Kursrutsch an der Börse Dax knickt nach Rekordhoch wieder ein

Kursrutsch: Nach seinem Rekordhoch bei 16.300 Zählern geht es für den Dax steil abwärts
Foto: Frank Rumpenhorst/ dpaKursrutsch nach dem Rekordhoch: Der eskalierende US-Schuldenstreit hat dem Dax am Mittwoch weitere Kursverluste eingebrockt. Der deutsche Leitindex rutschte zeitweise unter die Marke von 15.800 Zählern und ging letztlich mit einem Minus von 1,9 Prozent bei 15.842 Punkten aus dem Handel. Damit hat er nach dem erreichten Rekordhoch von 16.331 Punkten am vergangenen Freitag binnen drei Tagen rund 500 Punkte verloren. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab sogar um 2,2 Prozent nach, und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,8 Prozent.
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"Angesichts des immer kürzeren Zeitfensters bis zum Tag der potenziellen Zahlungsunfähigkeit werden Anleger nervöser", kommentiert Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners die Lage mit Blick auf die USA. Nach Prognosen des US-Finanzministeriums droht ab Anfang Juni ein Zahlungsausfall der US-Regierung, sollte die Schuldenobergrenze nicht erhöht werden.
Das Spitzentreffen zwischen US-Präsident Joe Biden und dem Verhandlungsführer der oppositionellen Republikaner, Kevin McCarthy, war am Montag erneut ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Auch am Dienstag verließ McCarthy das Kapitol mit der Aussage, dass die beiden Parteien noch keine Einigung erzielt hätten. Dabei seien für die nächsten ein oder zwei Tage keine weiteren Treffen geplant. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte gewarnt, dass die USA die Rechnungen des Bundes ohne eine Anhebung der Schuldenobergrenze nur noch bis zum 1. Juni bezahlen können.

Anlegerschreck: Der US-Schuldenstreit zwischen Republikaner Kevin McCarthy und Präsident Joe Biden schlägt Anleger in die Flucht
Foto: Jacquelyn Martin / dpaIfo-Geschäftsklima kühlt sich ab, Ölpreise ziehen wieder an
Auch enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland sorgten für schlechte Laune. Die Stimmung in den Chefetagen der größten Wirtschaft Europas hat sich im Mai eingetrübt. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel auf 91,7 Punkte von revidiert 93,4 Zählern im April, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte. Es war der erste Rückgang des an den Finanzmärkten stark beachteten Barometers nach sechs Anstiegen in Folge. "Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Im zweiten Quartal dürfte es in Richtung einer Stagnation gehen."
Spekulationen auf weitere Produktionskürzungen des Ölkartells Opec+ sowie ein Rückgang der US-Lagerbestände trieben unterdessen die Rohölpreise an. Die Nordsee-Sorte Brent sowie die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils mehr als ein Prozent auf 77,76 beziehungsweise 73,93 Dollar pro Barrel (159 Liter).
Varta-Aktie stürzt auf Rekordtief
Eine Verkaufsempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs, die zudem das Kursziel auf 15 Euro halbierte, ließ die Titel des Batterieherstellers Varta auf ein Rekordtief absacken. Zuletzt waren sie mit einem Minus von über zehn Prozent auf 16,80 Euro abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax.
Der Ticketverkäufer CTS Eventim legte derweil vollständige Zahlen für das erste Quartal vor, die eine deutliche Gewinnsteigerung belegten. Zudem bestätigte CTS Eventim die Jahresziele. Obwohl beides keine Überraschung war, büßten die Aktien als größter MDax-Verlierer 6,3 Prozent ein. In den vergangenen Tagen hatten sie allerdings auch deutlich angezogen.
Rüstungstitel setzten ihre Korrektur fort. Im Dax sackten Rheinmetall bis um 240 Euro ab und verloren damit in zwei Tagen mehr als neun Prozent. Vom Rekord im April bei gut 281 Euro korrigierten sie bereits 15 Prozent. Beim MDax-notierten Branchenkollegen Hensoldt stand ein weiteres Minus von diesmal drei Prozent zu Buche.
