Börse Dax rutscht weiter ab

Bulle und Bär in der Deutschen Börse in Frankfurt am Main: Die hohe Inflation hat dem Dax einen Dämpfer verpasst
Foto:Boris Roessler / dpa
Der Start des deutschen Aktienmarktes in die zweite Handelswoche des Jahres ist gründlich misslungen. Der sich fortsetzende Ausverkauf an der US-Technologiebörse Nasdaq setzte am Montagnachmittag auch die hiesigen Börsen unter Druck. Grund für die Tech-Schwäche in Übersee sind die erwarteten Zinserhöhungen der US-Notenbank. Anleger befürchten, dass höhere Zinsen und damit teurere Finanzierungen den Schwung in der Wachstumsbranche ausbremsen könnten.
Der Dax schloss mit einem Minus von 1,1 Prozent bei 15.768,3 Punkten. Durch den Rücksetzer liegt der deutsche Leitindex mittlerweile wieder unter seinem Stand vor Silvester. In der Vorwoche war der Dax noch knapp an sein Rekordniveau von 16.290 Punkten herangekommen, dann überkam die Anleger aber wieder die Angst vor steigenden Zinsen. Der MDax verlor am Montag letztlich 1,5 Prozent auf 34.438,5 Punkte.
Dax
"Marktteilnehmer sind derzeit offensichtlich noch nicht dazu bereit, den deutschen Aktienindex zu Preisen oberhalb seines Vorjahreshochs zu kaufen", urteilte der Chartexperte Andreas Büchler von Index-Radar im Rückblick auf die Vorwoche, als der Dax mit 16.285 Punkten noch knapp an sein Rekordniveau herankam, dann aber wegen erneuerter Zinsangst deutlich abgerutscht war.
Wie Büchler fortfuhr, wird die jüngste Entwicklung des Dax "von technischen Analysten als möglicher Vorbote einer Konsolidierung gewertet." Das Risiko eines größeren Einbruchs bleibe aber gering, spätestens bei 15.000 oder 14.800 Punkten sei wieder verstärkte Nachfrage seitens der Anleger zu erwarten. In diesem Bereich hatte der Dax im vergangenen Jahr immer wieder die Umkehr geschafft.
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Die Marktstrategen der Credit Suisse raten denn auch dazu, Aktien derzeit im Portfolio wegen der Zins- und Pandemie-Risiken neutral zu gewichten. Laut den Experten der Schweizer Großbank bieten Aktien in Erwartung eines robusten globalen Wachstums auf Sicht von sechs Monaten aber weiter Aufwärtspotenzial. Neue Eindrücke für Anleger dürfte es im Wochenverlauf von Inflationsdaten aus den USA und von der beginnenden Saison der Unternehmensberichte geben.
BMW gefragt, Infineon unter Druck
Für Aufmerksamkeit sorgten am Montag einige Analystenstimmen, darunter eine Kaufempfehlung durch Goldman Sachs für BMW. Die Aktien des Autobauers gehörten in deren Folge mit 2,3 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Analyst George Galliers lobte vor dem Hintergrund der geplanten Konsolidierung des Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance Automotive die günstige Bewertung des Autobauers.
Bei Infineon wirkte eine Kaufempfehlung der Citigroup am Montag nur kurz, der Kurs drehte hier mit 1,5 Prozent ins Minus. Damit änderte sich nichts daran, dass die Anleger derzeit einen Bogen machen um Werte aus der Technologie-Branche. Dabei treiben die zugespitzten Inflations- und Zinssorgen die Anleger zuletzt aus den teuren Wachstumswerten.
Hinten im Dax versammelten sich am Montag einmal mehr die ehemaligen Corona-Profiteure, darunter die Online-Spezialisten Hellofresh, Zalando und Delivery Hero mit Abgaben von bis zu 2,5 Prozent.
Auch Gesundheitswerte, die von der Pandemie beflügelt wurden, blieben unter Druck. Schlusslicht im Dax waren die Aktien des Laborausrüsters Sartorius mit einem fast vierprozentigen Abschlag. Umgekehrt griffen die Anleger in dieser Branche aber bei Fresenius zu, die Titel des Medizinkonzerns setzten sich mit plus 3,8 Prozent an die Dax-Spitze. Fresenius gehörte in der Pandemie zu den negativ betroffenen Ausnahmen der Branche.
Im Gesundheitssegment büßten auch die Aktien von Siemens Healthineers mehr als 3 Prozent ein. Hier verwiesen Händler am Morgen auf einen Medienbericht, wonach sich das Medizintechnik-Unternehmen nach dem Milliardenzukauf von Varian finanziellen Spielraum für weitere große Zukäufe schaffen will. Laut einem Börsianer reagieren Anleger auf solche Meldungen gerne etwas nervös.
Kursverluste an der Wall Street
Am US-Aktienmarkt haben zum Auftakt in die neue Woche abermals die Technologiewerte unter den erwarteten Leitzinserhöhungen gelitten. Am Montag rutschte der Nasdaq 100 im frühen Handel auf den tiefsten Stand seit Mitte Oktober. Zeitweise verlor er 2,11 Prozent auf 15.263 Zähler, bevor im späten Handel eine Erholung einsetzte und der Tech-Index seine Verluste immer weiter minimieren konnte.
Bitcoin rutscht zeitweise unter 40.000-Dollar-Marke
Der Bitcoin ist am Montag erstmals seit September unter 40.000 US-Dollar gefallen. Die älteste und weltweit bekannteste Kryptowährung fiel am Nachmittag auf der Luxemburger Handelsplattform Bitstamp bis auf 39.559 Dollar. Der Bitcoin notierte damit rund 40 Prozent unter seinem am 10. November erreichten Rekordhoch von rund 69.000 Dollar. Danach setzte eine Erholung ein.
Bitcoin
Andere wichtige Digitalwährungen wie Ether gerieten ebenfalls stark unter Druck. So fiel Ether unter 3000 Dollar. Der Gesamtmarkt aller Kryptowährungen notiert laut des Branchenportals Coinmarketcap mittlerweile wieder unter der Marke von zwei Billionen Dollar. Zuletzt waren es 1,86 Billionen Dollar.
Ölpreise kaum verändert
Die Ölpreise haben sich am Montag auf erhöhtem Niveau etwas stabilisiert. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 81,70 US-Dollar. Das waren 5 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) gab um 6 Cent auf 78,84 Dollar nach.
Brent
Händlern zufolge sind die jüngsten Angebotssorgen inzwischen abgeflaut. Diese hatten die Ölpreise in der vergangenen Woche noch deutlich angetrieben. Nun aber fördert Libyen nach dem Abschluss von Wartungsarbeiten inzwischen wieder mehr Öl, zudem hat auch Kasachstan seine Produktion wieder nach oben geschraubt. Das öl- und gasreiche Land kommt seit mehr als einer Woche nicht zur Ruhe. Unmut über gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen schlug in Proteste gegen die Staatsführung um.