Börse Dax ohne klare Richtung, Fresenius mit Kurssprung

Der Dax tritt weiter auf der Stelle und schließt nahezu unverändert. Gefragt waren die Aktien von Fresenius. US-Anleger zeigen sich vor den anstehenden Inflationsdaten zurückhaltend.
Wenig Bewegung: Seit vier Wochen bewegt sich der deutsche Leitindex in einer Spanne von rund 400 Punkten

Wenig Bewegung: Seit vier Wochen bewegt sich der deutsche Leitindex in einer Spanne von rund 400 Punkten

Foto: Boris Roessler / dpa

Ohne klare Richtung hat sich der deutsche Aktienmarkt am Dienstag präsentiert. Während sich die Standardwerte tendenziell weitgehend auf Vortagesniveau halten konnten, ging es für die Papiere aus der zweiten und dritten Reihe klar bergab. Von den zahlreichen Quartalsberichten deutscher Unternehmen gingen keine starken Impulse aus. Die Anleger warteten auf die neuesten Inflationsdaten aus Deutschland und den USA am Mittwoch, hieß es. Außer einem Mini-Sprung ins Plus im frühen Geschäft sowie im Schlusshandel bewegte sich der Dax  die gesamte Zeit moderat im Minus. Letztlich ging der Leitindex mit einem minimalen Gewinn von 0,02 Prozent bei 15.955 Punkten aus dem Handel. Der MDax verlor 0,83 Prozent auf 27.315 Zähler.

Fresenius an der Dax-Spitze

"Es fehlen weiterhin die positiven Impulse, um auf dem hohen Niveau und ob der vielen Unsicherheitsfaktoren noch Käufer in den Markt zu locken", sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets mit Blick auf den Dax. Seit vier Wochen bereits bewegt sich dieser gerade einmal in einer Spanne von rund 400 Punkten oder etwas mehr als zwei Prozent. Unter 15.700 Zählern bekommt er Unterstützung, bei 16 000 ist bisher aber Schluss.

Auf die Stimmung drückten am Dienstag schlechte Nachrichten aus den Unternehmen. Trotz eines Gewinnsprungs im Auftaktquartal blieb etwa der Lkw-Bauer Daimler Truck vorsichtig mit Blick auf das Gesamtjahr und beließ das Gewinnziel unverändert. Die Titel rutschten um knapp 2 Prozent ab. Dagegen schoben sich die Aktien von Fresenius mit einem Plus von 8,7 Prozent an die Dax-Spitze. Der Klinikbetreiber und Medizinkonzern startete überraschend dynamisch in das Jahr 2023. Die Papiere der Fresenius-Dialysetochter FMC konnten ihre deutlichen Anfangsgewinne nicht halten und sanken letztlich um 0,1 Prozent.

Für K+S ging es um 1,7 Prozent abwärts. Der Düngerhersteller senkte seine Zielspanne für den operativen Jahresgewinn und auch den freien Barmittelzufluss. Noch deutlicher verlor die Aktie von Carl Zeiss Meditec mit minus 8,8 Prozent am MDax-Ende. Anleger zweifelten nun offenbar wieder verstärkt an einer Belebung der Geschäfte, hieß es unter Verweis auf enttäuschende Aussagen zum Auftragseingang.

Im SDax ging es für Schaeffler nach vorgelegten Quartalszahlen um 7,8 Prozent abwärts. Die JPMorgan-Analysten bezeichneten die Sorgen um eine unterdurchschnittliche Geschäftsentwicklung in der Auto-Sparte von Schaeffler und die Auftragseingänge allerdings als übertrieben.

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Drohender US-Zahlungsausfall im Blick

Sorgen um die US-Inflation, die US-Schuldenobergrenze und die trüben Aussichten bei den Unternehmen haben die Wall Street am Dienstag ins Minus gedrückt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte 0,2 Prozent tiefer bei 33.564 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gab 0,4 Prozent auf 4122 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,5 Prozent auf 12.193 Stellen.

Die Anleger warteten mit Spannung auf die am Mittwoch anstehenden Inflationsdaten aus den USA, von denen sie sich nach stark ausgefallenen Jobdaten vom Freitag weitere Hinweise erhofften, wann die US-Notenbank Fed das Ende des Zinserhöhungszyklus einläutet. "Wir haben endlich den Punkt erreicht, an dem die US-Notenbank das Ende ihres Straffungszyklus erreicht haben könnte und wir beginnen können, uns darauf zu freuen", sagte Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda. "Damit dies jedoch der Fall ist, müssen wir in den Daten Anzeichen dafür sehen, dass die Fed ab morgen auf dem Weg zu seinem Inflationsziel von zwei Prozent ist."