US-Börsen mit Verlusten
Beunruhigt vom weiter schwelenden Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA hat die Wall Street am Mittwoch ihre Talfahrt fortgesetzt. Der Dow Jones Industrial notierte zuletzt 0,65 Prozent tiefer bei 32.845 Punkten. Der marktbreite S&P 500 fiel um 0,74 Prozent auf 4114 Zähler. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 0,70 Prozent auf 13.589 Punkte abwärts.
Prognosen des US-Finanzministeriums zufolge droht ab Anfang Juni ein Zahlungsausfall der US-Regierung, sollte die Schuldenobergrenze nicht erhöht werden. Dies könnte schwerwiegende Folgen für die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft haben. Möglichkeiten das zu verhindern, gäbe es durch eine Priorisierung der Ausgaben. So könnten etwa Rentenzahlungen zeitweise ausfallen, um Auslandsschulden zu bedienen.
Warten auf Fed-Protokoll und Zahlen von Nvidia
Nervosität dürfte auch vor der am Abend anstehenden Veröffentlichung des Notenbank-Protokolls herrschen. Anleger erhoffen sich Hinweise auf die nächste Zinsentscheidung der Fed Mitte Juni. Zuletzt zeigten Aussagen aus den Reihen der US-Notenbank, dass es unterschiedliche Meinungen gibt, ob eine weitere Zinserhöhung im Kampf gegen die hohe Inflation notwendig ist oder nicht.
Unternehmensseitig stehen noch einige Quartalsberichte an. Bevor nach Börsenschluss der Grafikprozessoren-Entwickler Nvidia über seinen Jahresauftakt berichtet, dürften Analog Devices und einige Einzelhandelsunternehmen im Blick stehen.
Kohl´s und Abercrombie steigen zweistellig
Die beiden Modeunternehmen Abercrombie & Fitch sowie Urban Outfitters lieferten besser als erwartete Quartalszahlen ab. Bei Abercrombie wurden am Markt der Quartalsumsatz und die Bruttomarge gelobt. Urban Outfitters glänzte ebenfalls mit starken Umsätzen. Die Abercrombie-Aktie sprang vorbörslich um 17 Prozent und Urban Outfitters um knapp 14 Prozent.
Der Einzelhändler Kohl’s meldete ein besseres Ergebnis als befürcht für das erste Quartal. Für dieses Papier ging es daraufhin vor dem Börsenstart um knapp 12 Prozent hoch.
Überwiegend Verluste in Asien
Die wichtigsten Börsen Asiens haben am Mittwoch nachgegeben. Der japanische Leitindex Nikkei 225 fiel zuletzt um 0,6 Prozent. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Werten der Börsen in Shenzen und Shanghai sank um 0,3 Prozent und der Hang-Seng-Index in der Sonderverwaltungsregion Hongkong büßte 0,9 Prozent ein. Nach unten ging es auch in Australien, während der koreanische Kospi sich knapp im Plus hielt.
Bitcoin schwächelt
Die Digitalwährung Bitcoin schwächelte zuletzt im Wochenvergleich und notierte zuletzt bei 26.686 US-Dollar. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Bitcoin
Ölpreise legen zu
Die Ölpreise sind am Mittwoch gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 77,68 US-Dollar. Das waren 84 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 92 Cent auf 73,83 Dollar.
Bereits am Vortag hatte eine erneute Warnung des führenden Ölförderlandes Saudi-Arabien vor der Spekulation auf weiter fallende Ölpreise am Markt mit etwas Verzögerung Wirkung gezeigt.
Zudem wurden die Ölpreise am Mittwochmorgen durch die Entwicklung der Ölreserven in den USA gestützt. Am Dienstagabend war bekannt geworden, dass der Interessenverband American Petroleum Institute (API) in der vergangenen Woche einen Rückgang der Lagerbestände an Rohöl um 6,8 Millionen Barrel verzeichnet hatte.