Börse Dax klettert weiter, Wall Street im Aufwind

Hoffnung auf Wachstum in China und das Bekenntnis der US-Notenbank, die Inflation um jeden Preis zu bekämpfen, lassen Anleger an die Aktienmärkte zurückkehren. Der Dax baut seine Gewinne aus. Auch die US-Börsen legen zu.
Börse Frankfurt: Der Dax hat einen Erholungsversuch gestartet

Börse Frankfurt: Der Dax hat einen Erholungsversuch gestartet

Foto: A3602 Frank Rumpenhorst/ dpa

Dax mit Erholungsversuch nach dem Kurssturz: Nachlassende Rezessionsängste sorgen dafür, dass der Dax nach seinem jüngsten Kursrutsch den zweiten Tag in Folge deutlich zulegt und die Marke von 13.000 Punkten wieder in den Blick nimmt. Der Dax  stieg zuletzt um 1,78 Prozent auf 12.818 Punkte. Am Vortag hatte der Leitindex bereits um 1,5 Prozent zugelegt, nachdem er am Dienstag noch auf den tiefsten Stand seit anderthalb Jahren gesackt war.

Der MDax  der mittelgroßen Werte gewann am Donnerstag 2,5 Prozent auf 25.576 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50  zog um rund 1,7 Prozent an. Auch in den USA legten die Indizes zu und setzten damit ihren Erholungskurs fort.

"Dass die US-Notenbank mit weiteren Zinserhöhungen mal für Erleichterung am Aktienmarkt sorgen würde, klingt zwar etwas paradox. Allerdings interpretieren die Investoren die Entschlossenheit der Fed, die aus dem Sitzungsprotokoll in diesem Punkt hervorgeht, als Zeichen des Vertrauens in die Robustheit der Konjunktur", erklärte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Damit hätten die zuletzt dominierenden Rezessionsrisiken keine neue Nahrung erhalten.

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Parallel dazu berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, die chinesische Regierung wolle Lokalregierungen erlauben, zur Finanzierung von Infrastruktur-Projekten zusätzliche Anleihen im Volumen von 220 Milliarden Dollar auszugeben. Dies beflügelte Kupfer, dessen Preis zuletzt auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief gefallen war. Das Industriemetall steuerte mit einem Kursplus von bis zu fünf Prozent auf 7886,50 Dollar je Tonne auf den größten Tagesgewinn seit gut neun Jahren zu. China ist der weltgrößte Kupfer-Abnehmer.

Abschied von Boris Johnson: "Boxit" gibt Pfund nur leicht Auftrieb

Daneben blickten Börsianer nach London, wo Premierminister Boris Johnson nach einer Serie von Skandalen seinen Rücktritt als Parteichef ankündigte. "Das unbewegliche Objekt weicht endlich der unwiderstehlichen Kraft der Minister-Rücktritte", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

Das Pfund Sterling wertete zwar auf, das Plus fiel mit 0,3 Prozent auf 1,1967 Dollar allerdings vergleichsweise gering aus. "Der neue Premierminister wird die Öffentlichkeit voraussichtlich mit einer laxeren Steuerpolitik für sich gewinnen wollen", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Das würde der Bank von England (BoE) den Kampf gegen die Inflation zusätzlich erschweren.

Autowerte gefragt – Mercedes mit klaren Kursgewinnen

Der Automobilsektor führte die Aufwärtsbewegung an. Auf den ersten sechs Plätzen im Dax fanden sich fünf Titel aus der Branche. Die Kursgewinne reichten von 5,5 Prozent bei Mercedes über rund 5 Prozent bei den Volkswagen-Vorzugsaktien bis hin zu 4 Prozent bei der VW-Holding Porsche SE. Allerdings waren die Titel von Mercedes und VW noch zu Wochenbeginn auch stark unter Druck geraten.

Auch die Stahlwerte erholten sich nach der zuletzt rasanten Talfahrt deutlich. Nach einer Fast-Halbierung des Kurses binnen eines Monats zogen die Papiere von Thyssenkrupp um 6,1 Prozent an. Im SDax setzten sich die Titel des Stahlhändlers Klöckner & Co mit plus 6,5 Prozent oben fest. Salzgitter folgten dort mit einem Kurssprung von 5,6 Prozent trotz einer Abstufung durch die Experten des Analysehauses Jefferies.

Daneben waren Halbleiter-Werte gefragt, nachdem der südkoreanische Konzern Samsung dank eines brummenden Chip-Geschäfts den höchsten Quartalsgewinn seit 2018 bekannt gegeben hatte. Dies verhalf dem europäischen Technologie-Index zu einem Kursplus von 2 Prozent. Zu den größten Gewinnern zählte hier der Chipindustrie-Zulieferer Aixtron. Seine Titel legten 4,7 Prozent zu.

Lufthansa nach Kühne-Zukauf im Plus

Gefragt waren auch die Papiere der Lufthansa, die sich um 4 Prozent verteuerten. Milliardär Klaus-Michael Kühne (85) stockte seine Beteiligung an der Fluggesellschaft abermals auf. "Da es trotz oder wegen des Nachfragebooms an den Flughäfen und damit auch bei der Lufthansa alles andere als rund läuft, ist dieser Schritt ein starkes Signal", sagte RoboMarkets-Experte Molnar.

Der Online-Modehändler About You ist trotz des durch Inflation und Ukraine-Krieg erschwerten Marktumfelds im ersten Geschäftsquartal weiter gewachsen. Jedoch ließ das Tempo im Vergleich zum vorangegangenen Quartal nach und der operative Verlust stieg. Co-Chef Tarek Müller (33) zeigte sich zuversichtlich, die Ziele für das bis Ende Februar laufende Geschäftsjahr zu erreichen. Die About-You-Papiere stiegen zuletzt um knapp 1 Prozent.

