

Den jüngsten Börsenturbulenzen in dieser Woche zum Trotz: An Kandidaten für Börsendebüts aus der Technologiebranche gibt es in Europa derzeit keinen Mangel. Deutsche Start-ups wie Delivery Hero oder Soundcloud gehören ebenso dazu wie der französische Netzwerkspezialist Sigfox oder der Sicherheits-Software-Hersteller Oberthur. Und wer einen Blick auf eine Auswertung der Nachrichtenagentur Bloomberg wirft, wird sich ernsthaft überlegen, ob er nicht bei einem der anstehenden IT-IPOs auf dem alten Kontinent zugreifen sollte.
Bloomberg hat verglichen, wie sich die Aktien von Technologieunternehmen in jüngster Zeit unmittelbar nach ihrem Börsengang entwickelt haben. Ergebnis: Listings in London, Paris, Frankfurt und Co. brachten den Anlegern im ersten Monat im Schnitt Kursgewinne von 20 Prozent.
Das ist umso bemerkenswerter, weil die europäischen Börsenneulinge damit die viel-gerühmten Start-ups aus dem Silicon Valley in den Schatten stellen. Techno-Börsengänge von US-Unternehmen nämlich, so die Daten von Bloomberg, bringen es im ersten Monat lediglich auf Kursgewinne von durchschnittlich 6,7 Prozent.
Als Grund für die Diskrepanz nennen Experten vor allem die unterschiedlichen Bewertungen, mit denen die Unternehmen in den Handel gebracht werden - und die unterschiedliche Investoren-Mentalität, die darin zum Ausdruck kommt.
Aufpumpen auf Milliardenwerte - VC-Investoren wollen schnelles Geld
So würden Start-ups in den USA bereits vor dem Start auf dem Parkett von Venture-Capital-Gebern auf enorm hohe Bewertungen gehievt. Die Folge ist die immer größer werdende Zahl an sogenannten Einhörnern. So bezeichnet die Fachwelt Start-ups, die bereits im frühen Stadium und lange bevor erste Gewinne erzielt werden mit einer Milliarde Dollar oder mehr bewertet werden.
Wie auch das manager magazin in seiner aktuellen Ausgabe 12/2015 berichtet, gibt es derzeit weltweit 138 solcher Einhörner, mit einem Gesamtwert von 500 Milliarden Dollar. 95 davon und damit der weitaus größte Teil sitzen in den USA - alleine diese US-"Unicorns" verfügen über einen Wert von mehr als 300 Milliarden Dollar. Jedenfalls auf dem Papier.
US-Investoren seien weniger an einem langfristigen Engagement in diesen Firmen interessiert, heißt es in dem Bericht von Bloomberg. Sie wollten vielmehr möglichst schnell möglichst hohen Profit erzielen - am liebsten per Börsengang. Das Verhalten der Anleger am Aktienmarkt zeige aber in letzter Zeit häufiger, dass die hohen Bewertungen zunehmend kritisch gesehen würden.
Ein Beleg dafür ist der Börsengang des Fintech-Start-ups Square von Twitter-Mitgründer Jack Dorsey. Bei dem IPO vor wenigen Tagen sollten die Aktien ursprünglich für elf bis 13 Dollar emittiert werden. In den Handel kamen die Papiere dann aber wegen des offenbar geringen Investoreninteresses für neun Dollar das Stück. Am ersten Handelstag haussierte das Papier allerdings und schoss spontan um bis zu 50 Prozent in die Höhe.
In Europa dagegen haben die Investoren einen eher längeren Anlagehorizont, zitiert Bloomberg Fernando Chueca von der Carlyle Group. Deshalb sind sie möglicherweise weniger an übertriebenen Bewertungen als an einer langfristig guten Kursentwicklung interessiert.
Insgesamt elf Tech-Start-ups sind in Europa im laufenden Jahr bereits an die Börse gegangen, so Bloomberg. Der Erlös betrug dabei insgesamt 1,8 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro). Zum Vergleich: In den USA kamen 13 Techno-IPOs im gleichen Zeitraum auf ein Volumen von 4,3 Milliarden Dollar.
Ein Aktienmarkt schlägt allerdings bei den Kursgewinnen nach IT-Börsengängen sowohl den europäischen als auch den US-amerikanischen: In Asien legten solche Papiere zuletzt im ersten Monat im Schnitt um sage und schreibe 189 Prozent zu. 54 Techno-Firmen gingen dort dieses Jahr bereits an die Börse. Zusammen sammelten sie dabei 2,1 Milliarden Dollar ein, so Bloomberg.
