Kursrutsch an der Börse Dax und Dow taumeln abwärts - Ölpreis-Sturz belastet

Dax und Dow Jones im Minus: Der Ölpreis-Crash belastet die Börsen
Foto: picture alliance / dpaDer Kursrutsch am Öl- und Aktienmarkt setzt sich fort: Der Dax (Kurswerte anzeigen) baute am Dienstag seine Verluste im Xetra-Handel (17.30 Uhr) auf knapp 4 Prozent aus und fiel unter die Marke von 10.300 Punkten. Auch in den USA erlitt der Dow Jones am Nachmittag erneut kräftige Verluste, bis zum Handelsschluss in den USA (22 Uhr MESZ)fiel der US-Leitindex um 3,6 Prozent und schloss nur knapp über der Marke von 23.000 Punkten. Zu den größten Verlierern im Dax zählten am Dienstag die Aktien von SAP , Volkswagen Vz. , BMW und Infineon mit Verlusten von jeweils rund 6 Prozent.
Zu den wenigen Gewinnern im Dax gehörten am Dienstag die Aktien von Beiersdorf und von Wirecard. Die Aktie des Zahlungsdienstleisters Wirecard baute im späten Handel ihre Gewinne auf mehr als 2 Prozent aus und kletterte über die Marke von 124 Euro. Spekulative Anleger erwarten in Kürze den Abschlussbericht des Sonderprüfers KPMG. Sollte Wirecard von den Vorwürfen der Bilanzmanipulation, die die Zeitung FT wiederholt erhoben hatte, entlastet werden, könnte dies den Kurs der Wirecard-Aktie weiter antreiben. In den vergangenen vier Wochen hat das Papier von Wirecard bereits mehr als 40 Prozent zugelegt.
Weiterhin stehen die Börsen weltweit unter dem Eindruck des Crashs am Ölmarkt. "Die Mega-Verschiebungen auf dem Ölmarkt haben enorme Auswirkungen auf die Aktien", sagte Marktanalyst David Madden von CMC Markets. Die Kurse von Europas Öl-Multis BP, Shell, Total und Eni gaben bis zu fünf Prozent nach. Am Ölmarkt klaffen derzeit Angebot und Nachfrage stark auseinander. Die Corona-Pandemie legt die ohnehin schon in billigem Öl schwimmende US-Wirtschaft lahm - der Bedarf an dem Rohstoff sinkt dadurch kräftig, die Öllager drohen überzulaufen. Sollte nun die US-Ölindustrie mit ihren vielen kleineren Unternehmen noch stärker unter Druck geraten, fürchten Experten eine Pleitewelle, die womöglich auch die Finanzbranche belasten könnte.
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Wall Street: Dow Jones und Nasdaq tief im Minus
Nach dem bereits durch den Ölpreisverfall torpedierten Wochenstart brauen sich auch am Dienstag über der Wall Street düstere Wolken zusammen. An der Wall Street hat der Dow Jones (Kurswerte anzeigen) am Dienstag nachgegeben. Der US-Leitindex verlor 2,7 Prozent auf 23.018,88 Punkte. Der technologielastige Nasdaq (Kurswerte anzeigen) gab 3,5 Prozent auf 8.263,23 Punkte nach und der breit gefasste S&P 500 büßte 3,1 Prozent auf 2.736,56 Punkte ein. Selbst Highflyer der vergangenen zwei Wochen wie zum Beispiel Tesla oder Nvidia gerieten mit Verlusten zwischen 5 und 6 Prozent unter starken Abgabedruck.
Coca Cola und IBM nach Zahlen schwächer
Der US-Softgetränkehersteller Coca-Cola schlug sich im Auftaktquartal 2020 zwar besser geschlagen als gedacht, rechnet aber wegen der Pandemie im zweiten Quartal mit deutlichen Einbußen. Der Computer-Riese IBM , der bereits am Vorabend seinen Quartalsbericht vorgelegt hatte, meldete deutliche Umsatz- und Gewinneinbußen und gab seine Jahresziele auf.
Beyond Meat gegen den Trend fest: Kooperation mit Starbucks in China
Unter den wenigen Gewinnern an diesem Tag mischten sich dagegen an der Nasdaq-Börse die Aktien des Fleischersatzprodukte-Herstellers Beyond Meat . Das Unternehmen gab bekannt, über eine Partnerschaft mit Starbucks den chinesischen Markt erschließen zu wollen. Die Papiere, die zum Handelsstart um rund 14 Prozent nach oben geschossen waren, legten zuletzt noch um 5 Prozent zu. Starbucks reagierten indes nicht positiv, sondern büßten 3,2 Prozent ein.
Öl-Unternehmen teils hoch verschuldet
In den vergangenen zwei Wochen hatten sich die meisten Aktienmärkte noch ein großes Stück weit von dem Corona-bedingten Kurscrash erholen können. An der Wall Street aber brachten bereits am Vortag die Turbulenzen am US-Ölmarkt die hoffnungsfrohe Stimmung wieder ins Wanken.