US-Börsen setzen Stabilisierung fort

Die Stabilisierung am US-Aktienmarkt hat sich am Donnerstag fortgesetzt. Inflations- und Rezessionssorgen rückten in den Hintergrund, auch wenn die US-Notenbank Fed an ihrem aggressiven Zinsanhebungskurs festhält, wie das Protokoll am Vortag verdeutlichte.

Der Dow Jones Industrial legte zuletzt um 0,76 Prozent auf 31.272 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,95 Prozent auf 3881 Zähler und liegt damit zurzeit rund 20 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Januar. Zugleich hat er sich von seinem Eineinhalb-Jahres-Tief im Juni zwar wieder etwas erholt, verharrt aber nach wie vor an der Schwelle, ab der Börsianer von einem Bärenmarkt sprechen. Der technologielastige Nasdaq 100 gewann am Donnerstag 1,08 Prozent auf 11.981 Punkte. Er liegt momentan rund 29 Prozent unter seinem im November 2021 erreichten Höchststand.

Nasdaq

Fed will Zinsen weiter erhöhen

Die Notenbank Fed hatte in ihren am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der jüngsten Sitzung für Ende Juli eine weitere Zinserhöhung um einen halben oder Dreiviertel Prozentpunkt signalisiert. Für Anleger sei dies eine Erleichterung, da einige Notenbanker eine Anhebung um einen vollen Prozentpunkt ins Gespräch gebracht hatten, sagte Aktienhändler Dennis Dick vom Brokerhaus Bright Trading. Sollten die Inflationsdaten kommende Woche zurückgehen, werde der Schlüsselsatz voraussichtlich nur um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Ohnehin seien die jüngsten Rezessionsängste überzogen, sagte Kevin Thozet, Anlageberater beim Vermögensverwalter Carmignac. Konjunkturdaten deuteten darauf hin, dass sich das US-Wachstum zwar verlangsame, ein Abschwung aber nicht unmittelbar bevorstehe.

Samsung-Zahlen stützen Chipwerte

Zu den Favoriten am US-Aktienmarkt gehörten Halbleiter-Werte, nachdem der südkoreanische Konzern Samsung dank eines brummenden Chip-Geschäfts den höchsten Quartalsgewinn seit 2018 bekanntgegeben hatte. Die Titel von AMD, Intel, Micron und NVidia rückten bis zu fünf Prozent vor.

Gefragt waren auch die Papiere von Virgin Galactic, die zeitweise 14 Prozent gewannen. Die Weltraumfirma entwickelt gemeinsam mit einer Tochter des Flugzeugbauers Boeing Trägerflugzeuge für Raumschiffe. Boeing-Aktien stiegen um 3,5 Prozent.

Bei Bed, Bath & Beyond machten Investoren Anteilskäufe mehrerer Manager des Einrichtungshauses Mut. Die Titel des Unternehmens verbuchten mit einem Plus von zeitweise knapp 30 Prozent auf 5,78 Dollar einen der größten Kurssprünge der Firmengeschichte.

Bitcoin wieder knapp über 20.000 US-Dollar

Die weltweit bekannteste Digitalwährung Bitcoin hat sich am Donnerstag leicht nach oben bewegt. Auf der Handelsplattform Bitstamp  notierte die Cyberwährung zuletzt bei rund 20.670 US-Dollar – ein Plus von rund 3 Prozent. Die Kryptowährung ist seit Jahresbeginn unter Druck. Im November vergangenen Jahres erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.

Bitcoin

Märkte in Asien folgen Wall Street ins Plus

Im Fahrwasser einer am Mittwoch festeren Wall Street haben die asiatischen Börsen am Donnerstag zugelegt. In Tokio stieg der Nikkei-Index 1,4 Prozent auf 26.479 Punkte. Auch der breiter gefasste Topix-Index kletterte um 1,4 Prozent. Der Stimmung am Gesamtmarkt helfe, dass böse Überraschungen bei den jüngsten Sitzungsprotokollen der US-Notenbank Fed ausgeblieben seien, sagte Marktanalyst Shogo Maekawa von JP Morgan Asset Management.

Euro legt gegenüber Dollar wieder zu

Der Euro ist am Donnerstag wieder gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1080 (Mittwoch: 1,0177) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9823 (0,9826) Euro.

Ölpreise erholen sich von erneutem Rutsch

Die Ölpreise haben sich am Donnerstag etwas von einem erneuten Kursrutsch erholt. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent  101,56 US-Dollar. Das waren 87 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate  (WTI) stieg um 84 Cent auf 99,37 Dollar.

Am Mittwoch waren die Rohölpreise den zweiten Tag in Folge unter Druck geraten. Ausschlaggebend für die deutlichen Preisabschläge waren Ängste vor einer Eintrübung der globalen Konjunktur, die auch die weltweite Nachfrage nach Erdöl, Benzin und Diesel belasten würde. Auch der starke Dollar lastet auf den Ölpreisen, da der Rohstoff international in der US-Währung abgerechnet wird. Steigt der Dollarkurs, dämpft das meist die Nachfrage von außerhalb des Dollarraums.

Diesen belastenden Faktoren steht ein knappes Angebot an Rohöl gegenüber, das vor allem auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine zurückgeht. Die beiden Länder sind große Rohstoffproduzenten, Russland ist einer der wichtigsten Öllieferanten der Welt. Wegen der Angebotsknappheit bewegen sich die Erdölpreise seit längerem auf hohem Niveau. Bezogen auf den Jahresbeginn beträgt das Plus aktuell rund 35 Prozent.

Mit Nachrichtenagenturen
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