Börse Dax schließt im Plus, Dow Jones kommt nicht in Schwung

Händlerin an der Deutschen Börse in Frankfurt am Main: Der Dax verharrt in einer schmalen Handelsspanne
Foto: Boris Roessler / dpaNach einer durchwachsenen Handelswoche haben sich die Dax-Anleger am Freitag doch noch zu Aktienkäufen hinreißen lassen. Große Sprünge machte der deutsche Leitindex allerdings nicht – zu Börsenschluss befand er sich um 0,5 Prozent im Plus auf 15.914 Zähler.
Der MDax gewann am Freitag 0,3 Prozent auf 27.335 Zähler. Der SDax befand sich mit 0,2 Prozent im Plus. Europaweit wurden an den Börsen ebenfalls Gewinne verzeichnet. Gestützt wurde die leicht positive Stimmung durch freundlich erwartete US-Börsen und Gespräche zwischen den USA und China. Inmitten großer Spannungen gab es zwischen hochrangigen Vertretern aus beiden Regierungen nach längerer Funkstille wieder ein Treffen.
Gebremst wird die Kauflaune derzeit vor allem durch den Streit über die Anhebung der US-Schuldenobergrenze wie auch durch den ungewissen Zinspfad in den Vereinigten Staaten. Jüngste Wirtschaftsdaten hatten die Finanzmärkte zuletzt in ihrer Erwartung bestärkt, dass die US-Notenbank Fed eine Zinspause einlegen dürfte. Einige spekulierten bereits, dass es ab der zweiten Jahreshälfte auch zu ersten Zinssenkungen kommen könnte.
Die Experten von Marcard, Stein & Co zweifelten allerdings daran. "Die hohen Kerninflationsraten und die immer noch niedrige Arbeitslosigkeit sprechen eher für eine restriktivere Geldpolitik", hieß es in einem Kommentar der Family Office Bank. Auch die anhaltende Krise der US-Regionalbanken ist aus Sicht der Analysten ohne Zinssenkungen lösbar.
Allianz-Aktie legt zu
Im Dax legte die Allianz-Aktie nach anfänglichen Verlusten um 0,45 Prozent zu. Die Quartalsbilanz des Versicherungskonzerns bot Stoff für Optimisten und Pessimisten. Die Zahlen «sind okay, aber nicht großartig», erklärte Analystin Claudia Gaspari von Barclays. Die Allianz habe im ersten Quartal vor allem von den gestiegenen Zinsen profitiert.
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Für das RWE-Papier ging es dagegen nach einer positiven Analystenstudie von Goldman Sachs um 1,4 Prozent nach oben. Spekulationen über ein knapp drei Milliarden Euro schweres Auftragsvolumen der Bundesregierung für Leopard-Panzer gaben der Aktie von Rheinmetall mit plus 1,9 Prozent Auftrieb. Ende des Monats könnte ein Auftrag über 18 Leopard 2 als Ersatz für die in die Ukraine geschickten Panzer genehmigt werden, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Im Gespräch sei zudem eine Option über 105 weitere Panzer.
Im MDax drehte der Anteilsschein von Nordex nach frühen Verlusten ins Plus und gewann 4,2 Prozent. Der Quartalsbericht des Windturbinen-Herstellers fiel indes Analysten zufolge enttäuschend aus. Zurzeit macht der hohe Bestand an alten Projekten Nordex zu schaffen. Die Branche leidet bereits seit vielen Monaten unter Lieferkettenproblemen und hohen Kosten und muss momentan viele unrentable Aufträge abarbeiten.
Zahlreiche Aktien wurden ex Dividende gehandelt, so etwa auch die Dax-Konzerne BMW, Adidas, MTU und SAP.
USA: Börsen eröffnen leicht im Plus
Nach einem trägen Wochenverlauf ist der Dow Jones Industrial auch am Freitag nicht in Schwung gekommen. Der US-Leitindex notierte nach der ersten Handelsstunde prozentual fast unverändert bei 33 312,29 Punkten. Auf Wochensicht hat er bis dato bei geringen Schwankungen 1,1 Prozent eingebüßt.
