Börsenfieber Dax und Dow Jones setzen Rekordjagd fort

Börsensaal in Frankfurt: Der Aktienmarkt hält sich trotz Corona-Krise auf hohem Niveau
Foto: A3471 Boris Roessler/ dpaDie Hoffnung auf eine rasche Zulassung von Corona-Impfstoffen und damit ein Ende der Pandemie treibt die Aktienkurse weltweit weiter in die Höhe. Dax und EuroStoxx50 gewannen am Dienstag jeweils ein Prozent auf 13.423 und 3527 Punkte. Inzwischen haben Moderna und Biontech einen Antrag auf Notfallgenehmigung für ihre Corona-Impfstoffe in den USA und in Europa gestellt, die ersten Menschen können damit möglicherweise noch in diesem Jahr das ersehnte Coronamittel erhalten. "Impfstoff-Hoffnungen, starke Wirtschaftsdaten aus China und die Hoffnung darauf, dass die zweite Infektionswelle in Deutschland mit dem Lockdown light gebrochen werden konnte, nähren die Hoffnung auf eine Jahresendrallye an den Börsen", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. Auch an der Wall Street ging die Rekordjagd weiter. Der Dow Jones kletterte am Dienstag erneut über die Marke von 30.000 Zählern und markierte ein neues Rekordhoch.
Dax
Allerdings mehren sich auch die mahnenden Stimmen. So sei inzwischen der allzu große Optimismus das stärkste Risiko für die Märkte, sagte Axel Botte, Marktstratege beim französischen Vermögensverwalter Ostrum Asset Management. Vor allem Privatanleger seien inzwischen so zuversichtlich wie seit dem ersten Quartal 2018 nicht mehr. "Ein großer Konsens unter den aktivsten Anlegern ist oft der Vorbote größerer Kursschwankungen." Zudem dürfte es noch länger dauern, bis die Folgen der Pandemie überwunden sind. Zwar läuft die Industrie in China und in der Euro-Zone gut. Dennoch gab die US-Notenbank Fed keine Entwarnung: Angesichts der sich verschärfenden Corona-Pandemie stünden einige herausfordernde Monate bevor, sagte Fed-Chef Jerome Powell (67). Das Schicksal der Konjunktur hänge davon ab, wie erfolgreich eine Immunisierung der Bevölkerung verlaufen werde.
Wall Street im Vorwärtsgang, Dow Jones über 30.000 Punkten
Konjunkturhoffnung und weitere positive Impfstoffnachrichten haben den Dow Jones Industrial am Dienstag wieder über die 30 000 Punkte geführt. Die Marke hatte er in der Vorwoche erstmals überschritten, danach hatten Anleger aber zum Ausklang eines außergewöhnlich starken Novembers vorerst Gewinne mitgenommen. Am ersten Dezember-Handelstag ging es nun für den Leitindex wieder um 1,25 Prozent bis auf 30 010,45 Punkte bergauf.
Positiv an den Weltbörsen wirkten Stimmungsdaten aus der chinesischen Industrie, die im November eine kräftige Erholung signalisierten. Zusätzlicher Schub kam von dem US-Pendant ISM, das der US-Industrie laut dem Helaba-Volkswirt Patrick Boldt eine freundliche Perspektive gab. Darüber hinaus stützten erneut gute Nachrichten von den Impfstoffentwicklern international die Kurse - mit weiteren Zulassungsanträgen sowohl in der EU als auch der USA.
Für manch anderen US-Index reichte es am Dienstag bereits für Rekorde, darunter die breiter gefassten Indizes Nasdaq Composite und S&P 500 . Letzterer stieg um 1,31 Prozent auf 3669,01 Punkte. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 1,24 Prozent auf 12 420,14 Zähler bergauf. Zu den Gewinnern gehörten einmal mehr die Aktien von Amazon und Tesla, die jeweils mehr als 2 Prozent zulegten.
Volkswagen gefragt
Am Aktienmarkt gehörten die Papiere von VW mit einem Plus von 1,9 Prozent zu den Gewinnern. Der innere Machtzirkel des VW-Aufsichtsrats befasst sich Insidern zufolge noch am Dienstag mit der Zukunft von Herbert Diess (62) als Konzernchef. Derzeit suche Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch (69) nach Möglichkeiten, um den Konflikt beizulegen, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.
Der Rückzug von Firmenchef Jean-Pierre Mustier (59) lastet auf den Aktien von Unicredit. Die Papiere gaben bis zu 8,1 Prozent nach. Mustier tritt nach einem Streit mit dem Aufsichtsrat über die künftige Strategie im April ab. Der Chefwechsel mache den Weg frei zu einer Expansion im Inland, schreiben die Experten von JPMorgan.
Euro nahe 1,20 Dollar
Der Euro hat am Dienstag weiter unter der Marke von 1,20 US-Dollar notiert, nachdem er die runde Marke am Tag zuvor erstmals seit etwa drei Monaten übersprungen hatte. Am Dienstagmorgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,1960 US-Dollar und damit etwas mehr als im asiatischen Handel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montagnachmittag auf 1,1980 Dollar festgesetzt.
EUR/USD
Am Dienstag stehen sowohl in Europa als auch in den USA zahlreiche Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Diesseits des Atlantiks werden unter anderem Indikatoren zur Industriestimmung und Inflationszahlen erwartet. In den USA wird der wichtige Industrieindikator ISM bekannt gegeben, der einen hohen Gleichlauf mit dem tatsächlichen Wirtschaftswachstum aufweist. Darüber hinaus äußern sich mehrere ranghohe Notenbanker.
Ölpreise mit Verlusten
Die Ölpreise haben am Dienstag mit Verlusten auf anhaltende Unstimmigkeiten innerhalb des Ölverbunds Opec+ reagiert. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent 47,48 US-Dollar. Das waren 40 Cent weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 36 Cent auf 44,98 Dollar.
Brent
Dem Ölverbund Opec+ ist es trotz intensiver Verhandlungen bisher nicht gelungen, sich auf eine kurzfristige Förderpolitik zu einigen. Eine für Dienstag angesetzte Verhandlungsrunde soll einem Bericht zufolge aufgrund von Unstimmigkeiten erst am Donnerstag stattfinden.
Der Ölverbund steht vor einer heiklen Entscheidung. Es geht darum, ob die Förderung Anfang 2021 erhöht werden soll oder nicht. Für eine Erhöhung könnte die Aussicht auf Corona-Impfstoffe sprechen. Ein flächendeckender Impfvorgang nimmt jedoch Zeit in Anspruch, sodass sobald nicht mit einer deutlich steigenden Erdölnachfrage gerechnet wird. Das spricht für eine weiterhin gedrosselte Förderung.