Börse Dax rutscht ab, Banken unter Hochdruck

Nach dem Ausverkauf bei Bankenwerten wie der Deutschen Bank und der Commerzbank schließt der Dax erneut deutlich im Minus. Auf Wochensicht verbucht er jedoch ein Plus. Die US-Börsen notieren im frühen Handel im Minus.
Frankfurter Börse: Der Dax schließt am Freitag mit Verlusten

Frankfurter Börse: Der Dax schließt am Freitag mit Verlusten

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Boris Roessler / dpa

Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Bankenkrise und der Geldpolitik haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag belastet. Der Dax rutschte wieder unter die psychologisch wichtige 15 000-Punkte-Marke und verlor letztlich 1,7 Prozent auf 14.957 Punkte. Die Wochenbilanz des deutschen Leitindex war jedoch mit plus 1,3 Prozent am Ende positiv.

Insgesamt war es eine schwankungsreiche Woche für den Dax: Am Montag war er mit 14.458 Punkten auf das Tief seit der ersten Januar-Woche gefallen, bevor eine rasante Erholung fast bis 15 300 Punkte folgte. Der MDax mit den mittelgroßen Börsenwerten schloss am Freitag um 2,9 Prozent tiefer auf 26.484Zähler.

Auch für die übrigen europäischen Börsen ging es abwärts: Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone fiel um 1,8 Prozent. Dagegen stieg der New Yorker Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um 0,2 Prozent.

Bei den Anlegern stand vor allem die Frage im Raum, wie es um die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed bestellt ist. Laut dem Marktbeobachter Timo Enden stochern Anleger dabei offensichtlich im Nebel. Die Spekulationen reichen von mehr Zinserhöhungen über eine Zinspause bis hin zu baldigen Zinssenkungen. Die Notenbank hatte den Schlüsselsatz am Mittwoch um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent erhöht. Angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hatten einige Investoren gehofft, dass sie eine Pause einlegen würde.

Unsicherheit im Bankensektor

Die Unsicherheit blieb im erneut schwachen Immobiliensektor ersichtlich, noch mehr aber im Bankensektor wegen der jüngsten Turbulenzen um die Credit Suisse und einige US-Regionalbanken. Die Titel der Deutschen Bank sackten zwischenzeitlich um rund 15 Prozent auf ein erneutes Tief seit Oktober ab und büßten letztlich 8,5 Prozent ein. Die Anteile der Commerzbank endeten mit einem Abschlag von 5,5 Prozent nicht viel besser.

Negativ fielen im Dax zudem die Volkswagen-Aktien auf, mit einem Abschlag von 2,8 Prozent. Analyst Daniel Schwarz vom Investmenthaus Stifel strich seine Kaufempfehlung, nachdem er das Kursziel fast halbiert hatte. Da der Konzern auch nicht von wertvollen Beteiligungen wie Porsche, Lamborghini und Bentley profitiere, sei sein bisheriger Bewertungsansatz anhand der Summe der Konzernteile nicht mehr angebracht. Im deutschen Branchenumfeld rät er eher zu Herstellern mit klarer Positionierung im Premium-Bereich.

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Lufthansa-Aktie fällt vor Großstreik

Ein Analystenkommentar setzte auch Fraport unter Druck. Die Titel des Flughafenbetreibers fielen nach einer Abstufung durch Exane BNP um 5,9 Prozent. Die deutsche Luftfahrtbranche steht zudem vor einer Streikwelle am Montag. Die Lufthansa, deren Anteile am Freitag um 4,8 Prozent sanken, kündigte schon für das Wochenende erste Auswirkungen an: In München sollen bereits am Sonntag keine Flüge stattfinden.

In den Fokus rückte auch der Reisekonzern Tui, der eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,8 Milliarden Euro zur Rückführung der staatlichen Corona-Hilfen ankündigte. Bereits im Februar hatten die Aktionäre auf einer Online-Hauptversammlung die Vorbereitung der Maßnahme genehmigt. Nach anfangs noch größerem Druck betrug der Abschlag am Ende 1,8 Prozent.

Wall Street ebenfalls unter Druck

US-Anleger haben aus Angst vor einer neuen Finanzkrise am Freitag ebenfalls erneut Bankenaktien aus den Depots geworfen. Im Zuge dessen fiel der Dow-Jones-Index der Standardwerte um 0,1 Prozent auf 32.148 Punkte, der breiter gefasste S&P 500 um 0,09 Prozent auf 3952 Punkte und der Index der Technologiebörse Nasdaq um 0,4 Prozent auf 12.701 Zähler.

Nasdaq 100

Obwohl Aufsichtsbehörden, Zentralbanker und die US-Regierung versuchten, den Märkten zu versichern, dass sie dem strauchelnden Finanzsektor zur Seite springen würden, werteten Anleger dies eher als Ausdruck der Sorge um ein Ansteckungspotenzial, sagte Finanzexpertin Susannah Streeter vom Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown.

Nach den massiven Kursverlusten im europäischen Bankensektor lagen auch alle großen Banken an der Wall Street im Minus: JP Morgan, Goldman Sachs und Citigroup fielen um bis zu 2 Prozent. Morgan Stanley gaben rund 3 Prozent nach. Die angeschlagene Regionalbank First Republic Bank sackte weitere 2,7 Prozent nach unten, die Western Alliance und PacWest verloren je knapp 2 Prozent.

Bitcoin knapp über 28.000 Dollar

Die Digitalwährung Bitcoin notierte zuletzt bei 28.232 Dollar. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.

Bitcoin

Ölpreise kaum verändert

Die Ölpreise haben sich am Freitag kaum von der Stelle bewegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent  zur Lieferung im Mai kostete 75,90 US-Dollar und damit in etwa so viel wie am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg geringfügig auf 69,99 Dollar.

Die Rohölpreise haben sich in dieser Woche etwas von ihren vorherigen deutlichen Abschlägen erholt. Getragen wurde die Erholung von der etwas abgeflauten Bankenkrise, die in den Wochen zuvor auch am Erdölmarkt für starke Belastung gesorgt hatte. Hintergrund waren Befürchtungen, die Turbulenzen könnten negative wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen und die Energienachfrage dämpfen.

Mit Nachrichtenagenturen
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