Börse Dax steigt auf 6-Wochen-Hoch

Börse in New York: Drohungen aus China angesichts des Besuchs von US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi (82) in Taiwan konnten die Stimmung nicht nachhaltig trüben. Dow und Nasdaq legen zu
Foto: Brendan McDermid / REUTERSAn den jüngsten Rücksetzer am US-Aktienmarkt hat sich zur Wochenmitte eine Erholungsbewegung angeschlossen. Nach überwiegend positiv aufgenommen Quartalsberichten zahlreicher Unternehmen sowie vor in Kürze anstehenden Konjunkturdaten legte der Dow Jones am Mittwochnachmittag zuletzt noch 0,33 Prozent auf 32.538 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,59 Prozent. Der Nasdaq 100 gewann 1,15 Prozent auf. In den zwei vorangegangenen Tagen hatten die US-Indizes nach einem ungewöhnlich starken Monat Juli geschwächelt.
Erleichtert reagierten Investoren außerdem auf die bislang vergleichsweise moderate Reaktion der Regierung in Peking auf den Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi in Taiwan, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. China werde die Sache damit aber kaum auf sich beruhen lassen. Die Volksrepublik betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz.
Vor allem an der Tech-Börse Nasdaq spielte die Musik: Moderna war größte Gewinnerin mit plus 15,0 Prozent. Regeneron sprangen um 6,5 Prozent hoch. Das Biotech-Unternehmen Moderna profitierte im abgelaufenen Quartal weiter von seinem Corona-Impfstoff und kündigte zudem ein Aktienrückkaufprogramm an. Regeneron überraschte umsatzseitig positiv dank seiner Blockbuster-Medikamente Dupixent und Eylea.
Dax auf Erholungskurs
Hierzulande baute der Leitindex Dax seine Gewinne im späten Handel auf 1,1 Prozent aus und näherte sich wieder der Marke von 13.600 Zählern. Das ist das höchste Niveau seit Mitte Juni. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen legte ebenfalls deutlich zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 baute seine Zugewinne am Nachmittag auf rund 1 Prozent aus.
Alle Indizes, Fonds und Aktien auf einen Blick:
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Positive Konjunkturdaten aus China
Für Erleichterung sorgte auch der Dienstleistungssektor in China. Dank der gelockerten Corona-Auflagen sind die Dienstleister in China im Juli so stark gewachsen wie seit 15 Monaten nicht mehr. "Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage kommt der Anstieg genau zur richtigen Zeit", sagte Altmann. Der Dienstleistungssektor werde für die Wirtschaft in der Volksrepublik immer wichtiger, daher sei dies auch ein deutlich positives Zeichen für das chinesische Wachstum. Einen Rückschlag gab es hingegen für den Einzelhandel in der Euro-Zone, der im Juni überraschend Umsatzeinbußen erlitten hat.
Continental-Aktie legt zu, BMW-Aktie verliert fast 6 Prozent
Ein düsterer Ausblick brockte BMW Kursverluste von zuletzt knapp 6 Prozent ein. Damit führte der Münchner Autobauer die Liste der Dax-Verlierer an. Angesichts der Inflation, des Gasmangels und der Engpässe in der Lieferkette warnte BMW vor einer schwierigen zweiten Jahreshälfte.
An der Spitze des Dax gehörte die Aktie von Continental mit einem Kursplus von 6 Prozent zu den größten Gewinnern. Die Aktie hat in den vergangenen Monaten jedoch auch hohe Verluste hinnehmen müssen. Nun steigen erste Schnäppchenjäger wieder ein.
Siemens-Healthineers-Aktie erholt sich von Einbruch
Auch bei Siemens Healthineers stiegen Anleger aus. Einen Großteil der anfänglichen Kursverluste von bis zu 9,1 Prozent konnte der Medizintechnikkonzern im Handelsverlauf aber wieder wettmachen. Zuletzt betrug das Minus noch 2 Prozent. Ein Händler nannte das abgelaufene Quartal "einen großen Fehlschlag". Der Siemens-Tochter setzten eine niedrigere Nachfrage nach Corona-Schnelltests und die Lockdowns in China zu.
Dagegen punkteten Chiphersteller Infineon und die Commerzbank bei Anlegern mit ihren Geschäftszahlen. Bei der Commerzbank seien sie durchweg besser ausgefallen als erwartet, sagte ein Händler. Auch Infineon überzeugte mit einem überraschend starken Quartal und einem angehobenen Umsatzausblick. Infineon gewannen zuletzt 2,70 Prozent hinzu. Die Commerzbank-Aktie rückte noch um 1,84 Prozent vor.
Die Aktien von Delivery Hero zogen zuletzt um 4,4 Prozent an, nachdem der Kontrahent Just Eat Takeaway die Jahresziele bekräftigt hatte. Dessen Aktien gewannen 5 Prozent. Sixt verteuerten sich um 4,4 Prozent nach einer Kaufempfehlung der Baader Bank für die Anteile des Autovermieters.
Asiens Märkte zeigen sich uneinheitlich
Die asiatischen Märkte haben am Mittwoch keine gemeinsame Richtung gefunden. Die Spannungen zwischen den USA und China prägten erneut das Geschehen, wenngleich die USA Entspannungssignale Richtung China sendeten. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen des chinesischen Festlands war zuletzt kaum verändert Prozent. Der Hang-Seng-Index in der Sonderverwaltungszone Hongkong stieg um einn halbes Prozent. In Japan legte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index kurz vor Handelsende 0,4 Prozent hinzu.
Bitcoin wieder über 23.000 Dollar
Die weltweit bekannteste Digitalwährung Bitcoin drehte am Nachmittag ebenfalls in die Gewinnzone und kletterte wieder über die Marke von 23.000 Dollar. Die Kryptowährung ist seit Jahresbeginn unter Druck. Im November vergangenen Jahres erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Bitcoin
Ölpreise stagnieren
Die Ölpreise haben sich am Mittwoch vor einem Treffen des Förderverbunds Opec+ im frühen Handel kaum von der Stelle bewegt. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 100,50 US-Dollar. Das waren vier Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel ebenfalls geringfügig um sechs Cent auf 94,36 Dollar.
Gespannt warten die Marktteilnehmer auf eine Zusammenkunft des Produzentenverbunds Opec+. Der von Saudi-Arabien und Russland angeführte Zusammenschluss entscheidet über seine kurzfristige Förderung für September. Nachdem die in der Corona-Pandemie ergriffenen Förderkürzungen formal wieder zurückgenommen sind, erwarten Fachleute allenfalls eine moderate Anhebung der Produktion. Schon seit einiger Zeit produzieren die Opec-Länder jedoch deutlich weniger, als sie untereinander vereinbart haben.
Die Opec+ sieht sich mit erheblichen Ungewissheiten konfrontiert. Fraglich ist vor allem, wie stark sich die erwartete Abschwächung der Weltwirtschaft auf die Nachfrage nach Erdöl, Benzin und Diesel auswirkt. "Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Position Russlands", sagt Commerzbank-Experte Carsten Fritsch. Auch Saudi-Arabien kommt eine entscheidende Rolle zu, da US-Präsident Joe Biden (79) dort unlängst eine Ausweitung der Produktion ins Spiel gebracht hat, um die hohen Ölpreise zu drücken.