Spiegelverkehrt erging es dem Nasdaq 100 , der in dieser Woche aktuell 0,6 Prozent gewonnen hat. Vom höchsten Niveau seit August 2022 aus ging es für den technologielastigen Index am Freitag zuletzt aber um 0,39 Prozent nach unten auf 13 337,68 Punkte. Der marktbreite S&P 500 gab um 0,13 Prozent auf 4125,28 Zähler nach.
Anleger wägen derzeit ab zwischen den Chancen am Aktienmarkt durch eine womöglich bald eintretende Zinspause der US-Notenbank Fed und den negativen Auswirkungen einer drohenden Rezession. Unter den US-Verbrauchern trübt sich die Stimmung derweil ein. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima für Mai sank stärker als von Volkswirten erwartet.
Das Damoklesschwert Schuldenobergrenze indes ist möglicherweise etwas stumpfer geworden. US-Präsident Joe Biden und der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, haben laut Medienberichten ein für diesen Freitag geplantes weiteres Treffen verschoben. Stattdessen gibt es weitere Gespräche der Unterhändler. Der Sender NPR berichtete, dass das Treffen verzögert worden sei, um die bisher gemachten Fortschritte nicht zunichtezumachen.
Im schlimmsten denkbaren Fall drohe den Finanzmärkten ein Kollaps, schrieb Analyst Christian Henke vom Broker IG. Aber sowohl die Demokraten als auch die Republikaner würden wohl einen Zahlungsausfall und Verwerfungen an den Kapitalmärkten spätestens fünf vor zwölf vermeiden, glaubt der Experte.
Verluste in China, Gewinne in Japan
Konjunktursorgen haben die chinesischen Börsen zum Wochenausklang ins Minus gedrückt. Die Börse in Shanghai bröckelte am Freitag um knapp 1 Prozent auf 3281 Punkte ab. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen verlor 1 Prozent auf 3951 Zähler.
Schwache Wirtschaftsdaten aus den USA und China hatten offenbar die Befürchtungen einer globalen Konjunkturabschwächung verstärkt. "Die Lage für die Aktien- und Investmentmärkte ist eher unübersichtlich", sagte Shane Oliver, Chefökonom von AMP in Sydney. Er verwies auf das schwächere globale Wachstum und die Rückkehr der Bankensorgen.
In Japan sorgten positive Nachrichten aus den Unternehmen dagegen für steigende Kurse. Der 225 Werte umfassende Tokioter Nikkei-Index lag 1 Prozent höher bei 29.404 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 0,7 Prozent auf 2097 Zähler.
Bitcoin fällt auf zweimonatigen Tiefstand
Die Schwäche der nach Marktwert größten Kryptowährung Bitcoin setzt sich fort. Am Freitag fiel der Kurs kurzzeitig auf den tiefsten Stand seit knapp zwei Monaten. Für einen Bitcoin mussten zuletzt 26.423 US-Dollar gezahlt werden. Das waren knapp 700 Dollar weniger als in der Nacht zuvor. Vor wenigen Tagen hatte der Kurs bei 30.000 Dollar notiert. Seit Jahresanfang ist die Bilanz aber klar positiv: Der Kurszuwachs beträgt etwa 60 Prozent.
Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Bitcoin
Ölpreise stabilisieren sich
Die Ölpreise haben am Freitag ihre Abschläge vom Vortag ausgeglichen. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 75,50 US-Dollar. Das waren 49 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juni-Lieferung fiel um 30 Cent auf 70,57 Dollar.
An den Finanz- und Rohstoffmärkten herrscht Skepsis über die Konjunkturentwicklung. Für die weltgrößte Volkswirtschaft USA wird im Laufe des Jahres eine Rezession befürchtet. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation China erholt sich zwar, allerdings uneinheitlich. Während die Dienstleister wachsen, gibt es Probleme in der energieintensiven Industrie. Die Erdölpreise werden durch diesen Konjunkturpessimismus belastet.