Corona-Virus sorgt für Kursrutsch an der Börse Dax taucht ab, Ölpreis stürzt, Gold gefragt

Das Corona-Virus sorgt für einen Kursrutsch an den Börsen. Der Dax verliert fast 3 Prozent an Wert. Auch in den USA tauchen die Indizes ab. Aktien von Lufthansa und Wirecard geraten unter Druck. Der Goldpreis steigt ebenso wie der Schweizer Franken.
Abwärts: Der Dax verliert fast 3 Prozent an Wert. Die US-Börsen haben ihre Gewinne seit Neujahr wieder abgegeben

Abwärts: Der Dax verliert fast 3 Prozent an Wert. Die US-Börsen haben ihre Gewinne seit Neujahr wieder abgegeben

Foto: PAWEL KOPCZYNSKI/ REUTERS

Kursrutsch zum Wochenstart: Die Sorgen vor der weiteren Verbreitung des Coronavirus haben den Dax  am Montag deutlich belastet. Der deutsche Leitindex sackte am Montag bis zum Schluss des Xetra-Handels um 2,7 Prozent ab und schloss bei 13.204 Zählern. Damit entfernte sich der deutsche Leitindex wieder deutlich von der jüngst erreichten Rekordmarke von 13.640 Punkten. Der MDax (Kurswerte anzeigen) der mittelgroßen Werte fiel zu Wochenbeginn um mehr als 2 Prozent, und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50  lag zuletzt 2,2 Prozent im Minus.

Die Ausbreitung des Coronavirus in China verängstigte am Montag wieder marktübergreifend die Anleger. Dort ist die Zahl der Toten durch die neuartige Lungenkrankheit bis Montag um 24 auf 80 gestiegen. Innerhalb eines Tages kletterte die Zahl der bestätigten Infektionen um mehr als 700 auf 2744. Bei Fluggesellschaften sorgen sich die Börsianer daher wie schon seit Tagen um die Folgen für den weltweiten Reiseverkehr. Die im Dax notierte Aktie der Lufthansa  gab am Montag um knapp 5 Prozent nach.

Ölpreis fällt auf 3-Monats-Tief

Die rasante Ausbreitung des Coronavirus hat am Montag die Ölpreise auf Talfahrt geschickt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 59,03 US-Dollar. Das waren 1,68 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI fiel um 1,38 Dollar auf 52,82 Dollar. Im Verlauf einer Woche ist der Preis für US-Öl bereits um mehr als fünf Dollar je Barrel und der Preis für Nordsee-Öl, das für den deutschen Markt wichtig ist, um mehr als sechs Dollar je Fass gefallen.

Gewinnmitnahmen nach der Kursrally: Wirecard Aktie baut Verluste aus

Zu den größten Verlierern im Dax zählte die Aktie von Wirecard  mit einem Verlust von 4 Prozent. Der Verkaufsdruck auf die Aktien von Wirecard nimmt zu. Die Titel des Zahlungsabwicklers verdoppeln binnen Minuten ihr Kursminus und verlieren 6,7 Prozent. Einen unmittelbaren Auslöser für diesen Rutsch können Börsianer nicht nennen. In den vergangenen fünf Wochen hatten Wirecard-Papiere etwa 33 Prozent zugelegt. Der Dax kommt im gleichen Zeitraum nur auf ein Plus von zwei Prozent.

Schweizer Franken auf Dreijahreshoch, Goldpreis steigt deutlich

Die mit dem Coronavirus-Ausbruch einhergehende Verunsicherung der Investoren hat zu einer kräftigen Aufwertung des Schweizer Frankens geführt. Ein Euro war am Montag für 1,0690 Franken zu haben. Weniger als 1,07 Euro kostete die Schweizer Hauptexportwährung zuletzt im April 2017. "Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass aufgrund der mit dem Coronavirus verbundenen Risiken Geld in sichere Häfen wie den Franken fließt", sagte Maxime Botteron, Ökonom bei der Großbank Credit Suisse. Von der Aufwertung des Franken profitierten Aktien wie Nestlé  , Roche  oder Novartis  - zumindest Anleger aus Deutschland verzeichneten auf Grund der Währungseffekte Gewinne.

Aus Angst vor einem Dämpfer für die Weltwirtschaft durch die rasch um sich greifenden neuartigen Lungenerkrankung griffen die Anleger auch zur "Krisen-Währung" Gold  . Der Preis für eine Feinunze des Edelmetalls stieg um mehr als 1 Prozent. Mit 1586,43 Dollar je Feinunze ist Gold so teuer wie zuletzt während der USA/Iran-Krise vor drei Wochen.

Alpha Pro: Aktie des Mundschutz-Anbieters steigt um 25 Prozent

In der Hoffnung auf einen Nachfrageschub wegen des Coronavirus steigen Anleger bei Alpha Pro Tech ein. Die Aktien des Anbieters von Mundschutz und Schutzmasken steigen im vorbörslichen US-Geschäft um gut 25 Prozent und sind mit 7,46 Dollar so teuer wie zuletzt vor rund fünf Jahren.

Viren-Spezialisten BioCryst und Novavax gefragt

Angesichts der raschen Ausbreitung des Coronavirus in China decken sich Anleger mit Pharmawerten ein. Die Aktien von BioCryst, die ein Mittel gegen das Virus entwickeln, steigen im vorbörslichen US-Geschäft um 8,5 Prozent. Die Papiere des Impfstoff-Anbieters Novavax klettern um knapp 20 Prozent.


