Corona-Impfstoff-Entwickler
Curevac will offenbar Freitag an die Börse gehen
Pharma- und Biotechaktien haben in der Corona-Krise gut performt. Mit Curevac könnte schon diesen Freitag das Tübinger Biotechunternehmen in New York an die Börse gehen.
Der US-Börsengang des Tübinger Biotechunternehmens Curevac, das an einem Corona-Impfstoff forscht, ist laut der New Yorker Technologiebörse Nasdaq bereits für diesen Freitag geplant. Aus dem online abrufbaren Terminkalender der Nasdaq ging am Donnerstag hervor, dass am 14. August erstmals Aktien des Unternehmens öffentlich zum Verkauf angeboten werden sollen. Ein Curevac-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Termin äußern. Der exakte Zeitpunkt des Börsengangs war bis zuletzt unklar gewesen.
Die Firma hofft, an der Börse bis zu 245 Millionen US-Dollar (rund 207 Millionen Euro) bei Investoren einzusammeln. Es sei geplant, zunächst gut 13,3 Millionen Stammaktien anzubieten und zu verkaufen, hatte das Unternehmen am Montag mitgeteilt. Zusätzlich solle Zeichnern eine 30-Tage-Option zum Erwerb von bis zu knapp zwei Millionen zusätzlichen Stammaktien gewährt werden. Der Preis je Aktie werde voraussichtlich zwischen 14 und 16 Dollar liegen. Zu den bisherigen Großaktionären zählt SAP-Mitgründer Dietmar Hopp (80).
Das Geld solle unter anderem in die weitere Entwicklung eines Corona-Impfstoffs und die Erweiterung der Produktionskapazitäten investiert werden, hieß es.
In einer kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde hatte Curevac bereits rund 560 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Dazu zählte auch der Bund, der im Juni den Einstieg der staatlichen Förderbank KfW für 300 Millionen Euro bei Curevac mitgeteilt hatte. Ziel war demnach auch, im Rennen um einen Corona-Impfstoff eine mögliche Übernahme aus dem Ausland zu verhindern.
An Curevac hat sich der Bund im Juli strategisch beteiligt. Anschließend stieg auch der weltgrößte Impfstoffhersteller GlaxoSmithKline ein. Zuvor hatte es Diskussionen über einen Zugriff der USA auf die deutsche Biotechfirma und damit potenzielle Exklusivverträge für eine mögliche Corona-Impfung gegeben.
Inzwischen sind sowohl Curevacs deutscher Wettbewerber als auch der US-Konkurrent Moderna mit klinischen Tests für ähnlich konzipierte mRNA-Impfstoffe weit fortgeschritten und haben mit etlichen Staaten Verträge über Lieferungen geschlossen. Die Weltgesundheitsorganisation zählt weit mehr als 100 Projekte für die Entwicklung einer Covid-Impfung und sieht einen von der Universität Oxford entwickelten Impfstoff, den AstraZeneca vermarktet, am weitesten vorne.
15 BilderEU-Deal mit Astra Zeneca, Staatskapital für Curevac: Wer an der Impfung gegen Covid-19 arbeitet
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Europa meldet sich als wichtiger Player im globalen Rennen um Covid-19-Impfstoffe. Dem britischen Pharmakonzern Astra Zeneca haben vier EU-Staaten Mitte Juni die Abnahme von 400 Millionen Impfdosen zugesagt, die dann europaweit verteilt werden. Im Gegenzug soll die Produktion auch in Europa stattfinden. Die Hoffnung auf eine globale Lösung reicht offenbar nicht mehr. "Das 'Jeder-für-sich' wäre ein großer Fehler", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron noch Anfang Mai in einer Online-Geberkonferenz, in der acht Milliarden Dollar von verschiedenen Staaten zugesagt wurden.
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Deutschland geht noch weiter. Bei dem Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac beteiligt sich der Bund mit 23 Prozent des Kapitals. Curevac, das bald mit Tests seines eigenen Impfstoffs beginnen will, sorgte schon Mitte März für Aufsehen: Berichten zufolge wollte Donald Trump wolle die Kompetenz in die USA lotsen. "Germany is not for sale", erklärte Wirtschaftsminister Peter Altmaier.
