Unruhe an der Börse Die bislang schlimmsten Crashs der Dax-Geschichte

Das Coronavirus hat den Dax schon in den vergangenen Wochen immer wieder schwer belastet. Der "schwarze Montag" der zweiten Märzwoche 2020 stellt die Verlusttage allerdings bei weitem in den Schatten: Fast 8 Prozent hat Deutschlands Leitindex im Vergleich zum Freitag abgegeben. Die Panik ist indes nicht nur auf das Virus zurückzuführen; auch ein Ölpreiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland verunsichert die Aktionäre.

Ähnlich tief ging es am 11. September 2001 nach unten, als Terroranschläge in New York City und Washington DC die politische Weltlage massiv erschütterten. Nur an zwei anderen Tagen musste der Index noch stärkere Abstriche verzeichnen - die Gründe dafür zeigt unsere Übersicht von Statista :

Oktober 1989: Der erste, größte Sturz

Steht sinnbildlich für den gierigen Wall-Streeter: Michael Douglas als Gordon Gekko (links, mit Schauspielkollege Shia LaBeouf)

Steht sinnbildlich für den gierigen Wall-Streeter: Michael Douglas als Gordon Gekko (links, mit Schauspielkollege Shia LaBeouf)

Foto: AP/ 20th Century Fox

Ein Name steht wie kein zweiter für das Börsenfieber der 80er Jahre: Gordon Gekko heißt der gierige, skrupellose Investor, dem Michael Douglas sein (damals noch jüngeres) Gesicht leiht. "Gier ist gut" ist sein Mantra, die Jagd auf Unternehmen sein Geschäft.

Kreditfinanzierte Übernahmen boomten Ende der 80er Jahre: 1988 erreichten sie ein Rekordvolumen von 94,5 Milliarden Dollar - ein Wert, der erst 2006 wieder übertroffen wurde. Im Folgejahr zweifelten die Börsianer allerdings immer mehr am Hype. Eine einzige Nachricht brockte dem Dax schließlich seinen größten Sturz ein.

"Als die Nachricht die Runde machte, dass die Verhandlungen über die Finanzierung der geplanten Übernahme von United Airlines geplatzt seien", schreibt die FAZ 25 Jahre später , "zogen viele Marktteilnehmer den Schluss, dass auch andere Übernahmen an der mangelnden Finanzierungsbereitschaft der Banken scheitern könnten." Vor allem Kleinanleger hätten in Erinnerung des "Schwarzen Montags" 1987 ihre Papiere loswerden wollen. Schon am folgenden Dienstag stieg der Dax allerdings wieder um 6,5 Prozent.

August 1991: Der "Wind of Change" in Gefahr

Im August 1991 lassen alte KPdSU-Apparatschiks Panzer nach Moskau rollen, um Glasnost und Perestroika aufzuhalten. Der Putsch scheitert an der Bevölkerung

Im August 1991 lassen alte KPdSU-Apparatschiks Panzer nach Moskau rollen, um Glasnost und Perestroika aufzuhalten. Der Putsch scheitert an der Bevölkerung

Foto: AP

Für die deutschen Anleger steht am 19. August 1991 der "Wind of Change" auf der Kippe: Reaktionäre Funktionäre der KPdSU haben Russlands Staatspräsidenten Michail Gorbatschow abgesetzt und versuchen, die Macht in Russland zu ergreifen. Der zuvor mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Politiker wird in seinem Urlaubsdomizil auf der Krim festgehalten. Aus Angst vor möglichen Folgen des Putschversuchs stürzen in Deutschland die Kurse ab: 9,3 Prozent steht der Dax am Tagesende schließlich im Minus.

Letztlich verpufft die versuchte Machtübernahme allerdings - denn die Putschisten schaffen es nicht, Armee und Bevölkerung hinter sich zu bringen. Der Zerfall der Sowjetunion geht weiter.

