Börse Börsen belastet durch Aussagen von Notenbank-Chef Powell, Dax schließt im Minus, Vonovia-Aktie unter Druck

Auftritt des Fed-Chefs: Mit Spannung erwarten Anleger Aussagen zum Zinserhöhungskurs von US-Notenbankchef Jerome Powell am Dienstag
Foto: EVELYN HOCKSTEIN / REUTERSIm frühen Handelsverlauf hatte der Dax noch die Marke von 15.700 Punkten getestet und stieg damit, unterstützt von Daten aus der deutschen Industrie, zeitweise auf ein weiteres Dreizehnmonatshoch. Am frühen Nachmittag bröckelten die Gewinne jedoch wieder ab, zuletzt schloss der Leitindex mit 0,60 Prozent im Minus bei 15.559 Zählern. Der MDax der mittelgroßen Werte gab zuletzt 0,83 Prozent nach auf 28.884 Punkte. Der Eurostoxx 50 verzeichnete ebenfalls Verluste und zählt derzeit 4.280 Punkte.
Die deutsche Industrie ist überraschend mit einem Auftragsplus ins neue Jahr gestartet. Die Bestellungen kletterten im Januar um 1,0 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem Rückgang um 0,9 Prozent gerechnet, nach einem Plus von 3,4 Prozent im Dezember. "Insgesamt spricht die sich abzeichnende Stabilisierung der Auftragslage im Verarbeitenden Gewerbe für einen milden Verlauf der derzeitigen konjunkturellen Schwächephase", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium.
Aussagen von US-Notenbank-Chef Jerome Powell belasteten die Börsenmärkte
Belastet hatte die Börsen Aussagen des Notenbankpräsident Jerome Powell (70). Er sagte am Dienstag bei einer Senatsanhörung in Washington, sollten die wirtschaftlichen Daten darauf hinweisen, dass eine schnellere Verschärfung der Geldpolitik nötig sei, "dann wären wir bereit, das Tempo der Zinserhöhungen zu beschleunigen". Der Leitzins könnte dann auch auf ein höheres Niveau gebracht werden als bislang erwartet, sagte Powell weiter.
Die Fed-Verantwortlichen hatten bei ihrer jüngsten Prognose im Dezember erklärt, dass der Leitzins im Mittelwert auf ein Niveau von bis zu 5,1 Prozent gebracht werden könnte. Derzeit liegt der Leitzins zwischen 4,5 und 4,75 Prozent. Das nächste Treffen des für Zinsentscheidungen zuständigen Offenmarktausschusses der Fed findet am 21. und 22. März statt. "Powell spricht ausdrücklich von einem höheren Ziel für die Zinssätze. Das ist etwas, worüber der Markt gesprochen hat, was aber offensichtlich noch nicht vollständig eingepreist ist", sagte Chris Zaccarelli, Chefstratege beim Vermögensberater Independent Advisor Alliance.
In den vergangenen zwölf Monaten hatte die Fed den Leitzins acht Mal angehoben, darunter vier Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte. In den vergangenen Monaten drosselte die Notenbank das Tempo der Leitzinserhöhungen aber. Im Dezember beschloss sie einen Anstieg um 0,5 Prozentpunkte und Anfang Februar dann um 0,25 Prozentpunkte. Allerdings würde die Fed die wirtschaftliche Aktivität angesichts der hartnäckig hohen Inflation gerne noch weiter abkühlen. Powell verwies am Dienstag vor dem Bankenausschuss des Senats auf sehr gute Zahlen bei Arbeitslosigkeit, Verbraucherausgaben und Produktion. So sei der Arbeitsmarkt "extrem eng".
Dow, S&P 500 und Nasdaq im Minus
Die Aussicht auf eine restriktive Geldpolitik im Kampf gegen die hohe Inflation hat die US-Börsen am Dienstag belastet. In New York fiel der marktbereite S&P 500 um 0,76 Prozent auf 4018 Punkte. Der Leitindex Dow Jones Industrial gab nach vier Gewinntagen in Folge um 0,79 Prozent auf 33.167 Punkte nach. Der technologielastige Nasdaq 100 sank zuletzt um 0,81 Prozent auf 12.224 Punkte.
