Börse Der Euro wird immer wertvoller – und bremst den Dax

Harte Währung: Der Euro hat gegenüber dem Dollar zuletzt deutlich zugelegt
Foto: Valda Kalnina/ dpaNach dem 15-Prozent-Plus im November und dem guten Start in den letzten Börsenmonat des Krisenjahres 2020 am Vortag ging es am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch abwärts: Der Dax schloss mit einem Minus von 0,52 Prozent bei 13 313,24 Punkten. Börsianer verwiesen zur Begründung auf den immer weiter steigenden Euro. Der MDax gab um 0,37 Prozent auf 29 242,44 Punkte nach.
Dax
Die größte Bremse für den Dax im Vergleich zur weit voraus eilenden Wall Street sieht der Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners im Euro. "Der starke Euro und der gleichzeitig schwache Dollar helfen den Gewinnen der US-Unternehmen und schaden den Gewinnen der Firmen aus der Eurozone. Der starke Euro macht Exporte aus der Eurozone in den USA teurer und damit weniger attraktiv." Gerade für die im Dax hoch gewichteten deutschen Exporteure sei das ein großes Problem. Der Euro ist im Vergleich zum Dollar aktuell so stark wie seit Frühjahr 2018 nicht mehr.
Überraschend schwache Arbeitsmarktdaten setzen auch der Rekordjagd der Wall Street ein vorläufiges Ende. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 verloren zur Eröffnung am Mittwoch bis zu ein Prozent, nachdem die beiden Letzteren am Dienstag auf neue Rekordhochs geklettert waren. Bis zum Abend erholten sich die Kurse allerdings wieder und drehten teilweise ins Plus.
Euro auf Zweieinhalbjahreshoch
Der Kurs des Euro ist am Mittwoch auf den höchsten Stand seit April 2018 gestiegen. Die europäische Gemeinschaftswährung kletterte am Nachmittag bis auf 1,2108 US-Dollar. Im Mittagshandel hatte der Euro noch zeitweise rund einen halben Cent niedriger notiert. Der Euro knüpfte so an seine Vortagesgewinne an. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2066 (Dienstag: 1,1968) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8287 Euro.
EUR/USD
"Der Euro hat einen Schub erhalten, nachdem er über die Marke von 1,20 Dollar gestiegen ist", sagte Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte bei der Commerzbank. Viele Anleger seien unter dieser Marke noch zögerlich gewesen. Solange die EZB nicht verbal gegen den Euro-Anstieg vorgeht, dürfte er weiter zulegen, erwartet Leuchtmann. Der Spielraum der Notenbank sei aber begrenzt, da sie zwar eine Anpassung der Geldpolitik in Aussicht gestellt habe, aber keine weitere Zinssenkung.
"Getrieben wurde der Euro zuletzt durch einen schwächeren Dollar", sagte Leuchtmann. Dazu würden gestiegene Inflationserwartungen in den USA beitragen. Diese könnten auch durch neue Konjunkturhilfen der Regierung des künftigen Präsidenten Joe Biden weiter angetrieben werden. Die US-Notenbank habe bereits klar gemacht, dass sie einen Anstieg der Verbraucherpreise nicht so entschlossen wie in der Vergangenheit bekämpfen werde, sagte Leuchtmann.
Ölpreise geben nach
Die Ölpreise sind am Mittwoch gestiegen. Nachdem sich die Notierungen zunächst wenig bewegt hatten, legten sie zuletzt kräftig zu. So kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent 48,31 US-Dollar. Das waren 89 Cent mehr als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 93 Cent auf 45,48 Dollar.
Brent
Im Verlauf sorgten Daten zur Entwicklung der US-Ölreserven für Preisauftrieb. Nach offiziellen Angaben der US-Regierung waren die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche um 0,7 Millionen Barrel auf 488,0 Millionen Barrel gesunken. Die offiziellen Daten widersprachen Angaben des Interessenverbands American Petroleum Institute (API) vom Dienstag. Der Verband hatte einen Anstieg der Ölreserven um 4,15 Millionen Barrel verzeichnet.
Ein Rückgang der Ölreserven kann ein Hinweis auf eine stärkere Nachfrage oder ein geringeres Angebot sein. In der Regel werden die Ölpreise durch fallende Lagerbestände gestützt. Außerdem meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass der Ölverbund Opec+ bei den Verhandlungen für eine Verlängerung der bestehenden Förderkürzung Fortschritte mache. Die Agentur berief sich dabei auf Verhandlungskreise.