Die Preiskapriolen fachen nun bei Anlegern die Sorge um die bereits durch steigende Arbeitslosenzahlen bedrohte US-Wirtschaft weiter an. So geht die Furcht um, dass die teils hochverschuldeten US-Ölunternehmen in Schieflage geraten könnten und dies wiederum weitere Kreise ziehen könnte.
"Sollten diese Unternehmen ihre Ausstände nicht mehr bezahlen können, sollte man sich darum sorgen, welche Folgen das auf die Kreditmärkte und die Banken im Besonderen hat", gab Neil Wilson von Markets.com zu bedenken. In Europa hatten Investoren am Dienstag zuvorderst Anteile an Öl-, Energie- sowie Rohstoffkonzernen aber auch die Aktien von Geldhäusern aus den Depots geworfen. Diese Branchen könnten nun auch an der Wall Street im Auge des Hurrikans stehen.
Nordkorea: Kim Jong Un nach OP in kritischem Zustand
Neben den Verwerfungen am Ölmarkt kommen aktuell noch Spekulationen über die politische Entwicklung in Nordkorea ins Spiel, da der Machthaber des Landes, Kim Jong Un, sich Berichten zufolge nach einer Operation in kritischem Zustand befindet.
SAP: Abgang von Jennifer Morgan
Die Papiere von SAP (Kurswerte anzeigen) sanken um knapp 3 Prozent Prozent. Überrascht hat laut Börsianern die Nachricht, dass Jennifer Morgan als Co-Vorstandschefin den Softwarekonzern verlassenund somit Christian Klein der alleinige Chef sein werde, zumal die beiden als Duo erst vor gut einem halben Jahr angetreten seien. Ein Händler verwies zudem als Kursbelastung darauf hin, dass SAP die Erwartungen an den freien Mittelzufluss nach unten geschraubt habe.
Conti und VW erneut unter Druck
Angesichts der mit dem Ölpreis-Schock einhergehenden Sorgen um die Lage der Weltwirtschaft gerieten insgesamt vor allem konjunkturabhängige Werte unter Druck. Im Dax zeigte sich dies an den Aktien von Infineon (Kurswerte anzeigen), Continental (Kurswerte anzeigen) und Volkswagen (Kurswerte anzeigen), die als schwächste Index-Werte um teils mehr als fünf Prozent einbüßten. Vorne im Dax waren mit Beiersdorf (Kurswerte anzeigen) ein typisch defensiver Wert. Die Papiere des Konsumgüterherstellers legten um gut ein Prozent zu und waren der einzige Gewinner im Dax.
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Ölpreis-Kursrutsch setzt sich fort
Am Dienstag mussten Verkäufer weiterhin noch etwas draufzahlen, um den auslaufenden Terminkontrakt für Mai-Lieferungen der US-Sorte WTI loszuwerden. Nachdem Verkäufer am Montag pro Barrel (159 Liter) fast 40 Dollar zuschießen mussten, um Abnehmer für den Rohstoff zu finden, verringerte sich der Aufschlag am Dienstag auf 7,45 Dollar. Vermehrt ins Rampenlicht rückte im Handelsverlauf der deutlich stärker gehandelte Kontrakt für Öllieferungen im Juni, der ebenfalls nachgab. Nordseeöl der Sorte Brent kostete ein Viertel weniger und wurde bei Preisen von weniger als 20 Dollar das Barrel gehandelt.
Investoren sehen im Ölpreis-Crash den jüngsten Beweis für den Schaden, den die Corona-Krise in der Weltwirtschaft verursacht hat. Weitere Belege lieferten Firmen, die zur Zeit reihenweise ihre Prognosen einstampfen und die Dividende streichen, um mit den Virus-Folgen fertig zu werden.
Euro gibt nach
Der Kurs des Euro (Kurswerte anzeigen) hat am Dienstag im frühen Handel angesichts der hohen Verunsicherung nachgegeben. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde mit 1,0832 US-Dollar gehandelt. In der Nacht hatte sie noch bei 1,0871 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0860 (Freitag: 1,0860) Dollar festgesetzt.
Die Finanzmärkte werden weiterhin durch eine hohe Verunsicherung durch die Corona-Krise geprägt. Davon profitiert oft der US-Dollar als Weltleitwährung. "Derweil zeigen die konjunkturellen Datenveröffentlichungen mit teilweise extremen negativen Ausschlägen, wie groß die Schäden sind, die die Viruspandemie angerichtet hat", kommentierten die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Die jüngsten Turbulenzen an den Rohölmärkten sorgen für zusätzliche Beunruhigung.
Vor der anhaltend hohen Verunsicherung profitiert der japanische Yen. Die oft als sicherer Hafen gesuchte Währung legte zu Euro und Dollar zu