September 2001: 9/11

Zwei Passagierflugzeuge fliegen in die Türme des World Trade Center - eine neue Dimension von Terrorismus

Zwei Passagierflugzeuge fliegen in die Türme des World Trade Center - eine neue Dimension von Terrorismus

Foto: Axel Fuchs / AFP

Den drittgrößten Sturz seiner Geschichte erleidet der Dax an einem der dunkelsten Tage des 21. Jahrhunderts. Um 8.45 Uhr Ortszeit fliegt ein Passagierflugzeug in den Nordturm des World Trade Center in New York. Nachdem ein zweites Flugzeug später in den Südturm eingeschlagen ist, stürzen beide Türme in sich zusammen. Fast 3000 Menschen kommen ums Leben.

In Frankfurt fällt der Dax  wie ein Stein: Der deutsche Leitindex, ohnehin mürbe von der geplatzten Tech-Blase, stürzt um knapp 8,5 Prozent auf 4173 Punkte. In New York wird an diesem Dienstag sowie an den restlichen Tagen der Woche der Börsenhandel ausgesetzt. In Frankfurt schlägt die anschließende politische Unsicherheit sowie die Angst vor möglicher Vergeltung aber durch: Am Freitag, 14.9., geht der Dax erneut in die Knie, diesmal um 6,29 Prozent.

Oktober 1997: Asiatische Grippe

Auch Singapur (hier das Feuerwerk zur 50-Jahr-Feier der Unabhängigkeit des Landes) war von der Asienkrise betroffen

Auch Singapur (hier das Feuerwerk zur 50-Jahr-Feier der Unabhängigkeit des Landes) war von der Asienkrise betroffen

Foto: DAVID LOH/ REUTERS

Zeitweise hätte es der schlimmste Absturz der Dax-Geschichte werden können: Am 28. Oktober 1997 fällt der Dax zwischenzeitlich um 13 Prozent. Am Ende des Tages notiert der Index bei 3567 Punkten gut acht Prozent niedriger als am Vortag.

Deutschlands Börsenbarometer leidet wie tags zuvor die Wall Street unter der sich entfaltenden Asienkrise der Jahre 1997 und 1998: Wirtschafts- und finanzpolitische Fehlentwicklungen und institutionelle Defizite regionaler Märkte führen in diesen Jahren in verschiedenen Ländern Südostasiens zu Währungs-, Finanz- und Wirtschaftskrisen. BEsonders betroffen waren Indonesien, Südkorea und Thailand.

2008: Es hagelt Verluste

Ikone zu ersteigern: Mitarbeiter des Auktionshauses Christies präsentieren das Logo der kollabierten Investmentbank Lehman Brothers

Ikone zu ersteigern: Mitarbeiter des Auktionshauses Christies präsentieren das Logo der kollabierten Investmentbank Lehman Brothers

Foto: Oli Scarff/ Getty Images

Das große Krisenjahr beginnt mit einem Paukenschlag: Um 7,1 Prozent geht es am 21.1.2008 für den Dax bergab - damals wie heute der fünftgrößte Verlust der Indexgeschichte. 523,98 Punkte gibt der Index damals ab. "Es herrscht die nackte Panik", sagte ein Händler in Frankfurt, "wir sehen den klassischen Crash." Die Folgen der Subprime-Krise sowie die Angst vor einer Rezession schüren die Verkaufsgelüste. Vor allem Finanzwerte befinden sich im freien Fall. Es kommt jedoch noch dicker.

Am 6. Oktober gibt der Dax erneut knapp 7,1 Prozent ab, als ruchbar wird, dass innerhalb von einer Woche ein zweites Rettungspaket für die Hypo Real Estate geschnürt werden muss. Die Unruhe an den Börsen zeigt sich nicht nur an den Negativspitzen, sondern auch an ihren Unterbrechungen: Am 13. Oktober geht es für Deutschlands Leitindex beispielsweise 11,4 Prozent nach oben, weil die Bundesregierung ein knapp 500 Milliarden Euro schweres Rettungspaket für die Finanzbranche vorstellt - die Rekordverlusttage drei Tage vorher und zwei Tage später lassen diese Gewinne jedoch letztlich verpuffen.

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