Börse Wall Street drückt Dax, Silicon Valley Bank vom Handel ausgesetzt

Sorgen über Probleme im US-Bankensystem lasten auf Dax und EuroStoxx 50. Der US-Arbeitsmarktbericht sorgt kaum für Entlastung. Die Wall Street startet mit Verlusten. Papiere von Daimler Truck verlieren deutlich.
Blick in die Tiefe: An der Frankfurter Börse verliert der Dax am Freitag kräftig

Blick in die Tiefe: An der Frankfurter Börse verliert der Dax am Freitag kräftig

Foto: A3399 Arne Dedert/ dpa

Neu angefachte Inflations- und Zinsängste haben am Freitag den Dax belastet. Die Auslöser kamen aus den USA: Zuerst hatte in dieser Woche US-Notenbankchef Jerome Powell überraschend ein wieder stärkeres Zinserhöhungstempo als möglich bezeichnet. Am Donnerstag sorgten dann der Zusammenbruch der Krypto-Bank Silvergate Capital und der Kurssturz der Aktie von SVB Financial, eines Start-up-Finanzierers aus dem Silicon Valley, für Druck an den Börsen. Der US-Arbeitsmarktbericht für Februar dagegen brachte kurz nach seiner Veröffentlichung etwas Entspannung.

Bis zum Handelsschluss verlor der Dax etwa 1,3 Prozent auf 15.428 Punkte. Der MDax büßte am Freitag 1,6 Prozent auf 27.998 Punkte ein. Der EuroStoxx 50 gab zuletzt 1,4 Prozent auf 4227 Zähler nach.

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An der Wall Street eröffneten die wichtigsten Aktienindizes allesamt mit Verlusten, nachdem sie bereits am Donnerstag kräftig verloren hatten. Der Dow Jones verlor zu Handelsbeginn 0,54 Prozent auf 32.079 Punkte, der S&P 500 gab 0,90 Prozent auf 3882 Punkte nach und der Technologieindex Nasdaq 100 notierte 1,1 Prozent schwächer bei 11.863 Punkten.

Nasdaq 100

"Es scheint der US-Notenbank Fed zu gelingen, die Dynamik der US-Wirtschaft langsam abzuschwächen und womöglich die gefürchtete Preis-/Lohnspirale zu vermeiden", kommentierte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners die Jobdaten. "Der Arbeitsmarkt entfernt sich zumindest ein Mini-Stück vom Höhepunkt seiner Stärke. Das ist sicherlich nicht ganz der Bericht, den die Fed gerne gesehen hätte, aber er geht definitiv in die richtige Richtung. Die Lohnentwicklung wird die Fed dagegen richtig freuen."

Vorsichtig blieben die Anleger aber dennoch, denn die Hiobsbotschaften aus den USA am Vortag, haben laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets eine zu große Sogwirkung, als dass sie ignoriert werden könnten. Anlegern wurden die Gefahren, etwa von Kreditausfällen, ins Gedächtnis zurückgerufen, die mit den jüngst gestiegenen Zinsen einhergehen können. Thomas Altmann von QC Partners verwies dabei auch auf Sorgen über Ansteckungsgefahren. "Noch scheint die Silicon Valley Bank ein Einzelfall zu sein. Aber wie groß die Ansteckungsgefahren unter Banken sind, das haben frühere Krisen gezeigt", sagte er.

Aktien der SVB Financial vom Handel ausgesetzt

Die Papiere der angeschlagenen SVB Financial brachen im vorbörslichen US-Handel um weitere fast 70 Prozent ein, bevor der Handel mit Hinweis auf anstehende Neuigkeiten ausgesetzt wurde. Investoren dürften massiv Mittel abziehen, lautet die Befürchtung, die auf den Aktien lastet. Es werden erste Stimmen laut, die eine staatliche Rettung des Finanzierers kleiner und mittlerer Tech- und Biotech-Unternehmen fordern.

So wunderte es kaum, dass europaweit der Bankensektor gemieden wurde und Schlusslicht unter den Branchen war. Hierzulande büßten die Aktien der Deutschen Bank 7,8 Prozent ein und hielten im Dax die rote Laterne.

Aktie von Daimler Truck verliert fast 6 Prozent

Für die Papiere des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck ging es um 5,9 Prozent abwärts. Der Dax-Konzern nimmt sich nach einem guten Lauf im vergangenen Jahr auch für 2023 viel vor. Die Ziele liegen über den Analystenerwartungen. Doch das half an diesem Börsentag nicht, zumal die Aktie in der ersten Märzwoche bereits sehr gut gelaufen war.

Nach einer Abstufung durch Morgan Stanley gerieten die Papiere von Kion im MDax unter Druck und gaben um 4,3 Prozent nach. Analyst Ben Uglow sieht eine unsichere Entwicklung von Preisen und Volumina im neuen Jahr und votiert für die Aktie des Gabelstaplerherstellers daher nur noch mit «Equal-weight».

Im SDax waren die Anteile des Finanzdienstleisters Hypoport und die des Diagnostikspezialisten Stratec mit jeweils mehr als zehn Prozent Kursminus die Schlusslichter. Hypoport rechnet nach einer rückläufigen Geschäftsentwicklung im vierten Quartal auch im laufenden Jahr mit schweren Zeiten. Stratec will angesichts eines anhaltenden Gewinnrückgangs Kosten sparen und Preise erhöhen.

Bitcoin stürzt unter die Marke von 20.000 Dollar

Die geplante freiwillige Abwicklung der Kryptobank Silvergate wegen drohender Zahlungsunfähigkeit nach hohen Verlusten zog den gesamten Markt mit nach unten. Cyber-Devisen wie Bitcoin und Ethereum verloren deutlich. Die Digitalwährung Bitcoin notierte zuletzt am Freitag knapp unter 20.000 Dollar – ein Verlust von etwa 8 Prozent. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.

Bitcoin

Ölpreise geben leicht nach

Die Ölpreise haben am Freitag im frühen Handel leicht nachgegeben. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 81,22 US-Dollar. Das waren 37 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung fiel um 53 Cent auf 75,19 Dollar.

In dieser Woche wurden die Ölpreise durch die Aussicht auf weitere Zinsanhebungen in den Vereinigten Staaten belastet. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte entsprechende Signale gesendet, die auch den Dollar steigen ließen. Der Wechselkurs des Dollar hat für die Ölpreise eine hohe Bedeutung, weil Rohöl in der US-Währung gehandelt wird. Steigt der Dollar, verteuert das den Rohstoff für Interessenten aus anderen Währungsräumen.

Vor dem Wochenende blicken die Marktteilnehmer gespannt auf den US-Arbeitsmarkt. Die Regierung präsentiert ihren monatlichen Jobbericht. Diesem wird großer Einfluss auf die US-Geldpolitik zugeschrieben, weil die geringe Arbeitslosigkeit die hohe Inflation weiter anfachen kann. Robuste Zahlen könnten die Fed zu noch deutlicheren Zinsanhebungen zwingen, was die US-Konjunktur und die Ölnachfrage belasten würde. Außerdem dürfte dann der Dollar weiter zulegen.

Mit Nachrichtenagenturen
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