Nach Kursrutsch in New York Dax stürzt auf tiefsten Stand seit Februar 2017

Die Warnungen des IWF vor einer globalen Konjunkturabschwächung und Marktturbulenzen haben auch am Donnerstag die Aktienmärkte in die Knie gezwungen. Der Dax schloss erneut tief im roten Bereich, auch Dow und Nasdaq notierten am Abend im Minus. Ist das der Beginn einer Korrektur?
Händler im Handelssaal der Frankfurter Börse

Händler im Handelssaal der Frankfurter Börse

Foto: Frank Rumpenhorst/ picture alliance / dpa

Die Angst vor steigenden Zinsen und einer schwächeren Konjunktur hat den deutschen Aktienmarkt auch am Donnerstag in Atem gehalten und schwer belastet. Hinzu kamen erneut schwache US-Börsen. Am Tag nach dem größten Kursrutsch seit mehreren Monaten büßte der Dax  weitere 1,48 Prozent auf 11.539,35 Punkte ein. Damit konnte der Leitindex seine Verluste nur leicht eingrenzen. Im Tagestief hatte er 1,7 Prozent eingebüßt und war auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar 2017 gesackt.

Der Index der mittelgroßen Werte MDax (Kurswerte anzeigen) rutschte um 1,43 Prozent auf 23.787 Punkte ab und auch in ganz Europa zeigten sich die Börsen im tiefroten Terrain. Der EuroStoxx 50  als Leitindex der Eurozone verlor 1,77 Prozent auf 3209 Punkte. In Paris und London ging es um jeweils fast 2 Prozent abwärts

Martin Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel sieht den Dax  inzwischen im "Crash-Modus". Der vor neun Jahren begonnene Aufwärtstrend sei gebrochen. Als Grund für die Talfahrt verweisen die Postbank-Exerten auf den "Mix aus Handelsstreit, Sorgen um den Brexit, Italien und die Weltkonjunktur sowie die zunehmend stärker steigenden Zinsen.

Bayer haussiert nach Glyphosat-Etappensieg

Unter den einzelnen Aktien am deutschen Markt ragten trotz der Gesamtmarktschwäche die Aktien von Bayer (Kurswerte anzeigen) positiv heraus. Sie legten um etwas mehr als 3 Prozent zu. Eine Richterin in den USA sorgte für Hoffnung unter den Anlegern, dass der Agrarchemiekonzern im Glyphosat-Prozess möglicherweise geringer als bislang befürchtete Entschädigungen zählen könnte.


Hier sehen Sie Dax und Dow in Echtzeit 


Papiere von Dialog Semiconductor  wurden von einer Neuordnung der Partnerschaft des Chip-Herstellers mit dem wichtigen Kunden Apple befeuert. Sie schossen zeitweise um 34 Prozent in die Höhe, am Tagesende belief er sich immerhin noch auf satte 26,7 Prozent.

Spekulationen über einen Wechsel im Management von Ceconomy (Kurswerte anzeigen) machten den Anlegern des Elektronikhändlers wieder etwas Mut. Die nach der jüngsten Gewinnwarnung um mehr als 20 Prozent auf ein Rekordtief gesackte Aktie legte um 6,6 Prozent zu. Großaktionär Freenet (Kurswerte anzeigen) fordert inzwischen offen Konsequenzen.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,38 Prozent am Vortag auf 0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,23 Prozent auf 140,28 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,14 Prozent auf 158,34 Punkte zu. Der Euro wurde am frühen Abend mit 1,1572 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1575 (Mittwoch: 1,1500) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8639 (0,8696) Euro.

US-Börsen geben erneut nach - Folgt jetzt die Korrektur am Aktienmarkt?

In den USA gab der Wall-Street-Index Dow Jones  zum Handelsschluss in Deutschland weiter nach - um 0,6 Prozent. Die technologielastigen Nasdaq-Indizes sanken um 0,1 Prozent. Beide zentralen Indizes hatten am Vortag drastisch verloren und die Indizes in Asien am Donnerstagmorgen ebenfalls mit kräftigen Kursverlusten geschlossen. Der Nikkei  hatte 4 Prozent verloren. An der Börse im chinesischen Shanghai gaben die Kurse um mehr als 5 Prozent nach und fielen auf den tiefsten Stand seit November 2014. In Shenzhen schloss der Handelsplatz sogar 6,45 Prozent im Minus.

Händler nennen gleich mehrere Gründe für den Kurssturz:

  • Zum einen hatte der IWF am Vortag vor weiteren und neuen Risiken am Finanzmarkt gewarnt und zugleich seine Prognosen für das weltweite Wirtschaftswachstum gesenkt.
  • Spekulationen, dass die Zinsen in den USA womöglich schneller steigen könnten als erwartet, keimten neu auf und beschleunigten den Kursabschwung. Höhere Zinsen machen Aktieninvestments grundsätzlich weniger attraktiv.
  • Schließlich gärt latent die Sorge, dass sich der Handelskonflikt zwischen den USA auf der einen und China und Europa auf der anderen Seite weiter ausweiten könnte.

Zugleich stellt sich für Marktbeobachter die bange Frage, ist das nun der Beginn einer echten Korrektur am Aktienmarkt? In New York gingen die Meinungen da gsetern auseinander. Steve Massocca, Senior Vice President bei Wedbush Securities in San Francisco, meinte, der Abschwung sei von kurzer Dauer. Er rechne mit einer schnellen Erholung schon in den nächsten Tagen. Einige Investoren und Analysten äußerten sich da besorgter. "Es ist wahrscheinlich der Beginn der Korrektur", sagte Oliver Pursche, Vice Chairman und Chief Market Stratege bei Bruderman Asset Management in New York.

Im Video: Trump keilt gegen die Fed

Reuters

Die Kursverluste nahm indes US-Präsident Donald Trump zum Anlass, erneut gegen die Notenbank Federal Reserve (Fed) zu stänkern. "Ich denke, dass die Fed einen Fehler macht", sagte Trump am Mittwoch auf die Frage eines Journalisten nach dem heftigen Kursrückgang an der Wall Street. Die Notenbank fahre geldpolitisch einen zu straffen Kurs. "Ich denke, die Fed ist verrückt geworden", sagte Trump vor einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania.

Trump hatte die US-Geldpolitik bereits zuvor wiederholt öffentlich kritisiert, was für US-Präsidenten ungewöhnlich ist. Ende September meldete er sich zu Wort, nachdem die Fed die Leitzinsen zum dritten Mal in diesem Jahr angehoben hatte: "Leider haben sie die Zinsen gerade wieder erhöht. Ich bin darüber nicht glücklich."

Trump befürchtet, dass die Notenbank den US-Wirtschaftsboom abwürgen könnte. Fed-Chef Jerome Powell betonte aber jüngst die Unabhängigkeit der Notenbanker: "Wir berücksichtigen keine politischen Faktoren."

mit Nachrichtenagenturen
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren