Börse Dow dreht erneut ins Minus, Bitcoin droht Sturz auf 18-Monats-Tief

Der Dax bricht seinen Erholungsversuch ab, der Dow Jones dreht erneut ins Minus. Dax und Dow steuern auf den größten Wochenverlust seit dem Corona-Crash im März 2020 zu. Bitcoin droht unter die Marke von 20.000 US-Dollar zu stürzen.
Krypto-Crash: Bitcoin notiert nur noch knapp über der Marke von 20.000 US-Dollar. Die Jagd nach der schnellen Rendite hat viele Investoren blind für die Risiken gemacht

Krypto-Crash: Bitcoin notiert nur noch knapp über der Marke von 20.000 US-Dollar. Die Jagd nach der schnellen Rendite hat viele Investoren blind für die Risiken gemacht

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Jerome Favre / epa

Schaukelbörse: Am großen Verfallstag an den Terminbörsen hat sich der deutsche Leitindex Dax  von der Verkaufswelle am Vortag zunächst etwas erholt, dann aber seine Gewinne fast komplett wieder abgegeben. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 4,5 Prozent, seit dem Zwischenhoch am Pfingstmontag summieren sich die Verluste für den deutschen Leitindex auf gut zehn Prozent. Dax und Dow haben damit die schwächste Börsenwoche seit dem Corona-Crash im März 2020 hinter sich. Der MDax und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 notierten kaum verändert.

Hohe Inflation und steigende Zinsen bleiben am Markt die dominierenden Themen und schüren bei Investoren die Angst vor einer Rezession. Die überraschend deutliche Zinserhöhung in den USA und in der Schweiz hatte die Kurse am Vortag stark belastet. Auch die Drosselung der Gaslieferungen aus Russland spielt zunehmend eine Rolle.

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Bitcoin droht Sturz unter Marke von 20.000 US-Dollar

Die weltweit bekannteste Digitalwährung Bitcoin droht unterdessen unter die Marke von 20.000 US-Dollar zu fallen. Zuletzt notierte die Cyberdevise auf Handelsplattform Bitstamp  bei 20.428 US-Dollar und damit nur noch knapp über der psychologisch wichtigen runden Marke.

Der Bitcoin war zuletzt im Dezember 2020 über die Marke von 20.000 US-Dollar gestiegen und hatte seinen Höhenflug bis zum Rekordhoch von knapp 69.000 US-Dollar im November 2021 fortgesetzt. Inzwischen notiert die Kryptowährung wieder auf dem niedrigsten Niveau seit 17 Monaten und hat seit ihrem Rekordhoch mehr als 60 Prozent an Wert verloren.

Vor allem die Turbulenzen um die Kryptofirma Celsius Network hatten den Verkaufdruck am Kryptomarkt zuletzt verstärkt. Wegen "extremer Marktbedingungen" hat der Bitcoin-Verleiher Celsius Abhebungen und Überweisungen zwischen Konten pausiert. Mit anderen Worten: Celsius-Kunden ist der Zugang zu ihren Geldern verwehrt.

Bitcoin

VW nach Absatzzahlen unter Druck

Volkswagen steckt wegen Problemen mit der Chipversorgung und Corona-Beschränkungen weiter in einem Tief bei den Verkaufszahlen. Die Vorzugsaktien des Autobauers notierten am Nachmittag kaum verändert und hinkten dem Dax hinterher. Porsche SE gaben um 0,6 Prozent nach.

Spekulationen um eine mögliche Übernahme der niederländischen ABN Amro durch die französische BNP Paribas trieben Bankenwerte europaweit an. Im Dax legten Deutsche Bank um 2,3 Prozent zu.

Die tags zuvor sehr schwachen Papiere des Versorgers Eon stabilisierten sich mit plus 3,8 Prozent. Hilfreich dabei war eine Hochstufung von "Neutral" auf "Buy" durch Goldman Sachs.

Delivery Hero gewannen an ihrem letzten Tag im Dax an der Index-Spitze sieben Prozent. Von Montag an werden sie im MDax notiert. Die Titel des Essenslieferdienstes waren im ersten Coronajahr als einer der Pandemiegewinner kaum zu bremsen und im Sommer 2020 als Ersatz für den Zahlungsabwickler Wirecard in die erste deutsche Börsenliga aufgestiegen. Nach stärkeren Kursschwankungen 2021 ging es 2022 steil bergab. Seit Jahresbeginn haben sie rund zwei Drittel verloren.