Dax Realtime: Hier sehen Sie Dax und Dow Jones in Echtzeit auf einen Blick 


Wall Street mit Verlusten - Dow Jones verliert deutlich

Die Ausbreitung des Coronavirus in China und weltweit dürfte den US-Börsen den Wochenauftakt kräftig verhageln. Der Dow Jones  ist am Montag bei 28 520 Punkten und damit rund 450 Zähler (1,6 Prozent) schwächer in den Handel gestartet. Der Technologieindex Nasdaq Stock Market (Kurswerte anzeigen) verlor zum Auftakt sogar 2 Prozent und fiel unter die Marke von 9000 Punkten zurück.

Anleger setzen auf Nummer sicher: US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit sind am Morgen auf den höchsten Stand seit Anfang Oktober gestiegen. "Die Risikoparameter geben klare Hinweise auf die Reaktion von Investoren auf den Ausbruch der Lungenerkrankung", sagte ein Händler - und verwies auf Kursgewinne von US-Staatsanleihen, Gold und den US-Dollar als Fluchtwährung in unsicheren Zeiten.

Verkauft wurden erneut die Aktien von Fluggesellschaften. So büßten American Airlines 3,7 Prozent ein, United Airlines 3,1 Prozent und Southwest Airlines 1,9 Prozent. Die Papiere des Anbieters von Kreuzfahrten Royal Caribbean Cruises fielen vorbörslich um 3,6 Prozent. Noch stärker gerieten die Aktien der Hotel- und Casino-Betreiber MGM Resorts und Las Vegas Sands unter Druck.

Aktien von Sprint hielten sich im vorbörslichen Handel mit minus 0,4 Prozent vergleichsweise gut. Der Telekomanbieter hat im dritten Geschäftsquartal den Verlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verringert.

Chipwerte stark unter Druck - viele produzieren in Asien

Die Aktien der europäischen Chipbranche gerieten im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus in Asien ebenfalls unter Druck. Neben dem Dax-Wert Infineon  mit einem Abschlag von mehr als 3 Prozent büßten Dialog Semiconductor im MDax  rund 3 Prozent ein und die Anteilscheine des Waferherstellers Siltronic sackten um 4,8 Prozent ab. Der US-Chiphersteller Nvidia , der überwiegend in Asien fertigt, gab am Montag um rund 5 Prozent nach.

Varta verliert weiter an Boden

Weit hinten im MDax  waren zudem die Anteilscheine des Batterieherstellers Varta  zu finden. Trotz einer Aufholjagd im Laufe des Vormittags lagen die Papiere zuletzt bei minus 5,2 Prozent und damit noch immer auf den hinteren Plätzen im Index. Auch bei K+S fügen Anlegersorgen dem Aktienkurs weiter schwere Verluste zu. Am Nachmittag ging es um 5,3 Prozent nach unten.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen steigen unter dem Strich deutlich. Die Umlaufrendite am Rentenmarkt fiel im Gegenzug von minus 0,33 Prozent am Freitag auf minus 0,37 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,24 Prozent auf 144,62 Punkte. Der Bund Future legte um 0,31 Prozent auf 174,00 Zähler zu. Der Eurokurs kostete zuletzt 1,1028 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,1035 (Donnerstag: 1,1091) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9062 (0,9016) Euro.

Ifo-Index enttäuscht - Geschäftsklima kühlt sich weiter ab

Schlechte Nachrichten kamen von der deutschen Konjunktur: Der Ifo-Geschäftsklimaindex war überraschend gefallen. Analysten hatten dagegen mit einem Zuwachs gerechnet. "Der Ifo-Geschäftsklimaindex holt uns auf den Boden der Tatsachen zurück", schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Der Rückgang im Januar zeige, dass man in den deutschen Chefetagen skeptisch sei. Neben dem Strukturwandel in der Autoindustrie und den Verhandlungen mit Großbritannien über den Brexit verwies der Experte auf den Coronavirus als temporären Belastungsfaktor. Die konjunkturelle Talsohle sei noch nicht beendet.

Asiens Börsen tief im Minus

Die Furcht vor wirtschaftlichen Folgen des in China grassierenden Coronavirus brockt der japanischen Börse den größten Tagesverlust seit einem halben Jahr ein. Der Nikkei-Index fiel am Montag um zwei Prozent auf 23.343,51 Punkte. Die chinesischen und einige andere Aktienmärkte der Region blieben dagegen wegen der Neujahrsfeierlichkeiten geschlossen. "Wie stark sich der Erreger ausbreiten wird, kann man noch nicht abschätzen", sagte Anlagestratege Hiroyuki Ueno von der Vermögensverwaltung Sumitomo Mitsui. "Klar ist aber, dass der Konsum in China einen Dämpfer erhalten wird."

Im Kampf gegen den Virus sagte die Regierung in Peking Großveranstaltungen ab und beschränkte zur Hauptreisezeit den Verkehr. Außerdem werden die Neujahrsferien bis zum 2. Februar verlängert. Vergnügungsparks bleiben geschlossen. Vor diesem Hintergrund flogen in Japan Touristik- und Transportwerte aus den Depots. Die Titel des Reise-Veranstalters H.I.S. fielen um 6,8 Prozent und die Papiere von Keisei um 1,8 Prozent. Das Unternehmen betreibt die Bahn von der Innenstadt zum Flughafen in Tokio.

mit Nachrichtenagenturen
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