Börse Dax und Dow nach Zinserhöhungen im Minus, Shopify mit Kurssprung

Der Dax verharrt auch nach der Zinsentscheidung der EZB weiter im Minus. Die Aktie von Mercedes-Benz wird mit Dividendenabschlag gehandelt. In den USA droht am Donnerstag der vierte Verlusttag in Folge. Die Aktie von Shopify dagegen hebt ab.
Lagarde unter Zugzwang: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen erneut um 0,25 Prozent angehoben

Lagarde unter Zugzwang: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen erneut um 0,25 Prozent angehoben

Foto: Arne Dedert / dpa

Nach den Zinsentscheiden der Fed und der EZB ist der Dax  am Donnerstag unter Druck geblieben. Der Leitindex weitete sein Minus auf 0,8 Prozent aus und notierte zuletzt bei 15,694 Punkten. Er näherte sich so dem unteren Ende seiner Spanne der vergangenen Wochen, die in der Spitze bis gut 16.000 Punkte gereicht hatte. Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten gab am Donnerstag um 0,6 Prozent auf 27.269 Zähler nach, auch der Eurozonenleitindex EuroStoxx 50 fiel.

Im Blick steht die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB): Die Währungshüter haben den Leitzins am Donnerstag um 0,25 Prozent angehoben. Es ist die siebte Zinserhöhung in Folge. Am Mittwoch hatte bereits die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins um 250 Basispunkte erhöht.

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Infineon, Vonovia und Rheinmetall unter Druck

Die zuletzt vom Kursanstieg verwöhnten Anleger von Rheinmetall stellten durchwachsene Quartalszahlen und eine bestätigte Prognose nicht zufrieden. Für den Kurs ging es um 2,5 Prozent abwärts.

Bei Infineon verpufften gute Nachrichten, wie der Kursrutsch um drei Prozent zeigte. Hier lobten Händler starke, über den Erwartungen liegende Quartalszahlen und einen angehobenen Ausblick auf das laufende Quartal. Die Branchenstimmung im Sektor wurde aber unter anderem von schwachen Resultaten des US-Halbleiterkonzerns Qualcomm gedämpft. Dies zeigte sich auch beim SDax-Wert Elmos, dessen Kurs trotz ordentlicher Zahlen um sechs Prozent abrutschte.

Auch bei Henkel und Vonovia waren die Reaktionen auf die Quartalsberichte mit Verlusten von bis zu 2,9 Prozent klar negativ. In besonderem Maße galt dies aber für Zalando mit einem Abschlag von fast acht Prozent. Die Papiere des Online-Modehändlers radierten mit dem tiefsten Stand seit Ende 2022 ihr bisheriges Jahresplus aus.

BMW kauft Aktien zurück, Mercedes mit Dividenden-Abschlag

Bei BMW pendelte sich der Kurs mit 1,3 Prozent im Plus ein, nachdem der Autobauer im Quartal in der Autosparte überraschend profitabel war und ein weiteres milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm beschlossen hatte. Auch Volkswagen hat im ersten Quartal besser als erwartet abgeschnitten, hier legten die Papiere immerhin um 0,6 Prozent zu.

Die Titel von Mercedes-Benz wurden unterdessen ex Dividende gehandelt. Mercedes zahlt am heutigen Tag eine Dividende in Höhe von 5,20 Euro je Aktie aus.

Die Spitze im Dax gehörte Qiagen mit einem Kursplus von 1,8 Prozent. Bei dem Labordienstleister setzte sich der Umsatz- und Ergebnisschwund wegen der abflauenden Corona-Pandemie zwar fort, laut dem UBS-Experten John Sourbeer überraschte die operative Entwicklung aber positiv.

