Beim Autozulieferer Continental half es nicht nachhaltig, dass JPMorgan die Aktien in einer insgesamt optimistischen Branchenstudie hochstufte. Nach anfänglich deutlichen Gewinnen drehten die Papiere zwischenzeitlich ins Minus und notierten zuletzt noch 0,25 Prozent fester bei 118 Euro. Für Elringklinger gaben außerdem die Experten von JPMorgan ihren bisherigen Pessimismus auf. Hier setzten die Papiere ihre Rally mit einem Hoch seit Februar 2018 fort. Sie waren mit einem Plus von 5,8 Prozent der Spitzenreiter im SDax.
Im Sog davon waren auch die Aktien anderer Autozulieferer gefragt, Hella etwa brachten es im MDax auf ein Plus von zuletzt rund 2 Prozent. Bei anderen Branchenunternehmen wie BMW wird JPMorgan nach der jüngsten Erholung aber etwas vorsichtiger, die Aktien des Münchener Autobauers bewegten sich im Dax mit 1,3 Prozent im Minus.
Hinten im Leitindex lagen die RWE-Aktien, die nach ihrer Vortagsrallye auf ein Hoch seit 2012 zuletzt um 1,6 Prozent sanken. Versorger standen am Dienstag bei Anlegern europaweit ganz unten auf dem Wunschzettel. Die Aktien von Eon waren im deutschen Leitindex ein ähnlich großer Verlierer wie RWE.
Ein Schwung an Gewinnmitnahmen überkam einige Aktien, die zuletzt in der Corona-Krise gefragt waren. Die Papiere der Shop Apotheke im MDax verringerten ihre Verluste zuletzt auf 1,6 Prozent, Westwing im SDax standen noch mit 1,4 Prozent im Minus. Schlusslicht waren dort aber Titel des Nutzfahrzeugzulieferers Jost Werke, die zuletzt noch rund 3 Prozent nachgaben. Belastend wirkten sich dort Abstufungen durch die Analysten von JPMorgan und Stifel Europe aus.
Gesprächsstoff lieferte auch der mit Manipulationsvorwürfen konfrontierte Leasingspezialist Grenke, dessen vorgestellte Neugeschäftszahlen die Anleger nicht ermutigten. Die Aktien verloren zuletzt 2,8 Prozent. Die fast unveränderten Evotec-Aktien profitierten derweil nicht davon, dass der Wirkstoffforscher eine erweiterte Kooperation mit Bristol Myers Squibb vermeldete.
Dow und Nasdaq im späten Handel mit Verlusten
Nach anfänglichen Rekorden hat die Wall Street zu Beginn des neuen Jahres ihrem guten Lauf Tribut gezollt. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte am Ende 1,25 Prozent im Minus bei 30.223,89 Punkten, zeigte sich damit aber immerhin sichtlich erholt von seinem Tagestief. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Montag letztlich um 1,48 Prozent auf 3700,65 Zähler nach unten und der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 1,50 Prozent auf 12.694,67 Punkte.
Nasdaq
Euro legt etwas zu
Der Kurs des Euro ist am Dienstag gestiegen. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,2270 US-Dollar gehandelt und damit etwas höher als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Montagnachmittag auf 1,2296 Dollar festgesetzt.
EUR/USD
Wie bereits an den vergangenen Handelstagen wurde das Geschehen vor allem durch eine breitangelegte Dollar-Schwäche bestimmt, die dem Euro am Morgen im Gegenzug etwas Auftrieb verlieh. Am Devisenmarkt richtete sich der Blick verstärkt auf die weitere politische Entwicklung in den USA.
Die Wähler im südlichen US-Bundesstaat Georgia entscheiden im Tagesverlauf bei zwei Stichwahlen über die künftigen Machtverhältnisse im einflussreichen US-Senat. Vom Ergebnis der Abstimmungen hängt ab, ob die Republikaner ihre Mehrheit im Senat verteidigen können oder ob die Demokraten neben dem Repräsentantenhaus künftig auch die andere Kongresskammer in Washington dominieren werden.
Ölpreise geben nach - keine Einigung bei Opec+
Die Ölpreise sind am Dienstag gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent kostete am Morgen 50,74 US-Dollar. Das waren 35 Cent weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 26 Cent auf 47,36 Dollar.
Brent
Am Ölmarkt richtete sich das Interesse der Investoren auf die Förderpolitik des Ölkartells Opec und seiner Kooperationspartner, die in dem Verbund Opec+ zusammengefasst sind. Seit Montag laufen Gespräche über die Fördermengen der Mitglieder im Februar. Nachdem sie am Montag unerwartet unterbrochen worden waren, werden die Verhandlungen am Dienstag fortgesetzt.
Zuletzt hatte das führende Opec-Mitglied Saudi-Arabien vor einer frühzeitigen weiteren Ausweitung der Ölförderung gewarnt, die von Russland unterstützt wird. Die Opec+ müsse angesichts zuletzt gestiegener Ölpreise der Versuchung widerstehen, schon jetzt die Produktionsbegrenzungen noch mehr zu lockern, sagte der saudische Energieminister Abdulasis bin Salman.