Börse Aktienrallye verliert nach Dax-Rekord an Schwung

Wohin geht die Reise? An der Frankfurter Börse hatte der Dax am Montag zwischenzeitlich einen neuen Höchststand erreicht
Foto: A3602 Frank Rumpenhorst/ dpaAm deutschen Aktienmarkt hat sich die Stimmung am Dienstag nach den Rekorden zum Wochenstart leicht eingetrübt. Die 14.000-Punkte-Marke im Dax hielt jedoch. Der deutsche Leitindex schloss mit minus 0,3 Prozent auf 14.011,80 Punkte. Seine Bestmarke liegt aktuell bei fast 14.170 Punkten. Der MDax fiel um 0,7 Prozent auf 32.256,89 Punkte und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,1 Prozent auf 3661,13 Punkte. In Paris und London hielten sich der Cac-40 und der FTSE 100 indes knapp im Plus. In den USA gab es ebenfalls nur moderate Indexbewegungen. Der Dow Jones gab zum europäischen Handelsschluss um 0,1 Prozent nach, die Nasdaq-Börsen stiegen zugleich minimal.
Dax
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An der Dax-Spitze gewannen die Aktien von Delivery Hero 2,7 Prozent. Der Essensauslieferer legt an diesem Mittwoch seine Eckzahlen für das Geschäftsjahr 2020 vor.
Die Papiere von RWE indes waren Schlusslicht mit minus 2,8 Prozent. Analysten sahen den Kursrücksetzer im Zusammenhang mit der jüngsten Ausschreibung britischer Offshore-Windprojekte. Zum Zuge gekommene Konzerne wie RWE müssten im Voraus Milliarden bezahlen für Projekte mit einem gewissen Umsetzungsrisiko, schrieb Bank-of-America-Analyst Peter Bisztyga.
Schwächster Wert im SDax waren die Anteilscheine von Ceconomy, die um 8,5 Prozent einknickten. Nach der Präsentation der endgültigen Quartalszahlen machten sich bei den Anlegern des Unterhaltungselektronikhändlers Sorgen über die weitere Geschäftsentwicklung breit. Baader-Bank-Experte Volker Bosse etwa schrieb: "Der Geschäftsausblick ist angesichts der Ausweitung lokaler coronabedingter Lockdowns beträchtlich gestiegenen Unsicherheiten unterworfen. Die Jahresziele der Unternehmensgruppe sind offenkundig gefährdet." Die Aktien des Stahlhändlers Klöckner & Co dagegen nahmen nach äußerst optimistischen Aussagen zum ersten Quartal die Indexspitze ein mit plus 6,8 Prozent.
Die Grenke-Aktie stieg um 6,6 Prozent, nachdem sie am Vortag um 30 Prozent eingebrochen war. Nach Vorwürfen einer massiven Bilanzmanipulation war der Leasing-Konzern bei den Prüfungen seiner Geschäftsprozesse tatsächlich auf Probleme gestoßen und hatte sich mit sofortiger Wirkung von Vorstand Mark Kindermann getrennt.
Die Aktie von Qiagen gab um 0,7 Prozent auf 44,59 Euro nach. Der US-Diagnostikkonzern Quidel kommentierte Berichte, er erwäge eine Übernahme des deutschen Biotechkonzerns, nur zurückhaltend. Zuvor war Wettbewerber Thermo Fisher mit seinem Gebot für Qiagen gescheitert.
Bitcoin und Tesla befruchten sich gegenseitig
Auf Rekordhöhe kletterte auch Bitcoin. Der Kurs der Kryptowährung kletterte um bis zu 8 Prozent auf ein Rekordhoch von 48.214,99 Dollar. Am Abend schwankte der Kurs um 47.000 Dollar. Den Startschuss für die aktuelle Rallye gab die Bekanntmachung von Tesla, 1,5 Milliarden in Bitcoin investiert zu haben.
Bitcoin
Der Elektroautohersteller öffnet sich für digitale Währungen und wolle schon bald Zahlungen in Bitcoin bei Käufen von Autos und anderen Produkten akzeptieren. Vor allem jedoch nützt der Schritt den privaten Finanzwetten von Tesla-Chef und -Großaktionär Elon Musk (49), der bereits als reichster Mann der Welt gilt. Tesla-Aktien, die am Montag im Zuge des Bitcoin-Hypes ebenfalls gestiegen waren, gaben am Dienstag jedoch 2 Prozent nach.
Euro legt weiter zu
Der Euro profitierte von einer breiten Dollar-Schwäche und wurde am frühen Abend zu 1,2105 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,2104 (Montag: 1,2025) Dollar fest.
USD/EUR
Zur positiven Grundstimmung an den europäischen Börsen trage außerdem die Aussicht auf eine italienische Regierung unter Führung des ehemaligen EZB-Chefs "Super Mario" Draghi bei, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Noch ist nicht sicher, ob er eine Mehrheit hinter sich versammeln kann. Sicher ist nur, dass eine von Draghi geführte Regierung sehr proeuropäisch wäre." Am Dienstag verhandelte Draghi mit weiteren Parteien.
Daher griffen weitere Anleger zu italienischen Anleihen. Dies drückte den Risikoaufschlag der zehnjährigen Titel zu vergleichbaren Bundespapieren zeitweise auf den niedrigsten Stand seit gut fünfeinhalb Jahren.
Ölpreis über 60 Dollar
Auch am Rohstoffmarkt waren die Optimisten in der Überzahl. Sie setzten auf frischen Wind für die Weltwirtschaft durch die geplanten Corona-Staatshilfen in den USA. Zusätzlichen Auftrieb erhielten sie vom schwächelnden Dollar, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Die Abwertung der Weltleitwährung, die in Aufschwungphasen als "sicherer Hafen" weniger gefragt ist, macht Rohstoffe für Investoren außerhalb der USA attraktiver.
Dies verhalf dem wichtigen Industriemetall Kupfer zu einem Kursplus von 1,3 Prozent auf 8144 Dollar je Tonne. Gold verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 1837 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und die Ölsorte Brent aus der Nordsee um bis zu 1,2 Prozent auf 61,27 Dollar je Barrel (159 Liter). Das ist der höchste Stand seit 13 Monaten. Investoren setzten darauf, dass das Überangebot rascher verschwinden werde als gedacht, sagte Analyst Phil Flynn vom Brokerhaus Price Futures.
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