Börse Schon wieder ein Rekordtag beim Dax, US-Börse stabil

"Fieberkurve" des Dax im Frankfurter Börsensaal
Foto: DPAEuropas Aktienmärkte haben sich zum Wochenschluss trotz der weiteren Corona-Infektionen in China und schwacher Konjunkturdaten behauptet. Der Dax legte zeitweise am Freitag zeitweise um 0,3 Prozent zu und erreichte bei 13.788 Punkten ein neues Rekordhoch. Zum Handelsschluss notierte der Leitindex allerdings unverändert gegenüber dem Vortag bei 13.744 Punkten.
Der MDax der mittelgroßen Werte gewann 0,4 Prozent auf 29.284 Punkte. Der EuroStoxx 50 notierte kaum verändert bei 3847 Zählern. Positive Vorgaben aus den USA und zuletzt stark ausgefallene Geschäftszahlen verhinderten Kursverluste.
Ermunternde Firmenbilanzen haben auch die US-Börsen am Freitag gestützt. Die Sorgen der Anleger vor negativen Folgen des Coronavirus für die Weltwirtschaft bremsten die Rekordfahrt hingegen. Der Dow Jones lag mit 29.394 Punkten rund 0,1 schwächer. Der breiter gefasste S&P 500 legte 0,1 Prozent auf 3376 Punkte zu, der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,2 Prozent auf 9727 Zähler. Diese beiden Indizes setzten zwischenzeitlich neue Bestmarken.
"Die Investoren sind mit der Berichtssaison bislang zufrieden, und der Dax bekommt den nötigen Rückenwind weiter von der Wall Street", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. "Sollte es nicht zu einer drastischen Verschlechterung der Lage in China kommen, ist eine Fortsetzung der Aktienrally wahrscheinlich."
5000 neue Corona-Infektionen allein am Freitag gemeldet
Auch mehr als sechs Wochen nach dem Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle ebbt die Epidemie in China nicht ab, allein am Freitag meldeten die Pekinger Behörden mehr als 5000 Neuinfektionen. Das hinterlässt nach Einschätzung von Experten Spuren in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft.
Chinas Wirtschaft wächst deutlich langsamer
Im ersten Quartal dürfte das Wachstum nur noch bei 4,5 Prozent liegen und damit so gering ausfallen wie seit der Finanzkrise nicht mehr, wie aus einer Reuters-Umfrage unter 40 Ökonomen weltweit hervorgeht. Das lastete auf den Rohstoffpreisen: Zink verbilligte sich um ein Prozent auf 2152,50 Dollar je Tonne. Kupfer kostete mit 5771,50 Dollar je Tonne 0,3 Prozent weniger als am Donnerstag.
Der Euro fiel zeitweise auf ein Drei-Jahres-Tief von 1,0826 Dollar. Zum Schweizer Franken notierte er mit 1,0607 Franken auf dem niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren. Einen Hauptgrund für die Kursverluste sieht Commerzbank-Analystin Antje Praefcke in der schwächelnden europäischen Konjunktur. Diese leiste Spekulationen auf eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) Vorschub. "Zumal die USA mit eher freundlichen Daten punkten können, zuletzt sogar mit einer wieder steigenden Inflationsrate." In Deutschland stagnierte die Wirtschaft wegen sinkender Exporte zum Jahresende 2019. "Die Aussichten für 2020 sind alles andere als gut", sagte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der LBBW.
Wirecard-Aktien nach Zahlen am Dax-Ende
Die Aktien von Wirecard gaben 1,4 Prozent nach und lagen damit am Dax-Ende. Nach einem Gewinnsprung im vergangenen Jahr verspricht der Zahlungsdienstleister weitere Zuwächse und bestätigte seine Prognose. In der Vergangenheit hat Wirecard seine Gewinn- und Umsatzprognosen mehrfach im Jahr erhöht. Analysten schließen nicht aus, dass Wirecard auch im Laufe von 2020 optimistischer wird.
