Börse Dow startet durch - Sanders steigt aus, Fed bleibt bei Nullzins

Dax-Kurve an der Frankfurter Börse
Foto: Frank Rumpenhorst/ dpaNach zwei starken Börsentagen sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt wieder auf die Bremse getreten. Die Finanzminister der Europäischen Union konnten sich am Mittwoch auchnach 16-stündigen Verhandlungen nicht auf ein 500 Milliarden Euro schweres Corona-Hilfspaket einigen. Stattdessen vertagten sie sich auf Donnerstag. Das belastete die Kurse. Der Dax gab zum Handelsschluss auf Xetra (17.30 Uhr) um 0,2 Prozent auf 10.332 Punkte nach.
Dank guter Vorgaben von den US-Börsen könnte der Dax am morgigen Donnerstag jedoch seinen Erholungskurs fortsetzen und mit Gewinnen in den Handel starten. In den vergangenen beiden Tagen hatte sich der deutsche Leitindex bereits um fast neun Prozent erholt. Und in den USA ging es auch am Mittwoch weiter aufwärts.
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Wall Street: Dow Jones und Nasdaq bauen Gewinne aus
Der Dow Jones Industrial ist am Mittwoch nach einem verhaltenen Start weiter in die Höhe geschnellt. Im späten Handel stieg der US-Leitindex um 3,4 Prozent auf 23 400 Punkte. Auch die Technologiebörse Nasdaq Stock Market legte deutlich zu.
Die Nachricht, dass Wall-Street-Schreck Bernie Sanders aus dem Rennen um die US-Präsidentschaft aussteigt, sorgte für gute Laune an der US-Börse. Sanders Reformpläne hätten zwar für ein gerechteres Amerika gesorgt, hätte aber auch viel Geld gekostet - und zur Finanzierung wollte Sanders auch Amerikas Superreiche zur Kasse bitten.
Fed bleibt bei Nullzinspolitik
Positive Impulse kamen am Abend außerdem von der Geldpolitik: Die US-Notenbank signalisierte angesichts der Corona-Krise eine länger anhaltende Nullzinspolitik. Der Leitzins bleibe bei Null Prozent solange bis die Wirtschaft die Krise überwunden habe, hieß es im Protokoll (Minutes) der außerordentlichen Zinssitzung vom 15 März. Niedrige Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Anleihen in einem besseren Licht erscheinen.
Ölpreise legen vor Opec+ Treffen wieder zu
Für Optimismus sorgte zudem der wieder deutliche Anstieg der Ölpreise. Anleger hoffen aktuell darauf, dass sich die Ölförderländer, die sich in der sogenannten "Opec+" zusammengeschlossen haben, bei ihrem Treffen an diesem Donnerstag auf Förderkürzungen verständigen, um den Ölpreis zu stabilisieren.
Obwohl die USA mit 1800 eine Rekord-Anzahl von Corona-Toten binnen eines Tages zu beklagen haben, sagte Präsident Donald Trump, die Krise nähere sich ihrem Höhepunkt. "Händler versuchen den Tiefpunkt eines Aktienkurses vorherzusagen und Wissenschaftler den Höhepunkt der Pandemie", sagte Jasper Lawler, Chef-Analyst des Online-Brokers LCG. "Beides führt typischerweise zu jeder Menge Fehlprognosen."
250 Milliarden Dollar für kleine Betriebe
Um die Krise besser zu bewältigen, soll das riesige US-Konjunkturpaket Finanzminister Steven Mnuchin zufolge nochmals um 250 Milliarden US-Dollar aufgestockt werden. Die für kleinere und mittlere Unternehmen vorgesehene Kreditsumme von rund 350 Milliarden Dollar müsse wegen der großen Nachfrage rasch erhöht werden, hieß es. Damit sollen in den Firmen möglichst viele Jobs erhalten bleiben. Die Führung der Demokraten im US-Kongress forderte gar eine Aufstockung um 500 Milliarden.
Die Aktien von Tesla gewannen knapp 3 Prozent. Der US-Elektroautobauer will wegen der aktuellen Produktionspause offenbar spürbar bei der Vergütung der Arbeitnehmer in den USA sparen. Für Mitarbeiter im Management sollen die Einschnitte bis zu 30 Prozent betragen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Mitarbeiter, die weder in kritische Funktionen eingeteilt wurden, noch von Zuhause arbeiten können, werden demnach beurlaubt und erhalten keine Arbeitsvergütung. Tesla wollte den Bericht auf Nachfrage nicht kommentieren.
Infineon legt nach Cypress-Übernahme weiter zu
Infineon war am Nachmittag größter Gewinner im Dax. Der in den finalen Zügen stehende Zukauf des US-Unternehmens Cypress stimmt am Mittwoch die Anleger weiter optimistisch. Die Papiere des Chipkonzerns rückten um 2,5 Prozent vor. Die Infineon-Anteile steuern damit auf den fünften Gewinntag in Folge zu. Am Vortag hatte das Unternehmen mit der letzten erforderlichen Genehmigung in China endgültig grünes Licht für die milliardenschwere Übernahme erhalten. Der Abschluss des Deals soll spätestens nach den Osterfeiertagen erfolgen.