Auch der Streit zwischen den Republikanern und den Demokraten um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA machte die Anleger nervös. Biden trifft sich am Dienstag voraussichtlich mit führenden Vertretern des Kongresses zu diesem Thema. "Das US-Finanzministerium hat den 1. Juni als 'X-Day' festgelegt. Wird bis dahin keine Einigung erzielt, haben die USA möglicherweise nicht genug Geld, um ihren Verpflichtungen nachzukommen, was zu einem technischen Zahlungsausfall führen und möglicherweise eine Finanzkrise auslösen könnte", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets. Solche Situationen hätten sich in der Vergangenheit immer wieder entspannt, unterschätzen solle man sie als Anleger dennoch nicht.

PayPal mit Kurssturz

Die Aktien von Boeing schnellten an der Dow-Spitze um 3 Prozent in die Höhe. Europas größter Billigflieger Ryanair kauft wieder im großen Stil bei den Amerikanern ein.

Eine Senkung der Margenprognose drückte die PayPal-Aktie, die um knapp 12 Prozent abstürzte. Das Unternehmen erwartet 2023 einen Anstieg der bereinigten operativen Marge um 100 Basispunkte. Zuvor hat es mit 125 Basispunkten gerechnet. Analysten zufolge befürchten die Investoren unter anderem, dass PayPal Marktanteile an Apple verliert.

Eine Jahresprognose unter den Analystenerwartungen setzte auch die Aktie von Under Armour unter Druck. Die Papiere des Sportartikelherstellers verloren knapp 6 Prozent auf 8,14 Dollar – den tiefsten Stand seit einem halben Jahr. Analysten zufolge hat die hohe Inflation die Kunden zum Sparen angeregt. Dabei genieße Under Armour nicht die gleiche Loyalität wie die Konkurrenten Nike and Lululemon, die trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation starke Quartalszahlen verzeichnen konnten.

Steil nach oben ging es dagegen für Novavax. Die Titel des US-Biotechunternehmens sprangen um knapp 40 Prozent auf 10,36 Dollar – den höchsten Stand seit drei Monaten. Der Corona-Impfstoffhersteller hatte mitgeteilt, seine Corona/Grippe-Kombinationsimpfung sei in einer Studie im mittleren Stadium sicher und gut verträglich gewesen. Eine Prognoseanhebung trieb auch die Aktie des US-Dialyse-Anbieters DaVita auf ein Zwölf-Monats-Hoch. Die Anteilsscheine sprangen um 13,8 Prozent auf 101,56 Dollar und waren damit so teuer wie seit Mai 2022 nicht mehr.

Gemischte Vorgaben aus Asien

Die Börsen Asiens haben am Dienstag keine gemeinsame Richtung gefunden. Für den Hang-Seng-Index in Hongkong ging es zuletzt um gut ein halbes Prozent nach unten. Der CSI-Index in China mit den 300 wichtigsten Werten der Börsen Shanghai und Shenzhen stieg hingegen um knapp ein halbes Prozent. In Japan notierte der Leitindex Nikkei 225 im späten Handel rund ein Prozent im Plus. Verluste gab es in Südkorea und Australien.

Bitcoin weiter unter 28.000 US-Dollar

Die Digitalwährung Bitcoin notierte zuletzt bei 27.730 US-Dollar. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.

Bitcoin

Ölpreise geben nach

Die Ölpreise sind am Dienstag gefallen. Am späten Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent  zur Lieferung im Juli 76,01 US-Dollar. Das waren 1,01 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juni-Lieferung fiel um 91 Cent auf 72,27 Dollar.

An den Märkten war von einem Handel in ruhigen Bahnen die Rede. Die zahlreichen Waldbrände in der ölreichen kanadischen Provinz Alberta trafen am Markt zwar auf Gehör, bewegten die Erdölpreise aber zunächst wenig. Belastung kam dagegen von dem stärkeren US-Dollar, der Rohöl für Interessenten aus anderen Währungsgebieten wechselkursbedingt verteuerte und damit deren Nachfrage reduzierte.

Mit Nachrichtenagenturen
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