Börse Gewinne im Dax, Anleger nach Credit-Suisse-Notübernahme vorerst beruhigt

Die Notfallmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken in der Bankenkrise scheinen zunächst zu wirken. Der Dax verbucht Kursgewinne, Rückenwind kommt von der ebenfalls erstarkten Wall Street.
Der Dax schließt im Plus: Börsianer in Frankfurt am Main

Der Dax schließt im Plus: Börsianer in Frankfurt am Main

Foto: Boris Roessler / dpa

Die starken Schwankungen am deutschen Aktienmarkt angesichts der Turbulenzen im Bankensektor haben am Montag ein positives Ende gefunden. Die von der Politik und den Währungshütern beabsichtigte Beruhigung der Finanzmärkte mit der Notübernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die Konkurrentin UBS setzte sich damit etwas verzögert durch. Rückenwind kam auch von der ebenfalls erstarkten Wall Street.

Der schwach gestartete Dax  baute seine Erholungsgewinne am Nachmittag merklich aus und schloss mit einem Plus von 1,12 Prozent bei 14.933 Punkten. Am Morgen war der deutsche Leitindex in der Spitze um mehr als zwei Prozent auf ein weiteres Tief seit Januar gefallen. Auch der MDax machte seine Anfangsverluste wett und gewann letztlich 0,55 Prozent auf 26.593 Zähler. Der EuroStoxx 50 schloss 1,3 Prozent höher bei 4119 Punkten.

Das Bankenbeben sei noch nicht vorbei, bleibe aber beherrschbar, da die Notenbanken die Bankenkrise ernst nähmen, kommentierte LBBW-Analyst Clemens Bundschuh. Die Experten der DZ Bank rechnen aber damit, dass angesichts der Unsicherheit über die Lage kleinerer US-Regionalbanken die Nervosität hoch bleiben dürfte. Nun wird mit besonderer Spannung die Leitzinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch erwartet. Fed-Chef Jerome Powell hatte kürzlich noch im Kampf gegen die hohe Inflation eine größere Straffung signalisiert, doch inzwischen geht der Markt von einem eher kleinen Schritt aus. "Die Fed könnte durch die jüngsten Ereignisse gezwungen sein, bald schon wieder die Geldschleusen weit zu öffnen, um die Banken des Landes zu retten", schrieb Konstantin Oldenburger von CMC Markets.

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Bank-Aktien schütteln hohe Anfangsverluste ab

Die meisten europäischen Bank-Aktien konnten zu Wochenbeginn im Handelsverlauf ihre hohen Anfangsverluste abschütteln. Dennoch belasteten teilweise noch Sorgen um ein mögliches Engagement der Institute in nachrangigen Anleihen der Credit Suisse, sogenannten AT1-Bonds, bei denen ein Totalausfall absehbar ist. Der Aktienkurs des Krisen-Geldhauses sackte um weitere 56 Prozent ab, während sich das UBS-Papier um 1,5 Prozent erholte.

Die Deutsche Bank erklärte inzwischen, dass man "nahezu null" in den betroffenen nachrangigen Anleihen investiert sei. Nach einem Kursrutsch um zeitweise fast 11 Prozent erholten sich die Papiere des größten deutschen Geldhauses und schlossen 0,5 Prozent im Minus. Commerzbank-Anteile verloren zunächst ähnlich stark, drehten am Nachmittag aber ins Plus und stiegen am Ende um 1,5 Prozent. Die Bank hat kein Investment in AT1-Bonds. Die anfangs ebenfalls noch in Mitleidenschaft gezogenen Anteile am Versicherer Allianz legten um 1,2 Prozent zu.

Rheinmetall mit Kurssprung

Gefragt waren an ihrem ersten Tag im Dax die Papiere des Rüstungskonzerns Rheinmetall, die an der Index-Spitze um 5,4 Prozent stiegen. Beim Branchenkollegen Hensoldt wogen die Anleger eine gestrichene Kaufempfehlung der US-Bank JPMorgan gegen den MDax-Aufstieg ab. Mit einem Kursabschlag von 1,2 Prozent schlugen sich die Papiere schlechter als der Gesamtmarkt. Analyst David Perry begründete sein neues Anlagevotum mit der mittlerweile anspruchsvollen Bewertung.

In den hinteren Börsenreihen belastete die Ankündigung einer Kapitalmaßnahme die Papiere des Batterieherstellers Varta schwer. Im SDax lagen sie mit minus 12,3 Prozent abgeschlagen auf dem letzten Platz. Varta will sich zur Finanzierung des Unternehmensumbaus frisches Geld von seinem Mehrheitsaktionär besorgen. Über eine Kapitalerhöhung soll die Gesellschaft Montana Tech Components des österreichischen Investors Michael Tojner 50 Millionen Euro zuschießen.