US-Börsen mit Verlusten, Dow Jones auf 5-Wochen-Tief

Auch am vierten Handelstag im Börsenmonat Mai haben sich die US-Börsen nicht zu Kursgewinnen aufgerafft. Der Dow Jones Industrial fiel am Donnerstag im frühen Handel um 0,70 Prozent auf 33 186,22 Punkte auf den tiefsten Stand seit Ende März. Der Mai gilt erfahrungsgemäß als schlechter Börsenmonat. Nach der neuerlichen Zinserhöhung durch die Notenbank Fed zeigen sich die Anleger unverändert skeptisch. Die Fed hatte am Vorabend, wie allgemein erwartet, den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte angehoben. Damit liegt dieser nun in einer Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Vor gut einem Jahr hatte er noch an der Nulllinie gelegen. Für ihre weitere Geldpolitik legte sich die Fed nicht konkret fest.

Der marktbreite S&P 500 verlor 0,56 Prozent auf 4067 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 sank um 0,30 Prozent auf 12 991 Punkte und somit unter die runde Marke von 13.000 Zählern.

US-Regionalbanken: Pacwest gibt weiter nach

In New York standen einmal mehr die Regionalbanken mit Negativschlagzeilen im Fokus. Die Aktien von First Horizon stürzten um 36 Prozent ab, nachdem das Geldhaus und die kanadische Toronto Dominion Bank gemeinsam die geplante Fusion abgeblasen hatten. Die in New York gelisteten Anteilscheine der Toronto Dominion Bank legten dagegen um 1,5 Prozent zu. Bei Pacwest Bancorp ließ ein Bericht, wonach die Bank strategische Optionen wie einen Verkauf oder eine Kapitalerhöhung erwägt, den Aktienkurs um mehr als 40 Prozent einbrechen.

Angesichts eines enttäuschenden Umsatzausblicks auf das laufende Quartal büßten die Aktien von Qualcomm sieben Prozent ein. Für das vergangene Quartal berichtete der Chipkonzern zudem deutlich rückläufige Erlöse und einen noch stärker gesunkenen Gewinn.

Beim Kreuzfahrtunternehmen Royal Caribbean konnten sich die Anleger dagegen dank einem deutlich erhöhten Ergebnisziel über einen Kursanstieg von fast acht Prozent freuen.

Shopify verkauft das Logistikgeschäft - Kurssprung um 25 Prozent

Die geplante Übernahme des Metallverarbeiters Arconic durch die Beteiligungsgesellschaft Apollo Global Management ließ die Arconic-Aktien um fast 30 Prozent nach oben schießen. Beide Seiten vereinbarten einen Kaufpreis von 30 Dollar je Aktie. Die Apollo-Titel verloren zwei Prozent.

Die Papiere von Shopify sprangen um 25 Prozent nach oben. Der kanadische Software-Anbieter für den Online-Handel streicht zum zweiten Mal in zehn Monaten Stellen und verkauft das Logistikgeschäft an den Logistikdienstleister Flexport.

Märkte in Asien uneinheitlich

Nach einer weiteren Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank sowie deren unkonkreten geldpolitischen Ausblick haben die Börsen Asiens am Donnerstag keine gemeinsame Richtung gefunden.

Für den Hang-Seng-Index in Hongkong ging es zuletzt um gut ein Prozent nach oben. Der CSI-Index in China mit den 300 wichtigsten Werten der Börsen Shanghai und Shenzhen war – nach einer Feiertagspause – zuletzt kaum verändert.

Bitcoin über 29.000-Dollar-Marke

Die Digitalwährung Bitcoin hat ihren Aufschwung fortgesetzt und notierte zuletzt bei 29.117 US-Dollar und damit rund 2 Prozent mehr als am Vortag. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.

Bitcoin

Ölpreise legen wieder zu

Die Ölpreise haben am Donnerstagmorgen etwas zugelegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 72,94 US-Dollar. Das waren 61 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 42 Cent auf 69,02 Dollar.

In den vergangenen Wochen sind die Erdölpreise deutlich gefallen. Zurzeit notieren sie nur knapp über ihrem tiefsten Stand seit März. Das liegt vor allem an den trüben Konjunkturaussichten. In den USA wird im laufenden Jahr mit einer Rezession gerechnet, die auch die Nachfrage nach Rohöl, Benzin und Diesel beeinträchtigen würde.

Ein Grund für den Pessimismus sind die kräftigen Zinsanhebungen, mit denen sich die Notenbanken gegen die hohe Inflation stemmen.

Mit Nachrichtenagenturen
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