Zwischenhoch an der Börse Morgens Rekorde, abends Entspannung

Bulle und Bär: Neue Höchststände an den US-Börsen stützen den Dax
Foto: DPAEin sich abzeichnendes weiteres Hilfspaket für die US-Wirtschaft und Rekordkurse an der Wall Street haben am Mittwoch dem deutschen Aktienmarkt zeitweise kräftige Impulse verliehen. Zum Schluss jedoch reduzierte der Dax sein Plus auf 0,47 Prozent. Mit 13.340,26 Punkten ging der Leitindex aus dem Handel, nachdem er am Vormittag mit 13.454 Punkten noch dicht an sein Corona-Hoch von Anfang September heran gerückt war.
Vor dem Treffen zwischen dem britischen Premier Boris Johnson und der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zum Brexit-Deal am Mittwochabend und vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag wollten einige Anleger offenbar nicht mehr ganz so mutig sein.
Der MDax der mittelgroßen Werte markierte zunächst sogar eine weitere Bestmarke, gab aber zum Handelsende ebenfalls nach und schloss mit 0,11 Prozent im Minus auf 29.620,95 Punkte. Ähnlich das Bild auf europäischer Ebene: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg im frühen Handel um knapp ein Prozent auf den höchsten Stand seit Ende Februar, kurz vor dem weltweiten Corona-Börsencrash. Davon blieb am Ende allerdings nur ein moderates Plus von 0,09 Prozent auf 3529,02 Punkte übrig.
Dax
In den USA hatten am Vorabend der marktbreite S&P 500 und die technologielastigen Nasdaq-Indizes Rekordmarken geknackt. Auslöser waren positive Nachrichten aus der weltgrößten Volkswirtschaft. "Nach langem Hin und Her liegt jetzt ein konkreter Vorschlag für das nächste US-Hilfspaket auf dem Tisch", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Das Volumen sei zwar deutlich geringer als von den Demokraten gewünscht, "das stört am Aktienmarkt im Moment aber niemanden".
Dax, Dow und Aktien auf einen Blick: Hier geht es zur Börsenseite
Covestro erhöht Prognose, Deutsche Bank enttäuscht
Unter den Einzelwerten richteten sich im Leitindex die Blicke auf die Tagesgewinner Delivery Hero , die ein Plus von 6,7 Prozent verzeichneten, und auf Covestro , deren Aktien um 5 Prozent zulegten. Wegen eines besser als erwartet laufenden Schlussquartals erhöhte der Kunststoffkonzern die Jahresziele. Auch für den für Aktionäre interessanten freien Mittelzufluss zeigt sich Covestro optimistischer.
Hinten im Dax waren die Papiere der Deutschen Bank mit minus 1,61 Prozent, die damit von den Ankündigungen auf dem Investorentag nicht profitieren konnten. Ende vergangener Woche hatten sie noch den höchsten Kurs seit Ende Februar kurz vor Beginn des Corona-Börsencrashs erreicht. Das Institut will das Sparziel verschärfen. Zudem soll 2022 das Investmentbanking mehr Erträge beisteuern als bisher angestrebt. Laut Goldman-Sachs-Analyst Jernej Omahen bleiben die strukturellen Herausforderungen für die Bank aber bestehen.
Im MDax waren Papiere von Medizintechnik- und Biotech-Unternehmen generell sehr schwach. Morphosys verloren am Index-Ende 3,21 Prozent. Die Titel von Thyssenkrupp profitierten mit plus 5,65 Prozent von einer positiven Studie der Bank of America, die sie auf die Liste ihrer "Best Ideas" unter den kleinen und mittelgroßen europäischen Unternehmen gesetzt hatte.
Frisches Geld besorgte sich der in Kürze in den SDax aufsteigende Möbelhändler Home24 , woraufhin die Aktien um 4,5 Prozent absackten.
Euro legt leicht zu
Der Euro gab zwischenzeitliche Gewinne wieder ab und kostete zuletzt 1,2083 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,2109 (Dienstag: 1,2114) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8258 (0,8255) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite im Gegenzug von minus 0,59 Prozent am Vortag auf minus 0,60 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 146,38 Punkte. Der Bund-Future sank zuletzt um 0,04 Prozent auf 178,14 Punkte.
EUR/USD
Für Auftrieb beim Euro sorgte die Hoffnung auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien nach dem Brexit. Ähnlich wie der Euro konnte auch das britische Pfund im frühen Handel leicht zulegen.
Ölpreise geben nach
Die Ölpreise sind am Mittwoch nach deutlich gestiegenen US-Rohöllagerbeständen unter Druck geraten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent kostete zuletzt 48,53 US-Dollar. Das waren 28 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 47 Cent auf 45,11 Dollar. Vor der Veröffentlichung der Zahlen hatten beide Ölsorten noch rund einen Cent höher notiert.
Brent
In den USA sind die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche sehr deutlich gestiegen. Die Vorräte kletterten laut Energieministerium um 15,2 Millionen Barrel auf 503,2 Millionen Barrel. Dies ist der stärkste Anstieg seit April. Dies kam für die Märkte überraschend. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang um 1,0 Millionen Barrel gerechnet. Die höheren Vorräte belasteten die Preise. Experten verweisen auf deutlich gesunkene Rohölexporte. Verantwortlich dafür sei die Schließung des Hafens in Houston. Er wurde wegen schlechten Wetters geschlossen.