Börse Wall Street vor US-Jobdaten unter Druck, Bitcoin bricht ein

Unentschieden: Der Dax ging kaum verändert aus dem Handel
Foto:Boris Roessler / dpa
Solide US-Börsen haben dem Dax am Donnerstag noch ein versöhnliches Tagesende beschert. Einen Rücksetzer um bis zu 0,6 Prozent konnte der Leitindex noch ausgleichen, allerdings blieb die Risikobereitschaft der Anleger vor den am Freitag erwarteten Arbeitsmarktdaten aus den USA gedämpft. Am Ende bedeuteten 15.633 Punkte ein minimales Plus von 0,01 Prozent. Der MDax gab dagegen um 1,29 Prozent auf 28.441 Punkte nach. Der EuroStoxx 50 beendete den Tag mit 4286 Punkten ganz knapp im Minus
"Es hat den Anschein, dass die Anleger im Vorfeld des morgigen Arbeitsmarktberichts eine vorsichtige Haltung einnehmen", sagte Marktbeobachter Craig Erlam vom Broker Oanda. Immerhin sorgten aber die New Yorker Börsen beim Dax für den notwendigen Rückenwind, um die zeitweisen Verluste noch aufzuholen. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren überraschend stark gestiegen und dies nährte wieder etwas die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed beim Kampf gegen die hohe Inflation mit ihren Zinserhöhungen vielleicht doch vorsichtiger vorgehen könnte.
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Adidas im Aufwind, auch Post-Aktie legt zu
Zum Spitzenreiter im Dax avancierte Adidas, hier hielt die jüngste Aufbruchstimmung an: Am Nachmittag drehten die Papiere auf und erreichten das höchste Niveau seit einem Monat. Mit einem Anstieg um 3,0 Prozent setzten sie ihren guten Lauf fort. Auch beim Windkraft-Anlagenhersteller Nordex kam am Nachmittag Schwung herein: Trotz der 2022 gedämpften Profitabilität schafften die Aktien ein Plus von 6,1 Prozent.
Ansonsten setzte sich die Berichtssaison fort, im Fokus standen Dividenden. Die Deutsche Post meldete ein Rekordjahr, überzeugte mit dem Ausschüttungsvorschlag und ihrem Aktienrückkaufprogramm. Zwar wird für 2023 mit einer Abkühlung der Geschäftsdynamik gerechnet, ein Händler lobte aber die mittlerweile wieder deutlich bessere Sicht auf den künftigen Geschäftsverlauf. Die Aktie legte um 1,6 Prozent zu.
Auch Hannover Rück will nach einem Rekordgewinn im vergangenen Jahr mehr Geld an die Anteilseigner ausschütten, hier fiel der Kurs aber um 3,4 Prozent. Es gab Kommentare, dass die Gesamtdividende mit sechs Euro je Aktie nicht ganz an die Konsensschätzung herankomme. BMW schwächelte nach Eckdaten mit einem Abschlag von 1,4 Prozent. Die vorgelegten Zahlen für 2022 waren geprägt von einer enttäuschenden Marge.
Deutlich schlechter sah es im gesamten Immobiliensektor aus, was vor allem an LEG lag. Die Titel sackten als Schlusslicht im MDax um 11,4 Prozent ab. Das Unternehmen erwischte die Anleger mit einer Dividendenaussetzung auf dem falschen Fuß. Beobachter befürchten, dass diesem Beispiel auch andere Immobilienkonzerne folgen könnten.
Wall Street vor US-Jobdaten unter Druck
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Donnerstag zuletzt 0,6 Prozent tiefer bei 32.604 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,8 Prozent auf 3961 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq bröckelte um 0,9 Prozent auf 11.471 Stellen ab. Die Anleger fürchteten, dass ein allzu starker Jobmarkt die US-Notenbank Fed zu größeren Zinsschritten bewegen könnte.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sind nach Daten vom Donnerstag zwar überraschend gestiegen. Allerdings haben US-Unternehmen im Februar einer früheren Umfrage zufolge mehr als doppelt so viele Jobs geschaffen wie im Vormonat. Für den Arbeitsmarktbericht der Regierung am Freitag erwarten Experten einer Reuters-Umfrage zufolge für Februar ein Stellenplus von 205.000 nach einem Zuwachs von 517.000 im Januar.
Aktie der Silicon Valley Bank stürzt ab
Die Ankündigung einer Not-Kapitalerhöhung schickte die Aktie der Silicon Valley Bank (SVB) auf Talfahrt. Die Anteilsscheine der kalifornischen Bank, die Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, stürzten um 47 Prozent auf 141,88 Dollar – den tiefsten Stand seit April 2020. SVB hatte einen Aktienverkauf im Wert von 1,75 Milliarden Dollar angekündigt, um ihre Bilanz aufzubessern.
Enttäuschende Geschäftszahlen drückten die US-notierten Aktien des chinesischen Online-Händlers JD.com. Die Titel verloren 10,8 Prozent auf ein Vier-Monats-Tief von 41,91 Dollar. Das Unternehmen meldete für das vierte Quartal 2022 einen Umsatz von 295,4 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 40 Milliarden Euro) im Vergleich zur durchschnittlichen Analystenprognose von 296,2 Milliarden Yuan. "Das Wichtigste ist die Erholung des Einkommens der Verbraucher", sagte Konzernchef Xu Lei. Eine Erholung des Konsums nach der Lockerung der strengen Corona-Regeln in China wird demnach noch eine Weile dauern.
Die Investoren reagierten dagegen erleichtert auf eine Prognosebekräftigung von General Electric. Die Titel des US-Industriekonzerns sprangen um 6,5 Prozent auf 92,72 Dollar – das höchste Kursniveau seit gut fünf Jahren. Das Unternehmen erwartet 2023 trotz einer Abkühlung der globalen Wirtschaft eine starke Nachfrage nach Flugzeug-Triebwerken und Wartungsdienstleistungen.
Bitcoin nach Silvergate-Aus mit Verlusten
Die geplante freiwillige Abwicklung der Kryptobank Silvergate wegen drohender Zahlungsunfähigkeit nach hohen Verlusten zog den gesamten Markt mit nach unten. Cyber-Devisen wie Bitcoin und Ethereum verloren zwischen 2,8 und 4,1 Prozent.
Die Digitalwährung Bitcoin notierte zuletzt bei 21.105 US-Dollar. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Bitcoin
Ölpreise steigen leicht
Die Ölpreise sind am Donnerstag leicht gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai kostete am späten Nachmittag 82,91 US-Dollar. Das waren 25 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung stieg um 35 Cent auf 77,01 Dollar.
Die Impulse am Rohölmarkt fielen im Tagesverlauf eher gering aus. Auch die am Mittwoch veröffentlichten wöchentlichen Lagerdaten aus den USA, die den ersten Rückgang der Bestände in diesem Jahr zeigten, bewegten die Preise nicht nachhaltig.