Die Aktien der Royal Bank of Scotland (Kurswerte anzeigen) fielen um bis zu 7 Prozent und waren damit Schlusslicht im Londoner Leitindex. Die in der Finanzkrise verstaatlichte Bank will sich umbenennen und das Investmentbanking verkleinern. Der Gewinn stieg zwar im abgelaufenen Geschäftsjahr stärker als erwartet, bei der Investmentbank NatWest Markets lief es jedoch nicht so gut.
Unauffällig blieben mit plus 0,1 Prozent die Aktien von Volkswagen (Kurswerte anzeigen) . Der Autobauer gab rückläufige Auslieferungszahlen für den Monat Januar bekannt.
Der Höhenflug der Papiere von RWE (Kurswerte anzeigen) gingen hingegen mit einem weiteren Hoch seit November 2012 weiter. Bis Mittag legten die Anteile des Versorgers um 2,3 Prozent zu. Mit einem Kursplus von fast einem Viertel seit Jahresbeginn sind sie inzwischen der drittstärkste Dax-Wert.
In den Blick rückten außerdem bereits die Anteile von LPKF (Kurswerte anzeigen) , die ab Dienstag ihr Stelldichein im SDax (Kurswerte anzeigen) geben. Nach zeitweiligen Gewinnen zeigten sie sich zuletzt wieder unverändert. TLG Immobilien (Kurswerte anzeigen) wird infolge der Übernahme durch den Konkurrenten Aroundtown den Index der kleineren Werte unterhalb des MDax nach Handelsschluss am Montag verlassen und macht damit Platz für den Maschinenbauer.
Godewind-Aktien springen zweistellig hoch
Außerhalb der Dax-Familie sprangen zudem die Anteile von Godewind Immobilien um rund 15 Prozent auf 6,40 Euro hoch. Der erst 2018 an die Börse gegangene Büro-Vermieter und die französische Covivio haben eine Grundsatzvereinbarung abgeschlossen, der zufolge Covivio übernommen und von der Börse genommen werden soll. Jeder Aktionär soll 6,40 je Aktie in bar erhalten.
Metro (Kurswerte anzeigen) stehen an diesem Freitag nicht nur wegen der turbulenten Hauptversammlung im Blick, denn das Analysehaus Bernstein hob die Aktie des Handelsunternehmens von "Underperform" auf "Market-Perform". Sie stieg zuletzt um 2,5 Prozent.
Eine Verkaufsempfehlung der Privatbank Berenberg für die Fielmann (Kurswerte anzeigen) sorgte dagegen für einen Kursrutsch von 6,7 Prozent. Die neue Wachstumsstrategie der Optikerkette gehe mit Risiken einher, die Margen stünden zugleich weiter unter Druck und hohe Investitionen belasteten den Barmittelfluss, hieß es zur Begründung.
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Ölpreise wenig verändert
Die Ölpreise haben sich am Freitag wenig bewegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 56,32 US-Dollar. Das waren zwei Cent weniger als am Vortag. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI stieg geringfügig um zwei Cent auf 51,44 Dollar.
Seit Montag konnten sich die Ölpreise ein Stück weit von den starken Verlusten seit Beginn des Jahres erholen. Die Ölpreise steuern damit auf den ersten Anstieg auf Wochensicht seit Anfang Januar zu. Nach wie vor bleiben die Unsicherheit über die konjunkturellen Folgen der Coronavirus-Krise und die Unsicherheit über die mögliche Reaktion der in der Opec+ zusammengefassten Förderstaaten bestimmende Themen am Ölmarkt.
Mittlerweile haben die Organisation erdölexportierender Länder (Opec), die Internationale Energieagentur (IEA) und die US-Energiebehörde EIA ihre Prognosen für die weltweite Nachfrage nach Rohöl wegen der Virus-Krise gesenkt. Allerdings ist weiter unklar, ob die Förderländer der Opec+ mit einer weiteren Kürzung der Fördermenge auf die jüngsten Entwicklungen reagieren wird oder nicht.