Thyssenkrupp legt den Börsengang seiner Wasserstofftochter Nucera angesichts des aktuellen Marktumfelds auf Eis. Die Papiere büßten 1,4 Prozent ein. Die im Zuge der Zinswende zuletzt besonders schwachen Immobilienwerte legten zu. Vonovia gewannen 3,4 Prozent. Aroundtown, Deutsche Wohnen und Grand City Properties verteuerten sich um bis zu sieben Prozent, wobei Grand City eine Kaufempfehlung der Societe Generale beflügelte.

Dow Jones und Nasdaq drehen erneut ins Minus

Nach zwei sehr schwachen Wochen startete die Wall Street am Freitag einen kurzen Stabilisierungsversuch. Die Indizes drehten dann aber rasch wieder erneut ins Minus. Der Leitindex Dow Jones Industrial wurde zuletzt 0,6 Prozent niedriger taxiert. In den vergangenen Handelstagen war er um fast 10 Prozent eingebrochen, und am Donnerstag erstmals seit Januar 2021 wieder unter 30.000 Punkten gelandet. Der Technologieindex Nasdaq 100 gab um knapp 1 Prozent nach.

Den marktbreiten S&P 500 hatte es zuletzt mit 11 Prozent Minus in rund zwei Wochen erwischt und auf das tiefste Niveau seit Ende 2020 zurückgeworfen. Angesichts der Rezessionssorgen war er zu Beginn dieser Woche in den sogenannten Bärenmarkt abgerutscht. So nennen Börsianer die Phase anhaltend sinkender Kurse, sobald sich ein Kursbarometer um mindestens 20 Prozent von seinem Rekordhoch entfernt hat.

Unter Druck stehen unter anderen Adobe Systems. Trotz besser als befürchtet ausgefallener Geschäftszahlen senkten viele Analysten ihre Kursziele für den Softwarehersteller, der mit seinem Ausblick nicht zu überzeugen wusste. Deutsche-Bank-Experte Brad Zelnick hielt es zwar für einen klugen Schritt, die Erwartungen zu dämpfen, aber auch er kappte sein Kursziel.

Deutlich aufwärts geht es derweil für US Steel. Der US-Stahlkonzern habe sich ähnlich wie einige Konkurrenten überraschend positiv zur Geschäftsentwicklung im laufenden Quartal geäußert und eine Ergebniszielspanne (EPS) oberhalb der Konsensschätzung ausgegeben, erklärte Analyst Jitendra Pandey von der Credit Suisse.

Verluste in Japan, Gewinne in China

Asiens wichtigste Börsen haben am Freitag unterschiedliche Richtungen eingeschlagen. Der tags zuvor noch stabile Leitindex Nikkei 225 gab nach der Zinsentscheidung der Bank of Japan deutlich nach, während sich Chinas Börsen erholten.

Der Nikkei-Index  verlor 1,8 Prozent auf 25.963 Punkte. Japans Zentralbank widersetzt sich dem globalen Trend zur geldpolitischen Straffung und lässt die Zügel trotz der steigenden Inflation und der rasanten Talfahrt des Yen extrem gelockert. In Reaktion auf die Entscheidung der BoJ wertete der Yen gegenüber dem Dollar weiter rasant ab, fing sich daraufhin aber wieder. Die japanische Währung war diese Woche gegenüber dem Dollar auf ein 24-Jahres-Tief gesackt.

In der Hoffnung auf weitere Konjunkturhilfen der chinesischen Regierung steigen Investoren in den dortigen Aktienmarkt ein. Die Börse Shanghai legte am Freitag um 0,9 Prozent auf 3314 Punkte zu, der Hongkonger Leitindex stieg um 1,1 Prozent auf 21.082 Zähler.

Ölpreise fallen

Die Ölpreise sind am Freitag leicht gefallen. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent  118,92 US-Dollar. Das waren 89 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate  (WTI) sank um 91 Cent auf 116,68 Dollar.

Die Erdölpreise sind in den vergangenen Tagen durch die schlechte Stimmung an den Aktienbörsen belastet worden. Dort löst der Inflationskampf vieler Zentralbanken zunehmend Rezessionsängste aus. Eine wirtschaftliche Talfahrt würde sich auch in einem abnehmenden Rohölverbrauch bemerkbar machen. Entsprechend empfindlich reagieren die Teilnehmer am Ölmarkt auf die vielerorts steigenden Leitzinsen.

Trotz der jüngsten Verluste liegen die Ölpreise auf hohem Niveau. Seit Jahresbeginn haben sie unter teils hohen Schwankungen um etwa 60 Prozent zugelegt. Hauptgründe sind der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Sanktionen überwiegend westlicher Staaten. Russland gehört zu den größten Erdölproduzenten der Welt.

Mit Nachrichtenagenturen
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