Börse Dow drückt Dax ins Minus, UBS hält Kursrutsch für wahrscheinlich

Dax: Anleger hoffen auf Erholung
Foto: picture alliance / Christoph SchmidtNach der jüngsten Rally werden die Anleger in Europa wieder vorsichtiger. Sie warten auf weitere Schützenhilfe der Notenbanken. Der Dax fiel am Dienstag Nachmittag wieder deutlich unter die Marke von 11.700 Punkten zurück, da die US-Börsen mit Verlusten in den Handel starteten und Anschlusskäufe nach der jüngsten Erholung fehlten.
Viele Investoren hielten sich vor dem alljährlichen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming Ende der Woche zurück, sagte Analyst Connor Campbell vom Brokerhaus Spreadex. Experten gehen davon aus, dass US-Notenbankchef Jerome Powell bei seiner Rede am Freitag für September eine weitere Zinssenkung andeuten wird.
Die erneute Forderung von US-Präsident Donald Trump nach einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik könnte sich allerdings als kontraproduktiv erweisen, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Denn jetzt muss die Fed alles tun, um ihre Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen. Das dürfte einen großen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten im September unwahrscheinlicher machen."
Am Anleihemarkt heizten die Spekulationen auf eine baldige Wiederaufnahme der Wertpapierkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) die Nachfrage an. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen deutschen Anleihen auf minus 0,678 Prozent von minus 0,646 Prozent. Der Bund bietet inzwischen neue 30-jährige Papiere mit einem Zins von null Prozent an.
Wall Street startet etwas schwächer
Nach ihrer jüngsten Kurserholung sind die Leitindizes an der New Yorker Börse ohne Schwung gestartet. Zuletzt notierte der US-Leitindex Dow Jones mit 26 060 Punkten 0,3 Prozent unter seinem Vortagesschluss. Der Nasdaq Stock Market (Kurswerte anzeigen) gab 0,4 Prozent nach. In den vergangenen drei Tagen hatten sich die US-Börsen von ihren zuvor wegen Konjunktursorgen eingefahrenen Kursverlusten ein Stück weit erholen können.
Die Sorgen um eine Konjunkturabschwächung und der US-chinesische Handelsstreit halten die Anleger jedoch weiter im Bann. Zuletzt richteten sich die Hoffnungen wieder verstärkt auf die Notenbanken, die es in Zeiten schwachen Wirtschaftswachstums wieder einmal richten sollen. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt den Druck auf die US-Notenbank Fed erhöht und eine drastische Zinssenkung um "mindestens 1,00 Prozentpunkte" gefordert.
Beyond Meat Aktie startet Erholungsversuch
Nach oben ging es für die Papiere des Einzelhändlers Kohl's Corp mit 4,3 Prozent. Die vom Unternehmen ausgewiesenen Umsatzzahlen für das zweite Geschäftsquartal waren zwar auf vergleichbarer Basis schlechter als erwartet ausgefallen. Der Konzern verwies aber auf eine Verbesserung zum Ende der Berichtsperiode.
Eine Hochstufung der Aktien von Beyond Meat von "Neutral" auf "Overweight" durch JPMorgan bescherte den Anteilen des Fleischersatz-Spezialisten einen Kursgewinn von 7 Prozent auf 155 Dollar. Die Aktie, die Ende Juli zeitweise noch bei 225 Dollar notiert hatte, war in den vergangenen Wochen bis auf 143 US-Dollar abgestürzt. Beyond Meat war erst im Mai an die Börse gegangen und hatte seinen Börsenwert zeitweise mehr als verneunfacht. JPMorgan sieht das Kursziel der Aktie bei 189 US-Dollar.
UBS: "Wahrscheinlichkeit für weiteren Einbruch ist hoch"
Die Chartexperten der UBS bleiben skeptisch für den zuletzt wieder etwas erholten Dax . "Die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren mehrwöchigen Einbruch ist weiterhin hoch", heißt es im technischen Morgenkommentar der Schweizer Investmentbank. Spätestens bei 11 865 Punkten sei mit einer weiteren Verkaufswelle zu rechnen. In der Vorwoche war der deutsche Leitindex mit 11 266 Punkten auf den tiefsten Stand seit Februar abgerutscht und erholte sich seither auf bis zu 11 764 Punkte. Bei einem Rutsch unter 11 430 Punkten rechnen die UBS-Charttechniker mit einem Abverkauf bis 11 150 Punkte.
