Gewinne an der Börse, Hoffnung im Zollstreit Dax, Daimler und Wirecard-Aktie klettern weiter

Dax nahe 11.500 Punkten: Am Freitag klettert der Dax zunächst weiter
Foto: DPAKursgewinne zum Wochenschluss: Der Dax kletterte am Freitag zeitweise über die Marke von 11.500 Zählern, gab bis zum Handelsschluss auf Xetra aber einen Teil seiner Gewinne wieder ab. Damit schloss der deutsche Leitindex nur knapp unter Dreimonatshoch. Zu den größten Gewinnern gehörten die Aktien von Thyssenkrupp , Daimler, BMW und Wirecard mit Gewinnen zwischen 2 und 3 Prozent. Wichtigster Antreiber am deutschen Aktienmarkt war einmal mehr die Hoffnung auf eine baldige Lösung im Zollstreit zwischen China und den USA.
In den USA ging es noch deutlicher aufwärts: An der Wall Street gewann der US-Standardwerteindex Dow Jones (Kurswerte anzeigen) bis zum Handelsschluss in Europa 0,7 Prozent. Der Tech-Index Nasdaq Stock Market (Kurswerte anzeigen) legte um 0,8 Prozent zu.
Mut schöpften Investoren vor allem aus dem geplanten Treffen von US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Vize-Ministerpräsidenten Liu He. Offenbar hätten die Gespräche in Washington ausreichend Fortschritte gemacht, um diese Zusammenkunft zu rechtfertigen, sagte Konstantinos Anthis, Chef-Analyst des Brokerhauses ADSS. "Es erscheint immer wahrscheinlicher, dass die USA ihre Strafzölle vorerst nicht verschärfen werden."
Rohstoffpreise ziehen weiter an
Dieser Optimismus spiegelte sich auch am Rohstoffmarkt wider. Der Preis für Kupfer stieg um bis zu 1,5 Prozent auf ein Siebeneinhalb-Monats-Hoch von 6476,50 Dollar je Tonne. China ist der weltgrößte Abnehmer des Industriemetalls. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu ein Prozent auf 67,73 Dollar je Barrel (159 Liter). Hier bremse die steigende US-Förderung den Kursanstieg, sagten Börsianer. Als erstes Land überhaupt knackten die USA dem Energieministerium zufolge in der vergangenen Woche die Produktionsmarke von zwölf Millionen Barrel pro Tag - vor allem dank der umstrittenen Fracking-Methode. Damit hat sich die Förderung seit 2013 mehr als verdoppelt.
Am Nachmittag rückte in Deutschland Volkswagen Vz. ins Rampenlicht. Der Autobauer steigerte seinen operativen Gewinn überraschend und will eine höhere Dividende zahlen. Konzernchef Herbert Diess warnte aber vor verstärktem Gegenwind im laufenden Jahr. Die VW-Aktie grenzte ihre Gewinne im späten Handel jedoch ein und schloss auf Xetra nur noch knapp im Plus bei 146,72 Euro.
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Bilanz steht in Frage: Kraft Heinz Aktie bricht ein
Bei Kraft Heinz Heinz sorgten enttäuschende Zahlen sowie Untersuchungen der Börsenaufsicht SEC für einen Kursrutsch von mehr als 20 Prozent. Der Nahrungsmittelkonzern war 2018 wegen einer 16 Milliarden US-Dollar hohen Abschreibung auf den Wert von Marken und Sparten tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Analysten der Schweizer Großbank Credit Suisse sprachen von einem "desaströsen" Schlussquartal und senkten ihre Gewinnschätzungen deutlich.
EU nennt Xerox und Caterpillar als mögliche Vergeltungsziele
Für die Titel von Xerox und Caterpillar ging es vorbörslich nach unten. Die EU hatte zuvor Kreisen zufolge das Technologieunternehmen und den Baumaschinenhersteller als Ziele möglicher EU-Vergeltungsmaßnahmen für den Fall genannt, dass US-Präsident Trump - wie schon mehrfach angedroht - Strafzölle auf europäische Autos erhebt.
Wirecard-Chef Braun beruhigt Anleger
Unter den Einzelwerten hierzulande steht einmal mehr Wirecardim Fokus. Die jüngsten Kursschwankungen bei dem Zahlungsdienstleister haben nach Einschätzung von dessen Chef keine Auswirkungen auf das laufende Geschäft. "Es läuft weiterhin sehr stark", sagte Vorstandsvorsitzender Markus Braun der "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Braun rechnet mit einer Kurserholung, sobald die Vorwürfe rund um angeblich fehlerhafte Buchung von Umsätzen voll und abschließend aufgeklärt sind. Auf der Handelsplattform Tradegate lagen die Anteilsscheine mehr als 3 Prozent über dem Xetra-Schluss vom Donnerstag.
Asiens Börsen feiern Fortschritte in Handelsgesprächen
Die wichtigsten asiatischen Aktienmärkte haben sich am Freitag in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Während die Anleger an Chinas Festlandsbörsen offenbar den Fortgang der amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche feierten, ging es in Hongkong nur moderat bergauf, und in Japan stand ein knappes Minus zu Buche.
Unter der Leitung von US-Finanzminister Steven Mnuchin und dem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer sind am Donnerstag die Gespräche zur Beilegung des US-Handelsstreits mit China in Washington fortgesetzt worden. Beide Seiten hatten sich ursprünglich ein Ultimatum bis zum 1. März gesetzt, um den Streit beizulegen. Sollte es keine Einigung geben, würden die Zölle auf Einfuhren aus China in die USA sogar noch weiter verschärft.
Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Werten an den Börsen des chinesischen Festlands zog um 2,25 Prozent auf 3520,12 Punkte an. Dagegen reichte es beim Hongkonger Hang-Seng-Index nur für ein Plus von zuletzt 0,39 Prozent auf 28 740,75 Punkte. Der japanische Nikkei schloss derweil 0,18 Prozent schwächer bei 21 425,51 Zählern.
Euro und Ölpreise kaum verändert
Der Euro (Kurswerte anzeigen) hat sich am Freitag kaum bewegt. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1337 US-Dollar gehandelt und damit etwa zum gleichen Kurs wie am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstagnachmittag auf 1,1354 Dollar festgesetzt.
Die Ölpreise haben sich am Freitag nach den Verlusten vom Vortag nur wenig bewegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 67,08 Dollar. Das war ein Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg ebenfalls um einen Cent auf 56,97 Dollar.
Am Vorabend waren die Ölpreise durch jüngste Daten zur Entwicklung der Fördermenge in den USA belastet worden. Die US-Regierung hatte am Mittwoch ein neues Rekordhoch bei der landesweiten Ölproduktion gemeldet. Demnach waren in den USA in der vergangenen Woche zwölf Millionen Barrel pro Tag gefördert worden und damit so viel wie noch nie.