Rating gesenkt Credit-Suisse-Aktie bricht erneut ein

"Mangelndes Vertrauen der Kunden": Credit-Suisse-Zentrale in Zürich
Foto: Arnd Wiegmann / Getty ImagesDie Credit Suisse kommt trotz der Stützungsaktion der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nicht zur Ruhe. Die Aktien setzen ihre Achterbahnfahrt fort: Am Freitag ging es zwischenzeitlich wieder um 10 Prozent nach unten, nachdem die Papiere der angeschlagenen Großbank tags zuvor 20 Prozent zugelegt hatten.
"Das Grundproblem der Credit Suisse bleibt das mangelnde Vertrauen der Kunden", erklärte Analyst Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. Das spiegelt sich auch in den Bewegungen bei rund 300 börsennotierten (ETF) und anderen Fonds von Credit Suisse in Europa und in den USA wider: Am Dienstag und Mittwoch zogen Kunden daraus nach Daten von Morningstar Direct insgesamt mehr als 465 Millionen Dollar ab.
Das Institut kämpft seit Monaten mit hausgemachten Problemen. Die Skandale mit dem Hedgefonds Archegos Capital und dem Greensill-Fonds sowie Schwachstellen beim Risikomanagement, führen zu einem heftigen Vertrauensverlust. Allein im Schlussquartal 2022 zogen Kunden rund 110 Milliarden Schweizer Franken von der Credit Suisse ab.
Dann kollabierte am 9. März die kalifornische Silicon Valley Bank (SVP), in den folgenden Tagen gerieten in den USA weitere Regionalbanken unter Druck. Am Mittwoch brachen schließlich die Aktien der Credit Suisse um mehr als 30 Prozent ein. Auslöser für die Talfahrt war eine Aussage des Credit-Suisse-Großaktionärs Saudi National Bank. Der Chairman hatte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg darauf hingewiesen, dass es regulatorische Probleme gebe, wenn er mit mehr als 10 Prozent bei der Bank einsteigen würde. Danach ergänzte er, er sehe auch keine Notwendigkeit, Kapital nachzuschießen. Doch angesichts der hohen Verunsicherung der Investoren hatte sich der Kursrutsch da bereits beschleunigt.
Um zu zeigen, dass die Credit Suisse liquide bleibt, auch wenn Kunden Geld abziehen, hatte die SNB ihr in der Nacht zum Donnerstag bis zu 50 Milliarden Franken an Krediten zur Verfügung gestellt. Die Bank akzeptierte die Liquiditätsspritze und zapft sie nun in Tranchen an.
EZB kommt zu Sondersitzung zusammen
Entscheidend ist nun, wie sich die Kunden weiter verhalten. "Ob die Einleger ausreichend beruhigt sind, um die Abflüsse in den nächsten Tagen einzudämmen, ist aus unserer Ansicht eine Schlüsselfrage", sagte Frédérique Carrier, Leiterin der Anlagestrategie bei RBC Wealth Management. "Die Märkte scheinen der Sache aber nicht wirklich zu trauen", so Analyst Bosshard. Wenn sich die Lage nicht stabilisieren sollte, halten Experten Staatshilfen oder eine Übernahme für mögliche nächste Schritte.
Die Turbulenzen bei Credit Suisse riefen auch die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den Plan. Sie trafen sich einem Insider zufolge am Freitag zu einer Sondersitzung, kamen aber zu dem Schluss, dass die Stabilität der Banken in der Eurozone nicht beeinträchtigt sei. Deren Risiken im Zusammenhang mit der Credit Suisse seien nur "unwesentlich". Ansteckungsgefahren aufgrund der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB), anderer US-Regionalbanken und der Credit Suisse seien nicht zu erkennen. Die Notenbanker der EZB hatten in die Überlegungen zu ihrer Zinsentscheidung am Donnerstag die Stützungsaktion ihrer Schweizer Kollegen für die Credit Suisse bereits einbezogen. Trotzdem bröckelten europäische Banken- und Finanztitel erneut deutlich ab.
DBRS Morningstar senkt Rating auf "BBB"
Für neuerliche Verunsicherung bei den Credit-Suisse-Anlegern sorgte die Meldung, dass DBRS Morningstar als erste globale Ratingagentur das Rating der Bank auf "BBB" gesenkt hat. DBRS verwies auf eine Schwächung des Instituts durch anhaltende Fehltritte und Compliance-Verstöße. Man mache sich Sorgen, ob es Credit Suisse gelinge, "das Vertrauen der Stakeholder wiederherzustellen". In den USA sieht sich die Bank unterdessen mit einer Klage von Aktionären konfrontiert, die ihr vorwerfen, finanzielle Probleme verheimlicht zu haben.