Bayer verkauft Tiermedizin-Geschäft an Elanco
Der Verkauf des Tiermedizin-Geschäfts hat den Bayer -Aktien am späten Dienstagvormittag wieder leicht ins Plus geholfen. Zuletzt legten die Papiere der Leverkusener um 0,2 Prozent zu. Wie bereits seit Wochen spekuliert geht der Bereich nun für 7,6 Milliarden US-Dollar (rund 6,85 Mrd Euro) an Elanco Animal Health. Die US-Amerikaner zahlen dabei 5,3 Milliarden Dollar in bar und 2,3 Milliarden Dollar in eigenen Aktien.
Die im September 2018 an die Börse gekommenen Elanco-Papiere notierten zuletzt in Sichtweite ihres Rekordtiefs von 28 Dollar. Der Ausgabepreis hatte seinerzeit bei 24 Dollar gelegen und er war in den ersten Tagen bis auf 37,61 Dollar aufwärts gegangen. Bayer will sich "zu gegebener Zeit" von den Anteilen an Elanco trennen.
Urteil zu Mietpreisbremse drückt Immobilienwerte
Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählten Immobilienfirmen, nachdem das Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde gegen die Mietpreisbremse abgeschmettert hatte. Die Titel von Deutsche Wohnen, Vonovia und LEG drehten ins Minus und verloren bis zu 2,9 Prozent. Der europäische Branchenindex büßte 0,9 Prozent ein. "Das Urteil war nicht überraschend, aber vielleicht befürchten einige Anleger, dass weitere Maßnahmen folgen könnten", sagte ein Börsianer.
Spekulationen auf einen Bieterwettstreit gaben dagegen Osram Auftrieb. Die Papiere des Lichttechnik-Konzerns gewannen 1,6 Prozent. Händler verwiesen auf einen Medienbericht, demzufolge die Finanzinvestoren Bain und Carlyle über eine Nachbesserung ihrer Übernahmeofferte nachdenken, um den österreichischen Apple-Zulieferer AMS auszustechen.
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Nikkei etwas fester
Asiens Börsen haben auch am Dienstag - mit Ausnahme Chinas - mehrheitlich zugelegt. Nachdem in der vergangenen Woche noch die Sorge über den Handelsstreit zwischen den USA und China und die Zinsverwerfungen an den US-Rentenmärkten die Anleger in die Flucht getrieben hatten, kehren auch an den Börsen Asiens die Investoren wieder zurück. Als Treiber erwiesen sich zuletzt neue Hoffnungen im Zollstreit und Spekulationen auf Stimulierungsmaßnahmen durch die Notenbanken.
So war etwa zuletzt als positives Zeichen im Zollstreit gewertet worden, dass die US-Regierung die Erlaubnis für bestimmte Geschäfte mit dem chinesischen Smartphone-Produzenten Huawei verlängert hatte.
An der Börse in Tokio schloss der japanische Nikkei 225 um 0,55 Prozent höher bei 20 677,22 Punkten. In Japan profitierte der Aktienhandel zudem vom jüngsten Rückgang des Yen. Wegen der Flucht der Anleger in sichere Häfen war die Landeswährung zuvor stark gestiegen, was vor allem die Kurse der vielen Exporteure belastete und den japanischen Leitindex seit Monatsbeginn steil abwärts befördert hatte.
In China waren unterdessen am Dienstag vor allem die Zulieferer von Huawei gefragt. Gewinne verbuchten auch die Telekomfirmen China United Network und China Unicom, nachdem die Unternehmen die zuvor in Medien kolportierten Pläne zur Drosselung des Tempos bei der 4G-Datenübertragung zurückgewiesen hatten.
Alles in allem lief der Handel in China nach starken Vortagesgewinnen jedoch verhaltener ab als in der übrigen Region: An den chinesischen Festlandbörsen stand der CSI 300 kurz vor Handelsschluss moderat im Minus, während der Hongkonger Hang-Seng-Index sich nur noch knapp auf positivem Terrain halten konnte