US-Börsen legen zu

Die US-Börsen haben am Montag nach einem uneinheitlichen Start allesamt zugelegt. Die Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) durch die Konkurrentin UBS sorgte auch in den USA für Erleichterung. Zudem vereinbarten die Währungshüter von sechs führenden Zentralbanken, darunter die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank, die US-Dollar-Geschäfte mit siebentägiger Laufzeit ab sofort statt wöchentlich nun täglich abzuhalten. Die Versorgung mit der Weltreservewährung Dollar ist insbesondere für das internationale Geschäft großer Geldhäuser wichtig, erst recht in unruhigen Zeiten.

Der Dow Jones Industrial gewann rund zwei Stunden vor dem Börsenschluss 0,92 Prozent auf 32.154 Punkte, nachdem der Index am Freitag 1,2 Prozent eingebüßt und damit ein knappes Wochenminus verbucht hatte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,81 Prozent auf 3948 Punkte nach oben. An der Technologiebörse Nasdaq stieg der Auswahlindex Nasdaq 100  zugleich um 0,12 Prozent auf 12.535 Zähler. Er hatte sich allerdings in der vergangenen Woche deutlicher als der Dow erholt.

Unter den Branchen in den USA waren Finanzwerte wieder gefragt, nachdem sie in den vergangenen zwei Wochen kräftig auf Talfahrt gegangen waren. Unter den großen Banken legten JPMorgan im Dow um 0,7 Prozent zu und Goldman Sachs um 1,7 Prozent.

Regionalbanken, allen voran die First Republic Bank, sind nach wie vor schwer angeschlagen. Die Aktien dieser Bank büßten weitere 33,5 Prozent ein. Bei zeitweise 11,52 US-Dollar hatten sie zuvor ein neues Rekordtief erreicht. Eine zweite Abstufung der Kreditwürdigkeit binnen weniger Tage belastete. Auch mit der Zusage von 30 Milliarden Dollar Finanzhilfen durch etliche große US-Bankhäuser seien die Probleme des Unternehmens noch nicht gelöst, hieß es zur Begründung der Bonitätsabstufung durch Standard & Poor’s.

Die Papiere der New York Community Bancorp zogen dagegen um etwas mehr als 34 Prozent an. Die Branchenkollegin der First Republic Bank übernimmt Teile der Signature Bank.

Abgesehen von Bankaktien rückten zudem die Papiere von Foot Locker in den Blick. Die Aktien gingen nach der Vorlage eines stärker als erwartet ausgefallenen Quartalsberichts auf steile Berg- und Talfahrt. Nach einem Sprung um rund 11 Prozent nach oben, büßten die Papiere der Sportartikel-Handelskette zuletzt 5,4 Prozent ein.

Asiens Börsen geben nach

Die wichtigsten asiatischen Börsen haben am Montag überwiegend nachgegeben. Die Maßnahmen mehrerer Notenbanken zur Liquiditätsversorgung des Finanzsystems und die Übernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch die heimische Konkurrentin UBS konnten gegen die Ängste vor einer möglichen Bankenkrise nur wenig ausrichten.

Der japanische Nikkei 225 schloss am Montag 1,42 Prozent tiefer bei 26.945 Punkten. Ähnlich sah es beim australischen S&P ASX 200 aus, der sich 1,38 Prozent im Minus mit 6898 Punkten aus dem Handel verabschiedete.

Bitcoin fällt unter 28-000 US-Dollar

Die Kryptowährung Bitcoin ist gefallen. Zuletzt lag die nach Marktwert größte Digitalanlage wieder unter 28.000 US-Dollar. In der vergangenen Woche hatten Digitalwährungen von der Skepsis im Bankensektor noch profitiert.

Bitcoin

Anleger sähen in Bitcoin ein Fluchtvehikel, um Liquidität zu parken, erklärte Krypto-Fachmann Timo Emden. Der Bitcoin wurde während der weltweiten Finanzkrise vor etwa 15 Jahren als alternatives Zahlungsmittel eingeführt.

Ölpreise dämmen Verluste etwas ein

Die Ölpreise haben zu Wochenbeginn nachgegeben, anfänglich deutliche Abschläge aber etwas eindämmen können. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent  71,91 US-Dollar. Das waren 1,06 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,02 Dollar auf 65,72 Dollar.

Zeitweise war der Brent-Preis bis auf 70,13 Dollar gefallen, für den US-Ölpreis ging es bis auf 64,38 Dollar runter. Das waren jeweils die niedrigsten Stände seit Ende 2021. Am Markt wurden die Abschläge auf die zunächst sehr negative Reaktion der Börsen auf die Übernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch die UBS zurückgeführt. Bereits in der vergangenen Woche hatten die Bankenturbulenzen in den USA und Europa spürbare Auswirkungen auf die Erdölpreise.

Mit Nachrichtenagenturen
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