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Aktien von Henkel und Vonovia unter Druck
Beim Konsumgüter- und Klebstoffhersteller Henkel enttäuschte vor allem die Consumer-Sparte (Kosmetik sowie Wasch- und Reinigungsmittel) erneut und auch der Ergebnisausblick überzeugte nicht. Das Wachstum des bereinigten Ergebnisses je Aktie für 2023 gab Henkel mit einer sehr breiten Spanne von plus bis minus 10 Prozent an. die Aktie gab zuletzt mehr als 3,4 Prozent nach.
Schlusslicht im Dax waren die Anteile von Vonovia, die fast 5,6 Prozent verloren. Wegen Korruptionsverdachts haben die Staatsanwaltschaft Bochum und das Landeskriminalamt NRW Büros des Bochumer Wohnimmobilienkonzerns durchsucht.
Zalando-Aktie gibt Gewinne wieder ab
Im Dax kletterten Zalando-Aktien nach Zahlen zunächst um 3,8 Prozent, gaben zuletzt aber alle Gewinne wieder ab und drehten mit 3,8 Prozent in die Verlustzone. Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr will der Online-Modehändler Zalando seine Profitabilität bis 2025 deutlich verbessern, was am Markt zunächst positiv aufgenommen worden war.
Hellofresh-Aktie verliert zweistellig
Hellofresh büßte am Ende des MDax zeitweise prozentual zweistellig ein. Zuletzt verloren die Aktien rund 11 Prozent. Analyst Marcus Diebel von JPMorgan beurteilte den operativen Ergebnisausblick des Kochboxen-Lieferanten negativ sowie auch die Anzahl aktiver Kunden.
Schaeffler sackten im SDax um 8,3 Prozent ab, denn der weiterhin mit hohen Kosten kämpfende Auto- und Industriezulieferer enttäuschte mit seinem operativen Ergebnis und der Profitabilität im vierten Quartal. Zudem fiel der Ausblick vorsichtig aus.
Traton dagegen waren mit plus 6,0 Prozent Favorit im Index der kleineren Börsenwerte. Die Jahreszahlen und ein optimistischer Ausblick der VW-Nutzfahrzeugholding katapultierte die Aktie so zugleich auch auf den höchsten Stand seit rund zwölf Monaten.
Bitcoin unter 22.500 Dollar
Die Digitalwährung Bitcoin hat ihren Höhenflug fortgesetzt und notierte zuletzt bei 22.337 US-Dollar, fast unverändert zum Vortag. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Bitcoin
Ölpreise fallen deutlich
Die Ölpreise sind am Dienstag deutlich gefallen. Hinweise des US-Notenbankchefs Jerome Powell auf mögliche größere Zinserhöhungen drückten die Notierungen am Nachmittag (MEZ) deutlich in die Verlustzone. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 84,15 US-Dollar. Das waren 2,03 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung fiel um 2,18 Dollar auf 78,28 Dollar.
Die Aussicht auf schneller steigende Zinsen dämpft an den Finanzmärkten die Konjunkturerwartung und damit die Spekulation auf eine höhere Nachfrage nach Rohöl. Zudem gab die Aussicht auf höhere Zinsen den USA, dem amerikanischen Dollar Auftrieb. Weil Rohöl auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, macht ein steigender Dollar-Kurs den Rohstoff teurer, was die Nachfrage bremst.
Damit hat sich bei den Ölpreisen die Aufwärtsbewegung der vergangenen Handelstage nicht fortgesetzt. Marktbeobachter begründeten den Preisdruck am Ölmarkt auch mit enttäuschenden Konjunkturdaten aus China, die die Sorge vor einer sinkenden Nachfrage in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt verstärkt habe. Am Morgen war bekannt geworden, dass Chinas Außenhandel zu Jahresbeginn weiter eingebrochen ist. Wie die Zollverwaltung in Peking mitteilte, gingen die Exporte im Januar und Februar deutlich zurück. Unerwartet stark sanken auch die chinesischen Importe.