Börse Schwache Konjunkturdaten bremsen den Dax aus, Verluste an der Wall Street

Moderates Minus: Der Dax bewegte sich am Dienstag kaum
Foto: A3602 Frank Rumpenhorst/ dpaDer Dax hat einen unspektakulären Handelstag knapp im Minus beendet. Nach einem verhaltenen Start hielt er sich trotz trüber Wirtschaftsdaten aus China und Deutschland lange moderat im Plus, bevor ihm negative Impulse aus den USA einen kleinen Dämpfer versetzten. Zum Börsenschluss notierte der deutsche Leitindex 0,12 Prozent im Minus bei 15.898 Punkten, behauptete sich damit aber auf dem vergleichsweise hohen Niveau der vergangenen Wochen. Für den MDax ging es letztlich um 0,24 Prozent auf 27.320 Zähler bergab. Der EuroStoxx 50 trat mit 4316 Punkten auf der Stelle.
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"Solange der Streit über die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA nicht beigelegt wird und damit Anfang Juni ein Zahlungsausfall der USA droht, dürfte ein Befreiungsschlag nach oben schwerfallen", schrieben die Experten der Landesbank Helaba zum Dax.
Autowerte verlieren
Auch auf Deutschland sehen die Börsenprofis eher schwierige Zeiten zukommen. Das ZEW-Barometer zur Einschätzung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten sank im Mai um 14,8 auf minus 10,7 Punkte. Damit liegt der Wert erstmals seit Dezember 2022 wieder im negativen Bereich. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf minus 5,3 Zähler gerechnet.
Für Ernüchterung unter den Dax-Anlegern sorgte, dass in China sowohl das Industriewachstum als auch der Konsum im April hinter den Prognosen zurückgeblieben sind. Die Daten deuteten an, dass die Erholung der chinesischen Wirtschaft an Fahrt verliere, sagte Commerzbank-Analyst Tommy Wu. Zu spüren bekamen die Konjunktursorgen vor allem die Autowerte. Am heftigsten erwischte es mit Kursrückgängen um jeweils 1,8 Prozent Volkswagen und dessen Sportwagentochter Porsche AG, während die Premium-Konkurrenten Mercedes-Benz und BMW deutlich geringere Verluste verbuchten.
Siemens Energy führt den Dax an
Unter den Einzelwerten legten die Aktien von Siemens Energy um weitere knapp 3 Prozent zu. Der Energietechnikkonzern hatte tags zuvor trotz der fortgesetzten Schwäche der Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa mit starken Auftragseingängen und Umsätzen im ersten Quartal überzeugt. Nach zahlreichen positiven Analystenkommentaren am Montag folgten nun weitere. Mit Morgan Stanley, der Landesbank Baden-Württemberg und Oddo BHF hoben gleich drei Banken ihre Kursziele für die Aktien an. Mit Kursgewinnen von 2,3 Prozent fielen zudem Infineon-Titel auf, die wie andere europäische Chiphersteller gefragt waren.
US-Börsen im Minus
Die US-Anleger haben nach den Kursgewinnen zu Wochenbeginn wieder vorsichtiger agiert. Die wichtigsten Indizes gaben am Dienstag überwiegend nach. Bestimmendes Thema ist erneut die weitere Entwicklung im Schuldenstreit. Der Leitindex Dow Jones Industrial büßte zuletzt 0,67 Prozent auf 33.125 Punkte ein. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,29 Prozent auf 4124 Zähler nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,50 Prozent auf 13.481 Punkte.
Unter den größten Verlierern im Dow fielen die Aktien von Home Depot um 1,6 Prozent. Die Baumarktkette senkte ihre Jahresziele, nachdem der Umsatz im ersten Quartal stärker als erwartet gesunken war. Offenbar hatte die wirtschaftliche Unsicherheit zu einem Rückgang der Ausgaben von Heimwerkern geführt.
Die Papiere von Horizon Therapeutics brachen um gut 15 Prozent ein. Medien zufolge dürfte die US-Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde FTC noch am Dienstag eine Klage einreichen, um den Kauf von Horizon durch den Biopharmakonzern Amgen zu blockieren. Die Amgen-Anteilsscheine gaben um mehr als 1,0 Prozent nach.
Die Titel von Capital One stiegen um 2,4 Prozent und zählten damit zu den besten Werten im S&P 500. Zuvor war bekannt geworden, dass die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway des Investors Warren Buffett bei dem Finanzdienstleister eingestiegen ist.
An der Index-Spitze zogen die Anteilsscheine des Chipherstellers AMD um 5,4 Prozent an. Der PC-Markt bleibe zwar in seiner Korrektur von der Corona-Sonderkonjunktur, schrieb der Experte Stacy Rasgon vom Analysehaus Bernstein Research.
Bitcoin gibt nach
Die Digitalwährung Bitcoin gab wieder etwas nach und notierte zuletzt bei 27.032 US-Dollar. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Bitcoin
Ölpreise sinken
Die Ölpreise sind am Dienstag etwas gesunken. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 74,95 US-Dollar. Das waren 30 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juni-Lieferung fiel um 28 Cent auf 70,83 Dollar.
Am Vormittag hatte die Internationale Energieagentur (IEA) deutlich gemacht, dass Russland die angekündigte Kürzung der Ölförderung nur teilweise umsetzt. Im April habe die Fördermenge bei durchschnittlich etwa 9,6 Millionen Barrel pro Tag gelegen, heißt es im Monatsbericht des Interessenverbands führender Industriestaaten. Damit sei die Ölproduktion nur 200.000 Barrel pro Tag niedriger gewesen als vor der Kürzung.
Russland hatte im März eine Förderkürzung um 500.000 Barrel pro Tag angekündigt und die Maßnahme als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen westlicher Industriestaaten im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine dargestellt.
Generell werden die Ölpreise auch von Nachfragesorgen belastet. Am frühen Morgen war bekannt geworden, dass Chinas Industrieproduktion im April zwar gestiegen ist. Der Anstieg der Fertigung ist aber deutlich schwächer ausgefallen, als am Markt erwartet worden war. In den vergangenen Handelstagen hatte die schleppende konjunkturellen Entwicklung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt die Ölpreise immer wieder belastet.
Derzeit wird der Preis für Rohöl aus der Nordsee um etwa zehn Dollar je Barrel niedriger gehandelt als zu Beginn des Jahres. Neben der überraschend trägen Konjunktur Chinas hatten zuletzt auch Sorgen vor einem Abrutschen der US-Wirtschaft in die Rezession die Ölpreise immer wieder unter Druck gesetzt. Diese Daten wurden durch robuste Industriedaten aus den USA etwas gedämpft.