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China ist schon weiter und meldet die Freigabe von zwei Impfstoffen gegen Covid-19. Die Staatsfirma Sinopharm hat 50.000 Dosen für die klinischen Phase-I-Tests hergestellt, die im April starteten. Vorbereitet sei eine Kapazität von 100 Millionen Impfdosen pro Jahr. Entwickelt wurden die Stoffe im Corona-Epizentrum Wuhan. Das Land hat als erstes mit der wirtschaftlichen Lockerung begonnen. Sicherheit vor Rückfällen in die Pandemie gibt es aber erst mit einer Impfung. Eine weitere Testreihe von der Militärmedizinakademie und dem Biotech-Unternehmen CanSino Bio aus Hongkong startete bereits Anfang April. Sinovac steht vor der letzten, Phase-III-Studie in Brasilien.
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Für den global koordinierten Ansatz steht die von Frederik Kristensen geleitete Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI), die in Oslo staatliche Stellen und Firmen verbindet. Die CEPI hat mehr als 100 verschiedene Impfstoffkandidaten ausgemacht, acht besonders aussichtsreiche Projekte werden von der Initiative bislang gefördert.
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Microsoft-Gründer Bill Gates hat sich pünktlich zur Pandemie aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen, um sich ganz auf seine Rolle als Gesundheitsaktivist zu konzentrieren. Die Bill- und Melinda-Gates-Stiftung finanziert nicht nur die Entwicklung von Heilmitteln. Sie unterstütze schon vor der Krise die CEPI. Wenn in der zweiten Jahreshälfte 2021 eine Massenproduktion von Impfstoffen gelinge, wäre das ein historisch beispielloser Erfolg, erklärt Gates.
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Zu den Vorreitern zählen auch weitere deutsche Biotech-Unternehmen. Biontech aus Mainz startete bereits im April eine klinische Studie in Deutschland. Die Firma kooperiert international mit dem US-Pharmariesen Pfizer und in China mit Fosun Pharma. Noch im Juni sollen erste Ergebnisse vorliegen. Mithilfe eines 100-Millionen-Euro-Kredits der Europäischen Investitionsbank soll auch die Massenproduktion gelingen. Die Aussicht, das gefragte Mittel als eine der ersten Firmen herstellen zu können, katapultierte den Börsenwert des Unternehmens auf zehn Milliarden Euro.
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Auch die großen Pharmakonzerne zeigen besonderen Einsatz: Die von Emma Walmsley geführte GlaxoSmithKline (GSK) meldete am Osterdienstag eine außergewöhnliche Kooperation mit dem Wettbewerber Sanofi. Beide hätten Stoffe in der Entwicklung, die sich ergänzen könnten. Im Erfolgsfall käme die Kombi-Impfung in der zweiten Jahreshälfte 2021 auf den Markt. Normalerweise dauere die Entwicklung ein Jahrzehnt, erklärt Walmsley. Weil es dringend sei, werde man die Arbeit jedoch beschleunigen. Und: Die Welt brauche mehr als nur einen Impfstoff. GSK rechnet sich zudem wegen einer Kooperation mit der chinesischen Biotech-Firma Clover Pharmaceuticals besonders gute Chancen aus.
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Die ersten klinischen Versuche an Menschen - entgegen des wissenschaftlichen Usus ohne vorige Labor- und Tierversuche - begannen schon Mitte März im US-Staat Washington.
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Der Impfstoff kam von der US-Biotechfirma Moderna von Stéphane Bancel. Sie hatte Ende Februar bereits einen fertigen Impfstoff testbereit geliefert - nach eigenen Angaben in Rekordzeit: 42 Tage nach der Identifikation des Virus, das erst in der Zwischenzeit den Namen Sars-Cov-2 bekam. Doch auch hier stehen noch Testreihen an.
