Börse Dax schließt fest, Dow steigt, Bankentitel gefragt

Turbulente Zeiten an der Börse: Ein Händler in Frankfurt am Main
Foto: RALPH ORLOWSKI/ REUTERSDie Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Dienstag bereits für den US-Zinsentscheid zur Wochenmitte positioniert. Sie setzen angesichts der Probleme in Teilen des Bankensektors auf eine gemäßigtere Geldpolitik. Gleichzeitig nahm die Angst vor größeren Verwerfungen in der Bankenbranche weiter ab. Die Sorge der Investoren, auch im neuen Börsenjahr Performance zu verpassen, sei derzeit größer, als jene vor weiteren Kursrücksetzern, erklärte Börsenexperte Andreas Lipkow.
Der Dax schloss mit einem Plus von 1,75 Prozent bei 15.195 Punkten. Zum Wochenstart war der Leitindex noch unter 14.500 Punkte auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar abgerutscht, hatte sich aber im Tagesverlauf deutlich erholt und war mit plus 1,1 Prozent aus dem Handel gegangen. Der MDax gewann am Dienstag 1,60 Prozent auf 27.018 Zähler. Der EuroStoxx 50 schloss 1,53 Prozent höher. Zu den größten Gewinnern im Dax zählten am Dienstag die Aktien von Commerzbank und Deutscher Bank mit einem Plus von mehr als 7 und rund 6 Prozent.
Bankenwerte erholen sich
Auch im Stoxx Europe 600 Banks setzte sich nach anfänglichem Schock letztlich die Erleichterung über die "Notfallrettung" der Credit Suisse durch die UBS und die Liquiditätsmaßnahmen der Notenbanken durch. Gleichzeitig nutzen Anleger in Europa das niedrigere Kursniveau zum Wiedereinstieg bei Banken. Der europäische Bankensektor legt am Dienstag zeitweise um drei Prozent zu. Im März hat der Branchenindex rund 14 Prozent verloren. Die Titel der Commerzbank und der Deutschen Bank gewannen an der Spitze des Dax 7,55 und 5,73 Prozent. Auch in Italien, Spanien, Großbritannien und Frankreich springen Schnäppchenjäger auf Bank-Aktien.
Nun warten Anleger mit Spannung darauf, wie die US-Notenbank Fed am Mittwoch auf die Turbulenzen an den Finanzmärkten reagieren wird und ob sie ihre Zinswende zur Inflationsbekämpfung fortsetzt. Beobachter spekulieren wegen der schwierigen Lage der US-Regionalbanken auf eine Zinspause in den USA.
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Erleichterung an den US-Börsen
Wie Europas Börsen hat am Dienstag auch die Wall Street ihre Erholung fortgesetzt. Zu Handelsschluss in Europa legte der US-Leitindex Dow Jones noch 0,55 Prozent 32.422 Punkte zu. Der Technologieindex Nasdaq 100 notierte zuletzt 0,66 Prozent im Plus. Der Nasdaq 100 kann – anders als der Dow Jones – für den bisherigen Jahresverlauf immer noch eine satte Erholung vorweisen.
Auf beiden Seite des Atlantiks dominiert am Tag vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed weiterhin der Bankensektor das Marktgeschehen. Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets geht davon aus, dass der vor einem Jahr angelaufene Zinserhöhungszyklus mit einem kleinen Zinsschritt von 25 Basispunkten erst einmal ein Ende finden dürfte.
US-Bankenwerte klar im Plus - Finanzministerium prüft Ausweitung der Einlagensicherung
Die Aktien der First Republic Bank sprangen nach der Achterbahnfahrt der vergangenen Tage mit einem erneuten Rekordtief vorbörslich um gut 23 Prozent hoch. Auch die Titel anderer Regionalbanken und von Branchenriesen wie JPMorgan und Goldman Sachs notierten klar im Plus.
Marktstratege Stephen Innes vom Vermögensverwalter Spi Asset Manangement verwies auf einen Medienbericht. Diesem zufolge prüfen Vertreter des US-Finanzministeriums sowie des staatlichen Einlagensicherungsfonds eine vorübergehende Ausweitung ihrer Einlagensicherung für den Fall, dass sich die derzeitige Situation zu einer ausgewachsenen Vertrauenskrise auswächst.
Abseits des Finanzsektors verteuerten sich die Aktien des Facbook-Mutterkonzerns Meta um 2,5 Prozent. Sie profitierten von einer Hochstufung durch die US-Bank Morgan Stanley, die nun zur Übergewichtung rät.
Bitcoin fällt wieder unter 28.000 US-Dollar
Die Kryptowährung Bitcoin hat nach ihrer jüngsten Kursrally wieder etwas nachgegeben. Zuletzt notierte die nach Marktwert größte Digitalanlage bei 28.458 US-Dollar. Am Montag hatte die Kryptowährung trotz neuer Schwäche der Aktienbörsen zugelegt und war auf den höchsten Stand seit Juni 2022 gestiegen.
Bitcoin
Die zunächst negative Börsenreaktion auf die Übernahme der angeschlagenen Schweizer Großbank Credit Suisse durch die Konkurrentin UBS belastete den Bitcoin nicht. Vielmehr schien die Digitalwährung von der Entwicklung zu profitieren. Anleger sähen in Bitcoin ein Fluchtvehikel, um Liquidität zu parken, erklärte Krypto-Fachmann Timo Emden. Der Bitcoin wurde während der weltweiten Finanzkrise vor etwa 15 Jahren als alternatives Zahlungsmittel eingeführt.
Ölpreise steigen leicht
Die Ölpreise haben am Dienstag etwas zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 74,25 US-Dollar. Das waren 52 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung stieg um 56 Cent auf 68,20 Dollar.
Die Ölpreise profitierten von der deutlich verbesserten Stimmung an den Finanzmärkten. Die Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse <CH0012138530> durch die Konkurrentin UBS <CH0244767585> am Wochenende hat mittlerweile doch für mehr Zuversicht an den Märkten gesorgt.
Davon profitierten auch die stark konjunkturabhängigen Ölpreise. Eine bessere wirtschaftliche Entwicklung würde auch die Nachfrage nach Rohöl stützen. Angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten waren die Ölpreise zuletzt stark unter Druck geraten.
Auch der schwächer tendierende Kurs des Dollar stützt die Ölpreise. Ein schwächerer Dollar macht Rohöl für Anleger in anderen Währungsräumen günstiger. Dies stützt die Nachfrage.