Schweizer Finanzaufsicht Finma verteidigt volle Abschreibung von CS-Anleihen

Finma-Präsidentin Marlene Amstad
Foto: FABRICE COFFRINI / AFPDie Rettungsaktion für die Credit Suisse hat nicht nur in der Schweizer Politik breite Kritik ausgelöst. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) hat nun ihre Entscheidung, im Zusammenhang mit der Not-Übernahme der Credit Suisse bestimmte Anleihen der Großbank vollständig abzuschreiben, verteidigt. Auch die schweizerische Nationalbank rechtfertigte am Donnerstag ihr Einschreiten zur Bekämpfung der Krise.
"Die von der Credit Suisse ausgegebenen AT1-Instrumente sehen vertraglich vor, dass sie im Falle eines Trigger-Ereignisses (Viability Event), insbesondere bei der Gewährung außerordentlicher staatlicher Unterstützung, vollständig abgeschrieben werden", teilte die Behörde am Donnerstag mit. Diese Bedingung sei mit der Inanspruchnahme außerordentlicher Liquiditätshilfe-Darlehen mit einer Ausfallgarantie des Bundes am 19. März erfüllt. Zudem sei die Finma durch die Notverordnung der Regierung über Bundesgarantien für Liquiditätshilfe-Darlehen ermächtigt, die Abschreibung von Kernkapital anzuordnen, erklärte die Behörde weiter.
Die schwer angeschlagene Credit Suisse hatte sich am Wochenende in einer von der Regierung orchestrierten Rettungsaktion in die Arme der UBS geflüchtet. Der größere Rivale ließ sich auf Druck von Notenbanken, Regulierungsbehörden und der Schweizer Regierung auf eine drei Milliarden Franken schwere Übernahme ein.
16 Milliarden Franken lösten adhoc sich in Luft auf
Im Zuge der Übernahme verfügte die Finma, dass AT1-Anleihen im Wert von 16 Milliarden Franken auf null abgeschrieben werden. Zahlreiche AT1-Investoren hatten sich laut Berichten von Bloomberg und "Financial Times" über diesen Schritt beschwert und der Finma als auch der Notenbank vorgeworfen den Markt für diese Risiko-Investments zu vernichten.
AT1-Anleihen heißen mit vollem Namen Additional-Tier-1-Anleihen und werden auch CoCo-Anleihen genannt ("Contingent Convertible Bonds"). Es handelt sich dabei um eine spezielle Form der Wandelanleihe, bei der die ausgebende Bank, sofern sie sich in Schwierigkeiten befindet und ihre Eigenkapitalquote eine vorgegebene Grenze unterschreitet, Fremdkapital zwangsweise in Eigenkapital wandeln oder komplett abschreiben kann. So wird die Bilanz des Geldinstituts gestützt. Für die Investoren allerdings entstehen Verluste. Die Papiere bringen damit hohe Risiken mit sich, bieten aber im Gegenzug auch einen vergleichsweise guten Zins.
Schweizer Notenbank: Kredite sind keine Geschenke
Vornehmlich institutionelle und professionelle Anleger hatten diese Papiere in der Niedrigzinsphase trotz der bekannten Risiken gekauft. Sie mussten also wissen, worauf sie sich einließen. Wer sich jetzt über das Vorgehen der Finma beschwere, habe seine Hausaufgaben nicht gemacht und müsse offenbar erst einmal lernen, wie Risiko gemanagt wird, sagte der bekannte US-Anleiheinvestor Jeffrey Gundlach und zeigte damit in seinem Eintrag auf Twitter wenig Verständnis für die Kritik insbesondere der professionellen Investoren.
Auch die Schweizer Nationalbank sah sich am Donnerstag angesichts der Kritik dazu veranlasst, ihr Einschreiten zu rechtfertigen. "Mit ihren Maßnahmen haben Bund, Finma und Nationalbank der Krise um die Credit Suisse Einhalt geboten", erklärte Notenbank-Präsident Thomas Jordan (60). Um Schaden von der Schweiz abzuwenden, hätten die Behörden am vergangenen Sonntag weitreichende Maßnahmen zur Wahrung der Finanzstabilität getroffen.
Die Notenbank habe zusätzliche umfangreiche Liquidität in Form von Darlehen zur Verfügung gestellt, um eine erfolgreiche Umsetzung der Credit-Suisse-Übernahme durch die UBS zu unterstützen. Die beiden Geldhäuser können im Rahmen ihres Zusammenschlusses auf Hilfen von Staat und der Schweizer Nationalbank von bis zu rund 260 Milliarden Franken zugreifen. "Unsere Liquiditätsmaßnahmen sind Kredite, die besichert sind und verzinst werden, und keine Geschenke", sagte Jordan weiter.