Börse Zinssorgen belasten Dow und Dax

Dax und Dow notieren am Abend im Minus. In New York lässt Walmarts Gewinnwarnung aufhorchen: Der Konsum als zentrale Stütze der US-Konjunktur könnte wegen der hohen Inflation wegbrechen. Nun blicken alle auf die Fed.
Börse Frankfurt am Main: Gaskrise, Ukraine-Krieg, schwache Konjunkturaussichten - Anleger bleiben nervös

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Foto: A3602 Frank Rumpenhorst/ dpa

Angesichts der erneut gesenkten Wachstumsprognose des IWF und einer schwachen Wall Street hat der Dax  am Dienstag den Xetra-Handel mit Verlusten beendet: Der deutsche Leitindex gab bis 17.30 Uhr 0,8 Prozent auf 13.096 Zähler ab und baute im Anschluss seine Verluste weiter aus. Setzt sich diese Tendenz am Abend fort, könnte der Dax erneut unter die runde Marke von 13.000 Punkten stürzen. Der MDax  sank mit 2,1 Prozent ungleich stärker, der EuroStoxx 50  rutschte um 0,78 Prozent ab.

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Die Gas-Krise bleibt angesichts der Ankündigung Russlands, die Erdgaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 von Mittwoch an erneut zu reduzieren, virulent.

Stimmung der US-Verbraucher trübt sich stärker ein

Zum Handelsschluss in Europa und einen Tag vor der voraussichtlich nächsten kräftigen Zinserhöhung in den USA zeigten die Kurse an der Wall Street deutlich nach unten. Mit dafür verantwortlich ist ein deutlich eingetrübtes Verbrauchervertrauen der US-Bürger: Es fiel zum Vormonat um revidierte 2,7 Punkte auf 95,7 Zähler, teilte das Marktforschungsinstitut Conference Board am Dienstag mit. Dies ist der niedrigste Stand seit Februar 2021. Analysten hatten im Schnitt einen Rückgang auf lediglich 97,0 Punkte erwartet.

Der Leitindex Dow Jones notierte um 0,63 Prozent niedriger auf 31.788 Punkte. Am Freitag war er noch auf den höchsten Stand seit sechs Wochen geklettert. Auch schwache Quartalsberichte von Schwergewichten wie Walmart , UPS und General Motors drückten auf die Stimmung. Der marktbreite S&P 500  verlor am Dienstag zuletzt 1,11 Prozent auf 3922 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 büßte mit 1,73 Prozent auf 12.107 Punkte noch mehr Boden ein.

Die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch wird mit Spannung erwartet. Dann wird die Federal Reserve Bank den Leitzins voraussichtlich um 0,75 Prozentpunkte anheben. Angesichts der sehr hohen Inflation womöglich sogar um einen ganzen Punkt, wie einige Börsianer spekulieren. Dies wurde jedoch zuletzt von mehreren Notenbankern eher ablehnend kommentiert.

Nasdaq 100

Eine überraschende Gewinnwarnung von Walmart belastete den gesamten Handelssektor. Die US-Verbraucher schnallen angesichts der hohen Inflation beim Konsum den Gürtel enger. Die Aktien von Walmart büßten zuletzt noch 8,8 Prozent ein und waren abgeschlagenes Schlusslicht im Dow. Auch die Papiere von Home Depot , Target und der Discounterkette Ross Stores gerieten unter Druck. Der Mischkonzern 3M will sich von seine milliardenschweren Gesundheitssparte trennen. Das verhalf dem Aktienkurs an der Spitze des Dow zu einem Plus von 4,2 Prozent.

Bankaktien nach UBS-Zahlen im Blick

Aktien der Deutschen Bank gaben nach enttäuschenden Quartalszahlen der schweizerischen UBS um knapp 2 Prozent nach, die Titel der Schweizer Großbank verloren fast 10 Prozent. Analystin Flora Bocahut vom Investmenthaus Jefferies sprach von überraschend schwachen Zahlen für das zweite Quartal. Das Ausmaß des Rückgangs bei Gebühren und Provisionen habe die Erwartungen unterboten. Zudem habe sich das Wachstum in der Vermögensverwaltung bei der Großbank abgeschwächt.

In der Berichtssaison setzten Unternehmen aus dem Nebenwerteindex SDax die Akzente. Der Diagnostikspezialist Stratec verzeichnete im ersten Halbjahr einen Umsatz- und Ergebnisrückgang. Lieferkettenprobleme, höhere Kosten sowie eine pandemiebedingte starke Vorjahresentwicklung waren die Gründe dafür. Die Papiere verloren 12 Prozent.

Uniper rutschten auf ein weiteres Rekordtief und standen zuletzt als erneutes MDax-Schusslicht mehr als 11 tiefer. Der angeschlagene Versorger muss wegen der Gas-Drosselung teures Gas am Markt einkaufen, um Verträge zu erfüllen. Das führt zu Liquiditätsproblemen. Goldman Sachs kürzte am Dienstag das Kursziel von 10,00 auf 4,50 Euro. Heidelbergcement aus dem Dax sanken um 2,70 Prozent. Eine Abstufung durch Exane BNP Paribas auf "Neutral" wirkte sich negativ aus.

Ölpreise legen zu

Die Ölpreise haben am Dienstag erneut zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent  105,73 US-Dollar. Das waren 45 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate  (WTI) stieg um 12 Cent auf 96,52 Dollar. Zwischenzeitliche deutlichere Gewinne gaben die Ölpreise im Verlauf teilweise ab.

Ein Grund für den erneuten Ölpreisanstieg ist die Verunsicherung wegen der Ankündigung Russlands, die Erdgaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 von Mittwoch an erneut zu reduzieren. Der europäische Erdgaspreis erreichte erstmals seit Anfang März 200 Euro je Megawattstunde. Das waren rund 13 Prozent mehr als am Vortag. Erdgas kann zum Teil durch Erdöl ersetzt werden, weshalb die Verunsicherung auch auf den Ölmarkt übergriff. Europa ist besonders stark von russischen Gaslieferungen abhängig.

Die Rohölpreise befinden sich schon seit längerem auf hohem Niveau. Hauptgrund ist der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der die Ölpreise stark angetrieben hat. Aktuell liegen die Preise etwa 35 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Russland ist einer der größten Erdölproduzenten der Welt.

Bitcoin gibt wieder nach

Die Digitalwährung Bitcoin ist unter die Marke von 21.000 US-Dollar gefallen. Nach der jüngsten Erholung in der vergangenen Woche gab die weltweit bekannteste Kryptowährung um rund 5 Prozent nach.

Bitcoin

Bitcoin ist gemeinsam mit dem Aktienmarkt seit Jahresbeginn unter Druck geraten: Im November vergangenen Jahres erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.

Mit Nachrichtenagenturen
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