Kurssturz an der Börse US-Bankenkrise drückt Dax tief ins Minus

Die Pleite der Silicon Valley Bank zieht Börsen und vor allem Bankenwerte europaweit in die Tiefe. Der Dax verliert 3,0 Prozent, die Aktie der Commerzbank bricht um 12,7 Prozent ein. Während die Börsen an der Wall Street sich am Montag stabil behaupten, stürzen kleinere US-Geldhäuser dramatisch ab.
Schockwellen an den Finanzmärkten: Der Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank drückt den Dax in die Tiefe

Schockwellen an den Finanzmärkten: Der Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank drückt den Dax in die Tiefe

Foto: Jeff Chiu / AP

Turbulenzen in der US-Bankenbranche haben den Dax am Montag auf Talfahrt geschickt. Der deutsche Leitindex schloss 3,04 Prozent tiefer bei 14.959 Punkten. Der MDax verlor 2,74 Prozent auf 27.232 Zähler. Europaweit sah es auf den Aktienmärkten ebenfalls düster aus, während sich die US-Börsen stabilisierten.

Grund für den Kursrutsch: In den USA wurde das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt. Bei der 1983 gegründeten SVB war es in den Tagen zuvor im Zuge von Liquiditätssorgen zu immensen Mittelabzügen gekommen. Am Wochenende hatten Finanzministerium, Notenbank und die Einlagensicherungsbehörde dann erklärt, dass Einlagen bei der SVB und bei einem weiteren Institut geschützt würden. Die US-Notenbank Fed legte auch ein neues Kreditprogramm zur Versorgung der Banken mit Liquidität auf.

Commerzbank-Aktie verliert 12,7 Prozent

Im Dax waren die Papiere der Commerzbank mit einem Minus von 12,7 Prozent Schlusslicht. Die Anteile der Deutschen Bank gaben um 4,9 Prozent nach.

Auch die Aktien des Sportwagenbauers Porsche AG gehörten mit einem Minus von 4,6 Prozent zu den größten Verlierern im Leitindex. Die VW-Tochter verfehlte ihr Umsatzziel für 2022. Außerdem machten die Anleger im schwachen Umfeld vor allem bei zuletzt gut gelaufenen Aktien Kasse, was neben der Porsche AG auch Continental und Infineon um mehr als 4 Prozent absacken ließ.

Defensive Werte hielten sich besser: Sartorius schloss 0,8 Prozent im Plus. RWE und Symrise gingen kaum verändert aus dem Handel. Auch die Papiere der Deutschen Post schlugen sich mit einem Abschlag von 1,3 Prozent vergleichsweise gut. Die Tarifeinigung mit der Gewerkschaft Verdi habe geholfen, da sie einen längeren Streik abgewendet habe, sagten Börsianer.

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Die Verluste von HSBC hielten sich mit rund 3,5 Prozent noch halbwegs im Rahmen. Die britische Großbank übernimmt die britische Tochter der SVB. Die britische Regierung teilte am Montagmorgen mit, die Transaktion sei "von der Bank of England in Absprache mit dem Finanzministerium erleichtert" worden. "Es sind keine Steuergelder beteiligt, und Kundeneinlagen wurden geschützt", hieß es in London weiter.

Stabilisierung in den USA, Regionalbanken stürzen ab

Nach dem Kursrutsch in der vergangenen Woche haben sich die New Yorker Börsen am Montag stabilisiert. Obwohl in der US-Bankenkrise mit der First Republic Bank offenbar ein weiteres US-Geldhaus vor großen Problemen steht, schaffte der Leitindex Dow Jones Industrial nach einem schwachen Start zuletzt ein Plus von 0,42 Prozent auf 32.045 Punkte. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,58 Prozent auf 3884 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es auch dank zweier Übernahmen in der Biotech-Branche um 1,53 Prozent auf 12.012 Zähler hoch.

Bei der First Republic Bank mussten die Aktionäre einen Kurssturz von zuletzt weiteren 60 Prozent verkraften. Die Aktien der Großbanken JPMorgan und Goldman Sachs hielten sich vergleichsweise gut, auch wenn sie mit Verlusten von 1,4 beziehungsweise 3,2 Prozent zu den schwächeren Werten im Dow gehörten. Für andere Bankentitel ging es deutlicher bergab: Bank of America, Citigroup und Wells Fargo büßten bis zu knapp 7 Prozent ein, und die Anteilsscheine der Regionalbanken Western Alliance Bancorp und Pacwest Bancorp stürzten um 46 und 28 Prozent ab.

Nach der Pleite der auf Fintechs und Kryptowährungen spezialisierten Bank Silvergate Capital war die auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte Silicon Valley Bank (SVB) – eine Tochter von SVB Financial - nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Zuletzt musste die Signature Bank ihre Pforten schließen.

Neben den Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor gab es am Montag aber auch ein paar positiv aufgenommene Unternehmensnachrichten. So sprangen die Aktien von Seagen um knapp 16 Prozent auf fast 200 US-Dollar hoch, nachdem das Unternehmen sich mit dem Pharmakonzern Pfizer auf eine Übernahme geeinigt hatte. Pfizer bietet für den Krebsspezialisten 229 Dollar je Aktie in bar, was Seagen mit 43 Milliarden Dollar bewertet. Die Verwaltungsräte beider Konzerne hätten der Transaktion bereits zugestimmt. Die Pfizer-Titel gewannen gut 2 Prozent.

Nasdaq 100

Bitcoin deutlich erholt

Der Kryptomarkt hat sich von seinem Einbruch in der vergangenen Woche erholt. Über das Wochenende legten viele Digitalanlagen spürbar zu, am Montag ging es weiter nach oben. Der Bitcoin stieg auf 24.000 US-Dollar, nachdem er vor wenigen Tagen noch unter die Marke von 20.000 US-Dollar gefallen war. Auch andere Internetdevisen stiegen im Kurs. Ende 2021 erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.

Bitcoin

Ölpreise starten mit Gewinnen in die Woche

Die Ölpreise sind am Montag mit leichten Aufschlägen in die neue Woche gestartet. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 82,97 US-Dollar. Das waren 19 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung stieg um 18 Cent auf 76,86 Dollar.

Etwas Auftrieb erhielten die Rohölpreise durch den schwächeren Dollar, weil dies den in der US-Währung gehandelten Rohstoff wechselkursbedingt vergünstigte. Die Nachfrage wurde dadurch etwas angeschoben. Hintergrund der Dollar-Schwäche sind rückläufige Zinserwartungen an die US-Notenbank Fed wegen der Turbulenzen im amerikanischen Bankensektor. So rechnet die große US-Bank Goldman Sachs nicht mehr mit einer weiteren Zinsstraffung für die nächste Fed-Sitzung in gut einer Woche.

Mit Nachrichtenagenturen
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