Börse Dax schließt im Plus, Dow verliert an Schwung

Turbulenzen an den Börsen: Die SVB-Pleite und die Angst vor einer Bankenkrise rissen die wichtigsten Indizes am Montag in die Tiefe und beschäftigen Anleger auch am Dienstag
Foto: DPANach der teilweisen Talfahrt am deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn ist am Dienstag stabilisieren sich die Börsen wieder. Bei Börsenschluss befand sich der Dax um 1,83 Prozent im Plus auf 15.233 Zähler. Die nach dem Kollaps der US-Regionalbank SVB und anderer Institute hochgekochten Sorgen über eine mögliche Bankenkrise kühlten sich etwas ab. "Der Marktpreis ist jetzt eine langsamere Gangart bei den Zinserhöhungen ein", kommentierter Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar von Robomarkets.
Der MDax stieg um 2,01 Prozent auf 27.780 Punkte und auch europaweit erholten sich die meisten großen Indizes etwas. Der Eurostoxx 50 gewann zuletzt knapp 1,93 Prozent. Auftrieb gab auch die US-Inflationsrate. Wie im Vorfeld erwartet hat sich die Inflation in den USA im Februar auf 6,0 Prozent von 6,4 Prozent im Januar abgeschwächt. Nach einer Serie von Zinserhöhungen ist das Ziel der US-Notenbank einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent aber noch längst nicht in Sicht.
VW enttäuscht mit Marge
Im Dax stehen die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank weiter im Blick, nachdem sie am Vortag kräftig nachgegeben hatten. Beide Papiere zeigen sich zuletzt stabil.
Der Anteilsschein von VW büßt als Dax-Schlusslicht nach detaillierten Zahlen zum abgelaufenen Jahr indes 1,97 Prozent ein. Jefferies-Analyst Philipe Houchois sprach von einem schwachen Schlussquartal und bemängelte vor allem die Margen des Autobauers.
Im MDax fand sich das die Aktie der TAG Immobilien AG mit minus 1,79 Prozent auf dem letzten Platz wieder. Mit plus 4,19 Prozent war dagegen die Wacker-Chemie-Aktie Favorit im Index der mittelgroßen Werte. Der Spezialchemiekonzern rechnet für 2023 zwar mit deutlichen Geschäftseinbußen, will aber trotz schwerer Perspektiven eine Rekorddividende von 12 Euro je Anteilsschein zahlen.
Erholung in den USA verliert an Schwung
Die Stabilisierung der US-Börsen hat am Dienstag im Handelsverlauf etwas an Schwung verloren. Zuletzt behauptete der Leitindex Dow Jones Industrial ein Plus von 0,35 Prozent auf 31 929,96 Punkte, während der marktbreite S&P 500 noch um 0.97 Prozent auf 3893,14 Punkte zulegte. Am Vortag hatten beide Indizes ihre Verluste bis zum Börsenschluss deutlich eingedämmt. Für den technologielastigen Nasdaq 100 , der schon am Montag im Plus geschlossen hatte, ging es um weitere 1,51 Prozent auf 12 103,51 Zähler hoch.
Im Bankensektor konnten sich vor allem die zuletzt schwer unter Druck geratenen Papiere einiger Regionalbanken deutlich erholen. Als Kursstütze für die Banken wie für den Markt erwiesen sich die zunehmenden Hoffnungen, dass die US-Notenbank Fed etwas Tempo bei den Zinserhöhungen herausnimmt. Es mehren sich die Stimmen, die Währungshüter könnten auf ihrer Sitzung kommende Woche eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen. Die Analysten des japanischen Finanzkonzerns Nomura rechnen sogar mit einer Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte.
Bitcoin steigt
Die bessere Stimmung an den Finanzmärkten hat am Dienstag auch viele Kryptowährungen Auftrieb verliehen. Der Bitcoin stieg in der Spitze um mehr als 2000 US-Dollar auf rund 25.937 Dollar. Das ist der höchste Stand seit Juni vergangenen Jahres. Zuletzt notierte die Cyberdevise bei 25.614 US-Dollar. Auch andere Kryptowerte wie Ether oder XRP legen im Wert deutlich zu.
Bitcoin
Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Asien-Börsen rutschen ab
In Asien haben die Kurse am Dienstag an allen wichtigen Handelsplätzen wegen der Sorgen über eine mögliche Verschärfung der Bankenkrise in den USA und den Folgen für die asiatischen Märkte nachgegeben. In Tokio fiel der japanische Leitindex Nikkei 225 um 2,2 Prozent auf 27.222 Punkte und baute damit die Verluste vom Wochenauftakt aus. In Japan drückt vor allem der schwache Dollar, der durch die Bankenkrise in den USA unter Druck geraten ist, auf die Kurse der exportlastigen Unternehmen wie Sony oder Toyota.
Der CSI-Index mit den 300 wichtigsten Werten der Börsen Shanghai und Shenzhen büßte im späten Handel 0,2 Prozent ein, nachdem er zum Wochenauftakt noch etwas mehr als 1 Prozent zugelegt hatte. In der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong verlor der Hang-Seng-Index zuletzt 1,6 Prozent nach und gab damit einen Großteil der Gewinne vom Montag wieder ab.
Ölpreise fallen weiter
Die Ölpreise haben am Dienstag an ihre Vortagesverluste angeknüpft. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 79,55 US-Dollar. Das waren 1,23 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung fiel um 1,24 Dollar auf 73,56 Dollar.
Bereits am Montag waren die Ölpreise unter Druck geraten. Sie wurden von der schlechten Stimmung an den Finanzmärkten mit nach unten gezogen. Ausschlaggebend sind erhebliche Turbulenzen im US-Bankensektor. Offenbar wird am Rohölmarkt nicht ausgeschlossen, dass sich die Turbulenzen auf die Realwirtschaft übertragen und die Ölnachfrage dämpfen. Die Beruhigung an den Finanzmärkten am Dienstag stützte die Ölpreise nicht.
Die Ölpreise seien zuletzt durch die Finanzmärkte beeinflusst worden, kommentierte Carsten Fritsch von der Commerzbank. "Angesichts dessen ist auch in den kommenden Tagen mit hoher Volatilität zu rechnen, wobei Fundamentaldaten nur eine untergeordnete Rolle spielen dürften." Die in den USA im Februar wie erwartet etwas gesunkene Inflationsrate spielte am Ölmarkt keine große Rolle.