Nach wie vor schauen die Investoren auf die Ausbreitung des Coronavirus und die wirtschaftlichen Folgen. "In New York gibt es Licht am Ende des Tunnels, aber andere Teile der USA sind bedroht", sagte Aktienstratege Simon Powell von der US-Bank Jefferies. In einigen Bundesstaaten gebe es noch keine Aufforderung an die Bürger, zu Hause zu bleiben. Andere Bundesstaaten hätten die öffentlichen Aktivitäten bislang nur teilweise zurückgefahren.
Henkel und Post nehmen Prognosen zurück
Wegen des Coronavirus nahmen mit Henkel und der Deutschen Post zwei weitere Dax-Konzerne die Prognosen für das laufende Jahr zurück. Deutsche Post verloren daraufhin 2,6 Prozent, bei Henkel hielt sich der Kursabschlag mit 0,4 Prozent in Grenzen.
Vonovia und Aroundtown legen zu
Bei der Immobiliengesellschaft Vonovia hat sich die Corona-Krise bislang kaum negativ ausgewirkt. Die Aktie legte leicht zu. Im MDax der mittelgroßen Börsentitel verteuerten sich die Papiere der Immobiliengruppe Aroundtown sogar um 7,5 Prozent.
Bankentitel unter Druck - Kreditrisiken steigen
Schwäche zeigten dagegen die Bankaktien: Deutsche Bank zählten mit minus 2,5 Prozent zu den schwächsten Dax-Titeln und Papiere der Commerzbank waren mit minus 4,6 Prozent zweitschwächste Aktie im MDax . Mit der hohen Kreditaufnahme von Unternehmen zum Meistern der Krise nähmen die Risiken für die Bilanzen der Geldhäuser zu, sagte Analyst Andrew Lowe von der Berenberg Bank.
Euro bei 1,08 US-Dollar
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,38 Prozent am Dienstag auf minus 0,36 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,14 Prozent auf 144,21 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,34 Prozent auf 170,17 Zähler.
Der Euro machte anfängliche Verluste großteils wieder wett kostete am Nachmittag 1,0874 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0885 Dollar festgesetzt.
Italienische Staatsanleihen fliegen aus den Depots
Nach einer Nachtsitzung wurden die Verhandlungen über Hilfen für Italien und andere stark von der Pandemie betroffene Länder am Mittwochmorgen abgebrochen und auf Donnerstag vertagt. Je gravierender die Reaktion an den Märkten ausfalle, desto größer werde der Druck auf die Finanzminister beim nächsten Treffen, erklärten die Experten der BayernLB. Aus Verhandlungskreisen verlautete, Italien und die Niederlande hätten sich verhakt. Dabei sei es um Auflagen für milliardenschwere Hilfskredite aus dem Rettungsfonds ESM gegangen. Nach dem Abbruch der Gespräche schmissen Anleger italienische Staatsanleihen aus den Depots. Die Renditen der zehnjährigen Papiere zogen in Folge deutlich auf 1,748 Prozent von 1,602 Prozent an.
Hoffnung auf Öl-Förderbremse
An den Rohstoffmärkten keimte vor dem am Donnerstg geplanten Treffen der großen Öl-Förderländer die Hoffnung auf eine Kürzung der Produktionsmengen auf. Die Ölpreise legten zu, nachdem sie zwei Tage in Folge auf Talfahrt gegangen waren. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent verteuerte sich um bis zu 3,4 Prozent auf 32,96 Dollar. US-Leichtöl WTI kostete mit 25,29 Dollar bis zu sieben Prozent mehr. "Es ist jetzt wichtig, dass der Ölpreis stabilisiert wird, um unnötige Kreditrisiken inmitten der ohnehin schon unkalkulierbaren negativen wirtschaftlichen Effekten durch den Corona-Shutdown zu vermeiden", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets.
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Nikkei im Plus nach Beschluss des Konjunkturpakets
Ohne klare Richtung haben sich die wichtigsten Aktienmärkte in Fernost zur Wochenmitte präsentiert. Während die Börse in Tokio ihren klaren Erholungskurs diese Woche fortsetzte, wiesen die Handelsplätze in Festland-China und Hongkong mehr oder weniger negative Vorzeichen auf.
Der japanische Nikkei (Kurswerte anzeigen) schloss 2,1 Prozent höher bei rund 19.353 Punkten. Damit summiert sich der Nikkei-Gewinn in dieser Woche nun bereits auf fast 9 Prozent. In Hongkong hingegen fiel der Hang Seng am Mittwoch im späten Handel um 1,15 Prozent auf 23.975 Zähler. Der CSI 300 mit den 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen wurde zuletzt mit einem Minus von 0,40 Prozent bei 3783 Punkten gehandelt.