Der Grund für die enormen Kursgewinne liegt in der besonderen Mentalität asiatischer Aktionäre, so ein Fondsmanager von Henderson zu Bloomberg. Anleger würden dort noch stärker zugreifen, selbst wenn der Markt offensichtlich bereits überhitzt sei. Fundamentaldaten oder Bewertungen spielten für diese Investoren keine Rolle, sagt der Experte.
Übersicht: Diese Männer führen die teuersten Start-ups der Welt
Die 5 häufigsten Fehler bei der Geldanlage:
155 sogenannte Einhörner ("Unicorns"), also Start-ups, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden, gibt es bereits weltweit, so die US-Researchfirma CB Insights. Die weitaus meisten davon sitzen in den USA, und nur eine Hand voll kommt aus Deutschland. Hier ein Überblick über einige der teuersten "Unicorns" der Welt - und deren Chefs:
Drew Houston, Dropbox: Daten speichert man heute nicht mehr auf dem Rechner, man sammelt sie in der Cloud. Einer, der dabei mitverdienen will, ist Drew Houston, Chef von Dropbox. Das Unternehmen soll bereits mehr etwa zehn Milliarden Dollar wert sein.
Ben Silbermann, Pinterest: Social Media ist nach wie vor ein Zauberwort, und Pinterest wird hoch gehandelt. Der Bildertauschdienst ist Investoren derzeit etwa elf Milliarden Dollar wert.
Elon Musk, SpaceX: Einmal keine Elektroautos sondern Raketen. Mit SpaceX will Visionär und Milliardär Musk den Mars bevölkern. Irgendwann einmal. Investoren zufolge ist das Unternehmen schon heute zwölf Milliarden Dollar wert.
Cheng Wei, Didi Kuaidi: Dieser Mann ist so etwas wie der Travis Kalanick Chinas. Denn Didi Kuaidi ist so etwas wie Kalanicks Mitfahrzentrale Uber in China. Allerdings spielt die chinesische Version mit einer Bewertung von 15 Milliarden Dollar noch in einer anderen Liga, wie Sie in wenigen Klicks sehen werden.
Evan Spiegel, Snapchat: Das soziale Netzwerk zum Austausch von Bildern, die ebenso rasch wieder verschwinden, wie sie im Netz aufgetaucht sind, wird von Investoren bereits mit 16 Milliarden Dollar bewertet. Gründer Spiegel, zarte 25, ist mit 2,1 Milliarden Dollar einer der jüngsten Milliardäre der Welt.
Alex Karp, Palantir: Die Firma für Sicherheits- und Finanzsoftware Palantir gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren. Zu den Gründern zählt neben Karp auch der deutsche Investor Peter Thiel, der unter anderem mit Facebook viel Geld gemacht hat. Palantir bewerten Investoren derzeit mit etwa 20 Milliarden Dollar. Deutlich mehr also, als Karps Brille gekostet haben dürfte.
Brian Chesky, Airbnb: Eine Mitwohnzentrale, die selbst kein einziges Zimmer besitzt, das ist modern, das ist hip - und das ist viel wert. Meinen jedenfalls die Geldgeber, die Airbnb derzeit auf mehr als 25 Milliarden Dollar taxieren.
Lei Jun, Xiaomi: Chinesische Smartphone-Bauer befinden sich auf dem Vormarsch - so auch Xiaomi. Etwa 46 Milliarden Dollar ist den Finanziers das 2010 gegründete Unternehmen bereits wert.
Travis Kalanick, Uber: Der König unter den Einhorn-Reitern. Uber hat noch keinen Cent verdient, dafür aber Unmengen an Kosten verursacht, für Personal, Marketing und vor allem Rechtsstreitigkeiten rund um den Globus. Einige Finanziers glauben offenbar trotz allem, die Mitfahr-App sei das ganz große Ding - und bewerten sie mit 51 Milliarden Dollar, so CB Insights.
155 sogenannte Einhörner ("Unicorns"), also Start-ups, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden, gibt es bereits weltweit, so die US-Researchfirma CB Insights. Die weitaus meisten davon sitzen in den USA, und nur eine Hand voll kommt aus Deutschland. Hier ein Überblick über einige der teuersten "Unicorns" der Welt - und deren Chefs:
Foto: DPA155 sogenannte Einhörner ("Unicorns"), also Start-ups, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden, gibt es bereits weltweit, so die US-Researchfirma CB Insights. Die weitaus meisten davon sitzen in den USA, und nur eine Hand voll kommt aus Deutschland. Hier ein Überblick über einige der teuersten "Unicorns" der Welt - und deren Chefs:
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