Der erwartete Aufwärtstrend am Aktienmarkt ist am Donnerstag ausgeblieben. Die Anleger hielten sich mit Zukäufen zurück, die Handelsumsätze waren so niedrig wie seit zweieinhalb Monaten nicht mehr. Der Dax notierte kaum verändert bei 13.286,57 Punkten. Das ist ein Minus von 0,02 Prozent. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte legte um 0,4 Prozent auf 29.146,11 Zähler zu. Der EuroStoxx 50 stagnierte auf Vortagesniveau bei 3516,42. In den USA blieb die Börse wegen "Thanksgiving" gleich ganz geschlossen.
"Das Thema Lock-Down-Ausweitung in Deutschland ist präsent und es wird weiter über die wirtschaftlichen Folgen spekuliert. Darunter leiden heute wieder einmal die Aktien der Automotive-Unternehmen und die Titel aus dem Chemiesektor", bemerkte Comdirect-Marktexperte Andreas Lipkow. Zuversichtlicher seien die Investoren für Technologiewerte und die defensiven Vertreter aus der Immobilienbranche. "Die Nachrichtenlage bleibt vorerst weiterhin dünn und das Abwägen über einen baldigen Coronavirus-Impfstoff und die bis dahin beeinträchtigte europäische Wirtschaft bleibt omnipräsent im Markt vorhanden", ergänzte Lipkow.
Die Papiere von Bechtle stiegen um 1,8 Prozent und nahmen damit ihre Rekordjagd mit einem Höchststand von 183,40 Euro wieder auf. Im bisherigen Monatsverlauf gewannen die Aktien des IT-Dienstleisters damit rund 25 Prozent, im bisherigen Jahresverlauf sogar fast 50 Prozent.
Die Aktien von Aixtron stiegen um knapp 5 Prozent bis auf 11,61 Euro und waren damit MDax-Spitzenreiter. Neben guten Vorgaben von der Wall Street vom Vortag half den Papieren des LED- und Chipindustrieausrüsters auch die Aufnahme in die Empfehlungsliste der DZ Bank.
Euro klettert auf Dreimonatshoch
Der Euro hat ein Dreimonatshoch erreicht. Am Morgen stieg die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1936 US-Dollar und kostete damit so viel wie letztmalig Anfang September. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1890 Dollar festgesetzt, am Donnerstag dann auf 1,1900 Dollar.
Der Euro hatte in den vergangenen Tagen vor allem von der überwiegend guten Stimmung an den Aktienmärkten profitiert. Nach dem Rekord im Dow Jones Industrial über 30.000 Punkten am Dienstag waren tags zuvor an der Wall Street vor allem die Technologie-Indizes der Nasdaq stark. Der breit gefasste Nasdaq Composite schaffte es dabei auf einen neuen Höchststand. Der amerikanische Dollar wurde hingegen belastet, da er als weltweite Reservewährung gilt, die eher als Absicherung in schwächeren Marktphasen gefragt ist.
Ölpreise brechen wieder ein
Die Ölpreise haben am Donnerstag im frühen Handel leicht zugelegt, zum Abend dann aber deutlich um 1,7 Prozent nachgegeben. Sie bewegen sich allerdings weiterhin in der Nähe ihrer höchsten Stände seit März, bevor die erste Corona-Welle einen drastischen Preissturz verursacht hatte. US-Rohöl war damals sogar zeitweise zu einem negativen Preis gehandelt worden.
Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent kostete 47,74 US-Dollar. Das waren 81 Cent weniger als zum Handelsschluss am Mittwoch. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 83 Cent auf 44,97 Dollar.
Fachleute nennen mehrere Gründe für den zuletzt deutlichen Anstieg der Ölpreise in den vergangenen Wochen. An erster Stelle rangiert die Hoffnung auf zeitnah verfügbare Corona-Impfstoffe, von der sich eine konjunkturelle Erholung erhofft wird. Dies würde auch der Ölnachfrage zugutekommen. Inzwischen jedoch drücken die neuen Corona-Maßnahmen in vielen westlichen Ländern wieder auf die Wirtschaftserwartungen und damit auf die erwartete Ölnachfrage.