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Während Konzerne und Startups die Schlagzeilen beherrschen, leisten staatliche Stellen einen wichtigen Teil der Arbeit. Am 3. März ließ sich Donald Trump die Fortschritte eines Labors der National Institutes of Health erklären. Links die Forscherin Kizzmekia Corbett, die wissenschaftliche Leiterin des Projekts Corona-Impfung. Auch die Produkte der privaten Firmen werden von ihren Instituten getestet. Erste Patienten hätten das Mittel von Moderna für klinische Tests erhalten, meldete das NIH im März.
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Der britische Premier Boris Johnson, der selbst an Covid-19 erkrankte, wurde zuvor wegen seiner laxen Kontrollpolitik kritisiert - zeigte sich aber zumindest in der medizinischen Forschung aktiv. Das Unternehmen Mologic in Bedford nördlich von London wird vom britischen Staat mit finanziert.
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Marylyn Addo, Leiterin der Infektiologie am Hamburg Universitätskrankenhaus Eppendorf, ist der Öffentlichkeit vor allem durch Updates über die Ausbreitung der Pandemie bekannt - zugleich aber auch führend an der Prüfung von Impfstoffen beteiligt, zusammen mit dem Kollegen Gerd Sutter von der LMU-München, die den Stoff einst gegen Pocken entwickelte, und der Dessauer Firma IDT Biologika als Produktionspartner. Ihre Technik wurde bereits 2018 als Impfstoff gegen das im Nahen Osten grassierende Mers-Coronavirus zugelassen.
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Die zum französischen Sanofi-Konzern gehörende Firma Protein Sciences aus dem US-Staat Connecticut kann ebenfalls auf vergangene Erfolge verweisen: Sie war an der Entwicklung des Impfstoffs gegen das ursprüngliche Sars-Coronavirus beteiligt, das 2002/2003 in Ostasien eine Pandemie auslöste. Marktreif wurde das Mittel jedoch nie - es wurde schlicht nicht mehr benötigt, als Sars nicht weiter umging.
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Auch das International Vaccine Institute (IVI) arbeitet in eigenen Laboren an Antikörpern gegen das Coronavirus. Das IVI, als Gründung des UN-Entwicklungsprogramms von mehreren Staaten getragen, sitzt im südkoreanischen Seoul - einem der Hotspots von Covid-19.
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Das staatlich finanzierte israelische Forschungsinstitut Migal, geleitet von David Zigdon, meldete Anfang März einen "Durchbruch". Bereits entwickelt haben die Israelis einen Impfstoff jedoch noch nicht, entgegen früheren Jubelmeldungen in sozialen Medien. Solange dieser Schutz nicht gefunden ist, kann die Pandemie höchstens gebremst, nicht aber gestoppt werden.
Foto: Jalaa Marey / AFP
Microsoft-Gründer Bill Gates hat sich pünktlich zur Pandemie aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen, um sich ganz auf seine Rolle als Gesundheitsaktivist zu konzentrieren. Die Bill- und Melinda-Gates-Stiftung finanziert nicht nur die Entwicklung von Heilmitteln. Sie unterstütze schon vor der Krise die CEPI. Wenn in der zweiten Jahreshälfte 2021 eine Massenproduktion von Impfstoffen gelinge, wäre das ein historisch beispielloser Erfolg, erklärt Gates.
Foto: Elaine Thompson / AP
Zu den Vorreitern zählen auch weitere deutsche Biotech-Unternehmen. Biontech aus Mainz startete bereits im April eine klinische Studie in Deutschland. Die Firma kooperiert international mit dem US-Pharmariesen Pfizer und in China mit Fosun Pharma. Noch im Juni sollen erste Ergebnisse vorliegen. Mithilfe eines 100-Millionen-Euro-Kredits der Europäischen Investitionsbank soll auch die Massenproduktion gelingen. Die Aussicht, das gefragte Mittel als eine der ersten Firmen herstellen zu können, katapultierte den Börsenwert des Unternehmens auf zehn Milliarden Euro.