Börse Dax-Anleger bleiben vorsichtig

Moderate Gewinne: Der Dax schloss am Montag unter der Marke von 16.000 Punkten
Foto: Boris Roessler / dpaDer Dax hat sich auch am Montag weiter in engen Grenzen bewegt. Es fehlt nach wie vor an richtungsweisenden Impulsen. Letztlich ging der Leitindex mit plus 0,02 Prozent auf 15.917 Punkte kaum verändert aus dem Tag. Seit etwas mehr als vier Wochen nun ist das deutsche Börsenbarometer in einer Handelsspanne von rund 400 Punkten oder kaum mehr als zwei Prozent eingeklemmt. Auf dem Weg abwärts gibt es auf der einen Seite Unterstützung bei knapp unter 15.700 Punkten. Auf der anderen Seite liegt die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten wie ein Deckel auf dem Weg zum Rekordhoch bei rund 16.290 Punkten.
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Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Montag um 0,19 Prozent auf 27.386 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 kam mit minus 0,03 Prozent auf 4316 Zähler kaum vom Fleck und auch in Paris und London schlossen die Indizes nahe ihrer Schlussstände.
In den USA gab der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa um 0,1 Prozent nach. Der marktbreitere S&P 500 notierte bei 4128 Punkten leicht im Plus, der technologielastige Index Nasdaq 100 rückte zuletzt um etwa 0,30 Prozent vor auf 13.377 Punkte vor. Investoren hofften vor den anstehenden Gesprächen von US-Präsident Joe Biden mit führenden Vertretern des Kongresses über die Anhebung des nationalen Schuldenlimits, dass ein drohender Zahlungsausfall der USA vermieden werden kann. Der regionale Empire-State-Index der New Yorker Federal Reserve für die Produktion im Staat New York im Mai fiel jedoch deutlich schwächer aus als erwartet. Die enttäuschenden Daten belasteten das Marktgeschehen.
Das überraschend starke Abschneiden des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in der ersten Wahlrunde schickte unterdessen die Börse in Istanbul auf Talfahrt und drückte vor allem türkische Bank-Aktien. Umfragen vor der Wahl hatten Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu vorne gesehen. Da keiner der beiden Kandidaten die absolute Mehrheit im ersten Durchgang erreichen konnte, fällt die Entscheidung in zwei Wochen in einer Stichwahl. Der türkische Leitindex brach mehr als sechs Prozent ein. Dagegen blieben Banken-Titel in der Türkei unter Druck; der Branchenindex rauschte um rund zehn Prozent nach unten.
"Das ist eine größere Enttäuschung für Investoren, die auf einen Sieg des Oppositionskandidaten Kilicdaroglu und eine Rückkehr zu der von ihm versprochenen orthodoxen Wirtschaftspolitik gehofft hatten", sagte Hasnain Malik, Analyst beim Analysehaus Tellimer. Bei der Parlamentswahl lag Erdogans AK-Partei deutlich vor dem Oppositionsbündnis. Selbst wenn sich Kilicdaroglu im zweiten Wahlgang durchsetzt, hätte er damit nicht die Mehrheit im Parlament hinter sich.
Siemens Energy und Rheinmetall ziehen an
Favorit im Dax war die Aktie von Siemens Energy, die um 2,5 Prozent stieg. Der Energietechnikkonzern überzeugt mit starken Auftragseingängen und seinem Umsatz im zweiten Geschäftsquartal. "Dennoch musste das Unternehmen aufgrund der anhaltenden Herausforderungen bei Gamesa vorsichtiger werden", sagte ein Händler. Siemens Gamesa kämpft unter anderem mit Qualitätsproblemen bei Windturbinen und unerwartet hohe Garantie- und Wartungskosten.
Henkel-Aktien legten um 2,3 Prozent zu und erreichte den höchsten Stand seit Anfang 2022. Sie profitierten von einer optimistischen Studie der Societe Generale nach den kürzlich vorgelegten Umsatzzahlen des Konsumgüter- und Klebstoffherstellers.
Die Bayer-Aktie zählte dagegen mit einem Kursrückgang von 0,8 Prozent zu den Schlusslichtern. Berenberg-Experte Sebastian Bray rechnet im zweiten Halbjahr mit einer Gewinnwarnung angesichts sinkender Glyphosat-Preise und höherer Kosten im Pharmabereich.
Evotec gewannen außerhalb der Dax-Familie 4,7 Prozent. Der Pharma-Wirkstoffforscher hatte am späten Freitagabend seinen Jahresbericht für 2022 vorgelegt und seine Jahresziele für 2023 trotz einer Cyberattacke bekräftigt. Nun hat Evotec gute Aussichten, im Juni wieder in den MDax zurückzukehren. Erst in der vergangenen Woche hatte die Deutsche Börse das Papier dort herausgenommen, da der testierte Jahresbericht wegen der Cyberattacke nicht rechtzeitig hatte veröffentlicht werden können.
Ansonsten ging der Blick vor allem in Richtung SDax. Dort büßten Nagarro nach einer gesenkten Umsatzprognose 9,3 Prozent ein. Für Ceconomy ging es um 8,8 Prozent abwärts. Zwar nahmen die Umsätze in den stationären Elektronikmärkten wieder zu, doch die rückläufigen Resultate im wichtigen Online-Segment dürften die Anleger vergrätzt haben, vermutete Marktexperte Andreas Lipkow. SDax-Spitzenreiter war nach Quartalszahlen der Anteilsschein von Dermapharm mit plus 8,0 Prozent.
Bitcoin legt weiter zu
Die Digitalwährung Bitcoin hat leicht zugelegt und notierte zuletzt bei 27.585 US-Dollar. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Bitcoin
Ölpreise legen nach Talfahrt zu
Die Ölpreise haben am Montag zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 75,54 US-Dollar. Das waren 1,38 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juni-Lieferung stieg um 1,30 Dollar auf 71,34 Dollar.
Etwas Unterstützung lieferte der etwas schwächere US-Dollar, der Öl für Käufer aus anderen Währungsräumen ein wenig günstiger machte. Erdöl wird international überwiegend in Dollar gehandelt.
Seit einigen Wochen geht es mit den Ölpreisen im Trend allerdings bergab. Marktbeobachter verweisen vor allem auf Nachfragesorgen. Zum einen bereitet der Schuldenstreit in den USA Kummer. Die Parteien können sich bisher nicht auf die Anhebung der gesetzlichen Schuldengrenze einigen, was schlimmstenfalls zu einem Zahlungsausfall der weltgrößten Wirtschaftsnation führen kann. Die potenziellen Folgen gelten nicht nur für die Vereinigten Staaten als verheerend.
Hinzu kommt eine eher träge Konjunkturerholung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, China. Zwar profitiert der große Dienstleistungssektor von der Abkehr von der einst strikten Corona-Politik. Die Industrie leidet jedoch unter der schwächelnden Auslandsnachfrage. Die USA und China sind die global größten Energieverbrauchsländer.