Börse Wall Street hängt Dax ab

Wie hoch wohl das noch geht ... : Händler an der New Yorker Börse
Foto: TIMOTHY A. CLARY/ AFPAn den Börsen geht die Rekordrally zu Wochenbeginn in eine neue Runde. Hierzulande profitierten der Leitindex Dax sowie die Nebenwerte-Indizes MDax und SDax zunächst von den Rekorden des marktbreiten S&P 500 und der Technologiebörse Nasdaq in den USA vom Freitag. Zum Handelsstart am Montag gelang auch dem wichtigsten Wall-Street-Index Dow Jones Industrial ein Rekordhoch und stieg erstmals über 31 300 Punkte. Zugleich drangen die anderen drei US-Indizes ebenfalls in noch höhere Regionen vor.
Für Schlagzeilen sorgte an der Wall Street einmal mehr Tesla: Der Elektroauto-Hersteller öffnet sich für digitale Währungen und will schon bald Zahlungen in Bitcoin bei Käufen von Autos und anderen Produkten akzeptieren. Zudem hat Tesla selbst Bitcoins im Wert von insgesamt 1,5 Milliarden Dollar gekauft. Die Aktie von Tesla legte zunächst gut 2 Prozent zu. Den Bitcoin-Kurs trieb die Nachricht am Montag auf ein Rekordhoch von mehr als 43 000 Dollar.
Der Dax hatte am Montag gleich zum Handelsbeginn ein Rekordhoch erreicht und die Marke von 14.160 Zählern überschritten. Das bisherige Rekordhoch hatte das Börsenbarometer am 8. Januar bei 14.131 Punkten markiert. Bis zum Handelsschluss bekamen die Anleger aber offenbar kalte Füße und strichen die Gewinne wieder ein. Der Dax beendete den Tag mit einem Aufschlag von 0,02 Prozent auf 14 059 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,27 Prozent fester bei 3665 Punkten. Der MDax beendete den Handel zum Wochenstart mit einem Aufschlag von 0,23 Prozent auf 32.474 Punkte.
Dax
"Das heute erreichte, neue Allzeithoch ist auch ein Vertrauensbeweis der Anleger in die deutsche Wirtschaft", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. "Ein allgemein risikofreudiger Ton treibt die Aktien nach oben", bestätigten die Analysten von UniCredit. Nicht einmal die Diskussion über eine Verlängerung der Coronavirus-Beschränkungen in Deutschland schrecke Investoren ab, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Auf dem Börsenparkett hat man sich bereits mit einem Lockdown bis ins Frühjahr hinein abgefunden, weshalb der Fokus nun auf die Wiedereröffnung der Wirtschaft danach gerichtet ist. Kommt dann endlich Tempo in die Impfkampagne, dürfte dies die Unternehmen zumindest vor einem zweiten harten Winter bewahren."
Für Kauflaune sorgte zudem die Hoffnung, dass das milliardenschwere Corona-Hilfspaket von US-Präsident Joe Biden noch in diesem Monat verabschiedet werden könnte. "Bei ihren Wochenend-Auftritten hat die neue US-Finanzministerin Janet Yellen intensiv für Bidens 1,9 Billionen-Dollar-Hilfspaket geworben", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Gleichzeitig hat sie eine Rückkehr zur Vollbeschäftigung im nächsten Jahr in Aussicht gestellt. Das sind Prognosen, die an den Börsen gut ankommen."
Apple-Zulieferer Dialog sorgt für Furore
Für Furore sorgte der Apple-Zulieferer Dialog Semiconductor. Der Chipentwickler einigte sich mit dem japanischen Elektronikkonzern Renesas auf eine Übernahme. Wie bereits am Sonntag in Aussicht gestellt, will Renesas je Dialog-Aktie 67,50 Euro bezahlen. Die Aktien schnellten um 16 Prozent auf 65,12 Euro hoch, zwischenzeitlich hatte das Plus 20 Prozent betragen. Aktionäre und Aufsichtsbehörden müssen dem Deal noch zustimmen. Für den Credit-Suisse-Experten Achal Sultania macht eine Dialog-Übernahme Sinn für die Japaner. Man arbeite bereits in einigen Bereichen eng zusammen.
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Schaeffler-Aktie springt um bis zu 10 Prozent hoch
Den ersten Platz im Dax sicherten sich die Aktien der Deutschen Bank mit einem Plus von 2,1 Prozent. Kepler-Analyst Nicolas Payen gab in einer aktuellen Studie seine negative Einstufung der Papiere auf. Payen lobte die klaren Fortschritte, die der Finanzkonzern beim Umbau erzielt habe - insbesondere auf der Kostenseite.
Ansonsten spielte die Musik in der Telekombranche. Auf dem Weg zum vierten Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland kam 1&1 Drillisch einen Schritt voran. Der Wettbewerber Telefonica Deutschland legte nach einer Aufforderung durch die EU-Kommission ein neues für 1&1 günstigeres Angebot zur vorübergehenden Nutzung seines Mobilfunknetzes vor. Die Anteilscheine von 1&1 Drillisch zogen um 6,3 Prozent an. Für die Aktien des Mutterkonzerns United Internet ging es im MDax um 3,6 Prozent nach oben.
Ein optimistischer Ausblick ermunterte Anleger zum Einstieg bei Schaeffler. Die Aktie des Autozulieferers kletterte bis zum Handelsschluss um rund 9 Prozent. Das Unternehmen erwartet rund um die E-Mobilität Aufträge im Volumen von zwei bis drei Milliarden Euro jährlich.
Euro hält sich über 1,20 Dollar
Der Euro hat sich zu Wochenbeginn über der Marke von 1,20 US-Dollar gehalten. Am Montagmorgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,2040 Dollar und damit in etwa so viel wie am Freitagabend. Starke Impulse gab es für den Devisenhandel zunächst nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,1983 Dollar festgelegt.
USD/EUR
Zum Wochenstart blicken die Anleger auf Konjunkturdaten aus der Eurozone. In Deutschland werden Produktionsdaten aus der Industrie erwartet. Zudem veröffentlicht das Institut Sentix sein Barometer für die Anlegerstimmung in der Eurozone. Aus der EZB äußert sich Präsidentin Christine Lagarde.
Ölpreise auf Höhenflug
Die Ölpreise haben am Montag ihren Höhenflug fortgesetzt. Die Aussicht auf eine steigende Nachfrage und ein derzeit begrenztes Angebot sorgen am Markt für Auftrieb. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete im Mittagshandel 60,13 US-Dollar. Das waren 79 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 70 Cent auf 57,55 Dollar.
Brent
Zurzeit rangieren die Erdölpreise auf dem höchsten Niveau seit gut einem Jahr. Ausschlaggebend ist die Hoffnung, dass die Nachfrage nach Rohöl und Ölprodukten wie Benzin stärker anzieht. Sollte die Corona-Pandemie durch Impfungen zunehmend zurückgedrängt werden, könnten Beschränkungen des öffentlichen Lebens aufgehoben werden. Dies würde der Wirtschaft zugute kommen und die Ölnachfrage steigen lassen. Hinzu kommt das in den USA geplante Konjunkturpaket von 1,9 Billionen Dollar, dass auch die Nachfrage ankurbeln dürfte.
Bis es soweit ist, wird das Ölangebot künstlich verknappt. Dafür sorgt in erster Linie der Ölgigant Saudi-Arabien, der seine Förderung übergangsweise deutlich zurückgeschraubt hat. Die kurzfristigen Risiken gelten wegen des ungewissen Fortgangs der Pandemie jedoch auch am Ölmarkt als hoch.