Börse Wall Street im Auf und Ab nach Fed-Entscheid

Erhöhung oder Pause? Mit Spannung erwarten Börsianer die Fed-Entscheidung
Foto:Frank Rumpenhorst/ dpa
Der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed sorgt für Bewegung an der Wall Street. Alle wichtigen Indizes der US-Börse zogen kurzzeitig an, nachdem die Fed ihren neuerlichen Zinsschritt bekannt gegeben hatte: Die Fed erhöht ihren Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte. Für Aufmerksamkeit sorgte dabei, was die US-Zinswächter ebenfalls mitteilten. Zwar seien möglicherweise weitere Zinsschritte im Kampf gegen die Inflation erforderlich, hieß es im begleitenden Statement der US-Notenbanker. Angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor sei aber auch eine Pause bei den Zinsanhebungen denkbar.
Der Dow Jones der Standardwerte notierte unmittelbar nach dem Fed-Entscheid 0,1 Prozent fester bei 32.606 Punkten. Der breitere Index S&P 500 legte um 0,4 Prozent 4017 Punkte zu. Der Index der Technologiebörse, der Nasdaq Composite, stieg um 0,7 Prozent 11.944 Punkte. Später gaben die Indizes die Gewinne allerdings zum Teil wieder ab und drehten teilweise ins Minus.
Die US-Notenbank Fed setzt trotz des jüngsten Bankenbebens ihre Serie an Zinserhöhungen fort. Sie erhöhte den Schlüsselsatz am Mittwoch um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. Die in den USA gehäuft aufgetretenen Probleme von Regionalbanken wie der in die Pleite gerutschten kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) hatten zuletzt Spekulationen aufkommen lassen, dass die Fed nach rund einem Jahr der Zinserhöhungen nun pausieren könnte.
Auch Öl, Gold und der Euro knüpften an ihre Gewinne an. Im Gegenzug weitete die US-Währung frühere Verluste aus. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks gegenüber anderen wichtigen Devisen misst, verlor 0,6 Prozent auf 102,648 Punkte.
"Die Fed macht auf 'business as usual'", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Die Bekämpfung der noch immer zu hohen Inflation steht unverändert ganz oben auf der Agenda." So versuchten die Währungshüter, keine neuen negativen Spekulationen über den Zustand des Banksystems nach Problemen bei Instituten wie die Silicon Valley Bank aufkommen zu lassen. Gleichzeitig vermittelten sie Zuversicht, dass die Banken auch mit der heutigen Erhöhung klarkommen werden.
Dax schließt knapp im Plus
Hierzulande konnte der Dax seine soliden Gewinne aus dem Mittagsgeschäft im Vorfeld der US-Zinsentscheidung nicht halten und bröckelte im späten Handel ab. Letztlich legte der deutsche Leitindex um 0,1 Prozent auf 15.216,2 Punkte zu. Für den MDax ging es hingegen um 0,6 Prozent auf 26.864,8 Zähler bergab.
"Die Fed muss sich entscheiden, ob sie sich in der aktuell schwierigen Marktphase eher der Inflationsbekämpfung oder des Erhalts der Finanzstabilität verpflichtet sieht", umrissen die Experten der Privatbank Metzler das Dilemma der Währungshüter.
Aus Branchensicht standen Banken europaweit unter Verkaufsdruck. Vor der Fed-Sitzung wuchs offenbar die Nervosität der Anleger. Nach dem Schock über die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS am Wochenende war der europäische Bankenindex zeitweise auf das tiefste Niveau seit November abgesackt. Die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank verbilligten sich am Mittwoch um jeweils mehr als 2 Prozent.
Auf Unternehmensseite bewegten ansonsten vor allem Analystenstudien. Anteile an den Chemiekonzernen Covestro und BASF waren im Dax mit Aufschlägen von 2,0 und 0,8 Prozent gefragt. Für Covestro drehte die Baader Bank ihr Votum nach den jüngsten Kursverlusten in eine Kaufempfehlung. Bei BASF halten die Experten von JPMorgan eine positive Überraschung bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal für möglich.
Alle Indizes, Fonds und Aktien auf einen Blick:
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Die von hohen Zinsen belasteten Immobilienkonzerne standen dagegen einmal mehr negativ im Rampenlicht. Hier ging es infolge einer pessimistischen Haltung der US-Investmentbank Morgan Stanley zu kontinentaleuropäischen Werten nach unten. Laut dem Analysten Bart Gysens steigt generell die Gefahr, dass Kapitalerhöhungen notwendig werden.
Vonovia stufte Gysens auf "Underweight" ab. Mit einem Abschlag von 4,6 Prozent markierten die Aktien ein weiteres Tief seit 2014. Noch schlimmer erwischte es die Aktien von Aroundtown: Sie sackten auf ein Rekordtief ab und endeten als MDax-Schlusslicht mit einem Minus von 10 Prozent.
Die Papiere von Adidas büßten 1,1 Prozent ein. Ein durchwachsener Quartalsbericht des US-Konkurrenten Nike wurde hier als Argument aufgeführt. Für das laufende Geschäftsjahr erhöhte der Wettbewerber zwar sein Umsatzziel, wurde bei der Profitabilität aber etwas pessimistischer.
Bitcoin steigt über 28.000 Dollar
Die Digitalwährung Bitcoin steigt weiter und notierte zuletzt bei 28.258 US-Dollar. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Bitcoin
Die Bankenprobleme bestärken die Fürsprecher von Kryptowährungen. So ist der Bitcoin-Kurs zuletzt von gut 20.000 auf rund 28.000 US-Dollar gestiegen. Krypto-Unternehmer Peter Grosskopf von Unstoppable Finance verweist darauf, dass der Bitcoin in der letzten Finanzkrise als Gegenentwurf zum klassischen Finanzsystem entstand und als Wette gegen dieses System gesehen wird. Zwar gebe es auch andere Gründe für den steigenden Bitcoin. "Aber die Kurssprünge der letzten Wochen hängen sicher auch mit den Schieflagen im Bankensektor zusammen."
Ölpreise fallen
Die Ölpreise sind am Mittwoch im frühen Handel leicht gefallen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 74,69 US-Dollar. Das waren 63 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 58 Cent auf 69,09 Dollar.
Am Rohölmarkt ist zuletzt wieder etwas Ruhe eingekehrt, nachdem die Bankturbulenzen in den USA und Europa für herbe Belastung gesorgt haben. Von ihren in dieser Woche markierten 15-monatigen Tiefständen sind die Erdölpreise aber nicht allzu weit entfernt. Im Fokus bleibt der Zinsentscheid der Fed. Die Geldpolitik der US-Notenbank hat große Auswirkungen auf die Konjunktur und die Energienachfrage.