Börsenkurse der Woche Vorsicht vor kurzfristigen Prognosen!
Dax 2015

Liegt der Marktkonsens für 2015 richtig? Zu Jahresbeginn erwarteten Banken im Konsens einen Dax-Stand zum Jahresende 2015 von 10.627 Punkten. Wenige Handelstage vor Schluss pendelt der Dax tatsächlich um das Niveau von 10.600 Punkten. Lag der Banken-Konsens in den vergangenen Jahren zuverlässig - und teilweise drastisch - daneben, wird dieses Jahr teilweise sogar schon von "hilfreichen Bankenprognosen" gesprochen. Die eine oder andere Prognose wird sich zum Volltreffer entwickeln.
Ist der Marktkonsens also nicht mehr Kontraindikator, sondern eher zuverlässiger Richtungsweiser für erfolgreiche Investitionen? Keineswegs, denn diese "Punktlandungen" relativieren sich, wenn man den bisherigen Jahresverlauf genauer untersucht. In den Umfragewerten nach dem ersten Halbjahr 2015 - in dem der Dax bereits auf 10.945 ansteigen konnte - revidierten Banken ihre Prognose bis zum Jahresende nach oben, und der Konsens stieg auf 12.261 Punkte an. Bezogen auf die aktuellsten Umfragewerte lässt der Marktkonsens also weiterhin jegliche Exaktheit vermissen.
S&P 500 in 2015

Kurzfristige Marktprognosen unterliegen also ähnlichen Schwankungen wie der Markt selbst - weil die Erwartungen immer zügig an die Entwicklung in der Realität angepasst werden. Der Marktkonsens für den S&P 500 zeigt sich in den Umfragen von Jahresbeginn und Jahresmitte 2015 fast unverändert, da der S&P 500 im ersten Halbjahr tatsächlich eine ungewöhnlich geringe Schwankungsbreite an den Tag gelegt hat.
Trotz moderater Erwartungshaltung werden sich die Prognosen für den US-Aktienmarkt als zu optimistisch herausstellen. Im Durchschnitt wurden 2.250 Punkte zu Jahresbeginn und 2203 Punkte zur Jahresmitte für das Börsenjahr 2015 erwartet. Per Saldo hat der S&P 500 bisher allerdings eine Nullrunde hingelegt. Für europäische Anleger dürften US-Investitionen dennoch erfolgreich verlaufen sein: Der starke US-Dollar sorgt im Jahr 2015 für Währungsgewinne im Bereich von zehn Prozent.
Goldpreis 2015

Die Zeiten der Euphorie für den Goldpreis sind längst vorbei. Im Jahr 2011 gab es noch Banken-Prognosen von 2.500 US-Dollar pro Feinunze zu bestaunen, der nachhaltige Bärenmarkt der vergangenen Jahre ist allerdings nicht spurlos an den Banken und Privatanlegern vorübergegangen. Vorsichtiger Optimismus war in den letzten Prognosen Trumpf - und eine fortgesetzte Enttäuschung gewohntes Bild. Auch in 2015 wird der Marktkonsens von 1.259 US-Dollar zu Jahresbeginn beziehungsweise 1.227 US-Dollar zur Jahresmitte klar verfehlt werden.
Das aktuelle Niveau von 1.070 US-Dollar veranlasst mittlerweile einige Analysten, noch defensiver und vorsichtiger zu werden. Auch hat der vergebliche Wunsch nach einer Bodenbildung die Hoffnungen der Anleger zunehmend schwinden lassen. Zeit für eine positive Überraschung? Der Marktkonsens für 2016 wird da wichtige Erkenntnisse liefern.
Ölpreis Brent 2015

Die Entwicklung des Ölpreises erscheint in der Rückbetrachtung logisch und nachvollziehbar. Die USA entwickeln sich zum Big Player in der Ölproduktion und die Opec-Länder verzichten auf die übliche Angebotsverknappung, um ihre Marktposition nicht weiter zu schwächen. Überangebot trifft auf schleppende Nachfrage - der nachhaltige Preisverfall ist somit eine logische Konsequenz.
Nichtsdestotrotz liegt der Marktkonsens für 2015 erheblich daneben. Banken erwarteten zu Beginn des Jahres einen Ölpreis von 81,56 US-Dollar bis zum Jahresende. Immerhin wurde der Konsens zum Halbjahr auf 66,91 US-Dollar revidiert, an der deutlichen Fehlprognose gibt es jedoch nichts zu rütteln. Der Brent Ölpreis notiert aktuell bei 36,67 US-Dollar und die Prognosen belegen, wie überraschend und unverhofft sich die Märkte teilweise entwickeln - mag die Analyse in der Rückbetrachtung auch noch so einfach sein.
Zehnjährige Bundesanleihen 2015

Jährlich grüßt das Murmeltier: Die Zinsen fallen beständig und unterschreiten den Marktkonsens teilweise deutlich. Zu Beginn des Jahres 2015 erwarteten Banken die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bei 1,18 Prozent zum Jahresende. Nachdem im April zwischenzeitlich beinahe das absolute Nullniveau erreicht wurde, war genug Raum für eine ordentliche Gegenbewegung vorhanden - ohne den Konsens annähernd zu erreichen.
Entsprechend der Kursbewegung im ersten Halbjahr wurden die Prognosen zur Jahresmitte auf 0,81 Prozent reduziert, trotzdem liegt das tatsächliche Niveau auch weiterhin unterhalb der Erwartungen: Kurz vor Jahresende steht eine Rendite von 0,60 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen zu Buche. Setzt sich dieses Spielchen im neuen Jahr fort? Vielleicht nicht im selben Maße - schließlich setzt mittlerweile eine Art "Gewöhnungseffekt" für minimale Verzinsungen ein, und die EZB wird in 2016 wohl kaum an ihrem expansiven Kurs rütteln.