Börsenprofi Thomas Grüner zeigt Keine Angst vor Tech-Aktien !
Novo Nordisk

Der weltgrößte Insulinhersteller Novo Nordisk hat kürzlich seine Jahresprognosen leicht nach unten korrigiert und wurde dafür von Anlegern stark abgestraft. Zu Unrecht?

Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman des Vermögensverwalters Grüner Fisher Investments (www.gruener-fisher.de) mit Sitz in Rodenbach bei Kaiserslautern.
Das Umsatzwachstum wird derzeit für das Jahr 2016 bei fünf bis 7 Prozent (zuvor: 5 bis 9 Prozent) gesehen. Beim operativen Gewinn wurde der Wachstumsausblick auf 5 bis 8 Prozent (zuvor: 5 bis 9 Prozent) reduziert. Als Konsequenz fiel die Aktie gemessen vom letzten Zwischenhoch um mehr als 20 Prozent. Faktisch bedeutet dies, dass einer wahrscheinlichen Beschneidung des Betriebsergebnis-Wachstums von etwa 490 Millionen Dänischen Kronen ein Verlust der Marktkapitalisierung von 170 Milliarden Dänischen Kronen entgegensteht.
Langfristig orientierte Anleger, die sich für Qualitätsaktien zu moderaten Preisen interessieren, werden diese temporäre Überreaktion mit großem Interesse verfolgen. Denn das Geschäftsmodell ist und bleibt stabil und die Zahl der Diabetespatienten steigt stetig an.
Linde

Kann Linde die Führung zurückerobern? Vor knapp einem Jahr stürzte Air Liquide den deutschen Konzern mit der Airgas-Übernahme vom Thron des globalen Gasgeschäfts. Seitdem läuft es für Linde nicht so wirklich: Im Dezember 2015 kommt es zum größten Kurseinbruch seit 14 Jahren. Der schwache Ölpreis, Überkapazitäten und die Investitionszurückhaltung im Anlagenbau führten zu Wachstumsrückgängen bei Umsatz und Ertrag.
Anfang der Woche ließen Meldungen über einen möglichen Zusammenschluss mit dem amerikanischen Konkurrenten Praxair den Kurs der Linde-Aktie jedoch in die Höhe schießen. Diese Mega-Fusion - gemeinsam ergäbe sich ein Unternehmenswert von knapp 60 Milliarden Dollar - ist unter vielen Gesichtspunkten sinnvoll. Synergieeffekte führen zu einem Abbau der bei beiden Unternehmen vorhandenen Überkapazitäten. Zudem kann sich Linde durch die Vormachtstellung Praxairs in Nord- und Südamerika in diesem Markt besser positionieren. Im Gegenzug kann Praxair das medizintechnische Know-How Lindes nutzen.
Der Linde-Aktie könnte der Zusammenschluss Aufwind bringen, denn mit dem profitableren Konkurrenten bekommt Linde eine gute fundamentale Basis. Es bleibt jedoch noch abzuwarten, wie das Kartellamt die Fusion beurteilt. Zudem stellt sich die Frage, wer im Ringen um die Führung des Unternehmens die Oberhand behält.
BHP Billiton

Zweifelsohne hat der Rohstoffsektor in den letzten Monaten und Jahren schwere Zeiten erlebt. Ein Paradebeispiel aus dem Aktienbereich: BHP Billiton. Der australische Rohstoff-Gigant musste abschreibungsbedingt einen Rekordverlust von 6,39 Milliarden US-Dollar im abgelaufenen Geschäftsjahr vermelden.
Die Goldgräberstimmung der Jahre 2010 und 2011 ist längst Geschichte. Damals wurden Gewinne in zweistelliger Milliardenhöhe eingefahren, üppige Gehälter für Minenarbeiter gezahlt und alle Zeichen standen auf Expansion. Heute bemüht man sich um Schadensbegrenzung und Rationalisierung auf allen Ebenen.
Allen widrigen Umständen zum Trotz legt BHP Billiton in 2016 ein bemerkenswertes Comeback hin. Steigende Rohstoffpreise und eine schlankere Aufstellung könnten dem Konzern den schweren Weg "zurück zu altem Glanz" erleichtern. Letztendlich sind es die Platzhirsche der Branche, die absolute Krisenphasen am ehesten meistern können.
Informationstechnologie

Erinnern Sie sich an die Dotcom-Blase im März 2000? Damals wurde eine "neue Ära der Technologie" eingeläutet. Euphorische Anleger verhalfen dem Technologiesektor zu einer extremen Outperformance gegenüber dem MSCI World, bevor die Blase platzte und der Bullenmarkt zu Ende war.
Auch im aktuellen Bullenmarkt ist der Technologiesektor vorne mit dabei, weshalb immer wieder sorgenvolle Parallelen zum Jahr 2000 gezogen werden. Ein maßgeblicher Unterschied besteht aber sicherlich darin, dass Technologiekonzerne durch Substanz und riesige Gewinne aus der Masse ragen - und die Anzahl der qualitativ minderwertigen Unternehmen, die vom Prinzip Hoffnung genährt werden, im Vergleich zum Jahr 2000 verschwindend gering ist. Konzerne wie Google, Microsoft, Apple und Intel durchdringen und bestimmen mit ihren Produkten unseren Alltag.
Keine Angst vor dem Fortschritt - neue Technologien werden immer wieder den Markt erobern! Cloud Computing, das Internet der Dinge, Blockchain Technology, Smart Contracts - der Technologiesektor akkumuliert viele hochwertige Unternehmen mit innovativen und nachhaltigen Unternehmenskonzepten. Wichtig ist es, den Sektor rational und fundamental zu betrachten - und vor allem auf Substanz zu achten.
Mobileye

Apropos Fortschritt: Was sind die Trends der nächsten Jahre im Automobilbereich? Elektromobilität - schon lange bekannt. Autonomes Fahren - noch Zukunftsmusik! Oder etwa nicht? Während fast alle Autohersteller massiv in diese Technologie investieren, gibt es bereits ein israelisches Unternehmen, auf dessen Bauteile so gut wie alle Automobilkonzerne, bis auf Daimler und Toyota, zugreifen.
Mobileye ist eines der größten israelischen Technologieunternehmen und führend im Bereich Softwaresysteme für Kamerasensoren und andere Komponenten zur Umgebungsanalyse. Zwar wird diese Technologie noch als Fahrassistenzsystem bezeichnet und dient aktuell vor allem als Spurhalteassistent. Langfristig soll damit aber die komplette Autonomie des Fahrers angepeilt werden.
Dem Elektroautoproduzenten Tesla ging dieser Fortschritt nicht schnell genug und sie testeten bereits jetzt das autonome Fahren - was allerdings den Tod eines Testfahrers und die Beendigung der Zusammenarbeit von Tesla und Mobileye zur Folge hatte. Dafür hat das Unternehmen kürzlich zusammen mit BMW und Intel eine Allianz gebildet.
Zwar ist das KGV von 64 bei diesem Wachstumsunternehmen nicht gerade günstig, erstaunlich ist jedoch der rasante Umsatzanstieg von 40 Millionen US-Dollar im Jahr 2012 auf 241 Millionen US-Dollar im Jahr 2015. Von seinem Hoch im August 2015 ist der Wert etwa 30 Prozent entfernt - ein interessantes Niveau für "zukunftsorientierte" Anleger.
Der obige Markkommentar gilt nicht als Finanzanalyse i.S.d. § 34 b WpHG und spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers wider. Insbesondere stellt der Marktkommentar weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen und Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten unter www.gruener-fisher.de .