Börsenschluss Dax knackt 14.000-Punkte-Marke - Turbo für Curevac

Zweistelliges Plus: Die Aktien der zweiten deutschen Impfstoffhoffnung Curevac stiegen nach einer verkündeten Kooperation mit Bayer kräftig
Foto: Sebastian Gollnow / dpaBeflügelt von Hoffnungen auf einen globalen Konjunkturaufschwung und eine Eindämmung der Corona-Pandemie hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag Rekordhöhen erklommen. Der Dax knackte am Nachmittag erstmals die Marke von 14.000 Punkten und stieg bis auf einen Höchststand von 14.007,47 Zählern. Von den Unruhen am Mittwoch am Kapitol in Washington ließen sich Investoren nicht irritieren. Zwar sank der deutsche Leitindex gleich wieder unter die viel beachtete Marke, endete aber dennoch mit einem soliden Gewinn von 0,55 Prozent bei 13.968,24 Punkten.
Auch die Börsenbarometer aus der zweiten und dritten Reihe, der MDax und der SDax, verbuchten Rekordstände. Der Index für mittelgroße Werte schaffte es bis auf 31.299,46 Punkte und gewann letztlich 0,33 Prozent auf 31.224,28 Zähler. Der Nebenwerte-Index SDax stieg bis auf 15.286,07 Punkte und schloss 1,07 Prozent fester bei 15.278,37 Punkten. Der EuroStoxx 50 legte um 0,31 Prozent auf 3622,42 Punkte zu. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsschluss 0,80 Prozent höher.
Auftrieb gab vor allem die Ankündigung zusätzlicher Staatsausgaben durch den künftigen US-Präsidenten Joe Biden. Dieser dürfte nun mit weniger politischem Widerstand zu rechnen haben, nach jüngstem Stand haben die Demokraten auch die Kontrolle über den US-Senat gewonnen - und damit über beide Parlamentskammern. Zudem halfen starke Auftragseingänge für die deutsche Industrie im November sowie die Zulassung eines zweiten Corona-Impfstoffs in der Europäischen Union. Zusätzlich positive Impulse kamen nachmittags von weiteren Kursgewinnen an der Wall Street.
Unsere Börsenseite: Alle Aktien und Indizes auf einen Blick
Auch in den USA sorgten die Ereignisse in Washington, wo aufgebrachte Trump-Fans am Mittwoch gewaltsam das Kapitol gestürmt hatten, für keinerlei Irritationen. Dank klarer politischer Verhältnisse nach den für die Demokraten erfolgreichen Stichwahlen in Georgia legten wichtige US-Aktienindizes am Donnerstag deutlich zu und erreichten ebenfalls Höchststände. Frischer Schub kam zudem von unerwartet guten Konjunkturdaten. Der US-Leitindex Dow Jones zog nach US-Börsenstart um bis zu 1,1 Prozent an.
Heidelbergcement-Anleger spekulieren auf Aufträge in den USA
Unter den Einzelwerten im Dax stachen Heidelbergcement mit einem Kursplus von 3,9 Prozent besonders positiv heraus. Die Aktie des Baustoffherstellers war bereits tags zuvor um gut 4 Prozent gestiegen. Die französische Großbank Société Générale empfahl die Aktie mit Blick auf das US-Geschäft des Konzerns zum Kauf. Die Demokraten in den USA dürften Infrastrukturvorhaben vorantreiben, erwartet Analyst Xavier Marchand. Dabei verwies er darauf, dass rund 20 Prozent des Unternehmenswertes der Heidelberger auf diesen Bereich entfallen.
Bayer-Kooperation: Curevac-Aktie schießt zweistellig hoch
Bayer stiegen um 1,7 Prozent. Gemeinsam mit dem Tübinger Unternehmen Curevac will der Pharma- und Agrarchemiekonzern die Weiterentwicklung, Produktion und den Vertrieb eines Corona-Impfstoffes vorantreiben. Ein Kooperations- und Servicevertrag wurde abgeschlossen. Curevac profitierten von den gemeinsamen Plänen noch deutlich stärker und legten um rund 15 Prozent zu.
Delivery Hero verloren hingegen am Dax-Ende 2,9 Prozent. Der Essenslieferant hatte am Vorabend mitgeteilt, sich im Rahmen einer Barkapitalerhöhung brutto rund 1,2 Milliarden Euro an frischem Geld besorgt zu haben. Börsianer begründeten die Kursverluste auch mit Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktien in den vergangenen vier Wochen um fast 50 Prozent nach oben geschnellt waren und am Dienstag ein Rekordhoch erreicht hatten.
Großauftrag und Biden beflügelt Nordex-Kurs
Aus der zweiten Reihe standen unter anderem die Anteile von Knorr-Bremse mit plus 1,6 Prozent im Blick. Sie kletterten nach einer frisch ausgesprochenen Kaufempfehlung der Bank of America (BofA) auf den höchsten Stand ihrer gut zweijährigen Börsengeschichte. Die Kion-Papiere, wie Knorr-Bremse von der BofA zum Kauf empfohlen, gewannen 4,9 Prozent.
Ein Rekordhoch erreichten die Titel des Chemikalienhändlers Brenntag. Die Aktien des Windkraft-Anlagenherstellers Nordex kletterten mit plus 8 Prozent an die SDax-Spitze und erreichten den höchsten Stand seit Oktober 2016. Hier trieb nicht nur ein weiterer Großauftrag, sondern auch die Aussicht, dass der designierte US-Präsident Joe Biden in den kommenden Jahren Billionen Dollar in ein grünes Infrastrukturprogramm investieren will.
Euro entfernt sich von Mehrjahreshoch
Der Euro gab nach und wurde zuletzt mit 1,2271 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,2376 Dollar festgesetzt.
EUR/USD
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,55 Prozent am Vortag auf minus 0,56 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,16 Prozent auf 146,28 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,08 Prozent auf 177,38 Punkte.
Bitcoin steigt und steigt
Der rasante Höhenflug des Bitcoin hielt an. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise markierte auf der Handelsbörse Bitstamp ein frisches Rekordhoch. Erstmals kostete ein Bitcoin mehr als 39.000 US-Dollar, im Hoch wurden rund 39 587 Dollar erreicht. Der drastische Kursanstieg erfasst mittlerweile auch andere Digitalwährungen und lässt das gesamte Marktvolumen erstmals über eine Billion Dollar steigen. "Immer mehr Anleger wollen auf den fahrenden Zug aufspringen, aus Angst, den nächsten großen Kurssprung zu verpassen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.