

Entwicklung des Shanghai Composite Index: Wann kommt der Absturz?
Foto: [m] DPA; mm.de
Wer glaubt, der Kursanstieg am deutschen Aktienmarkt nehme bedenkliche Züge an, sollte einmal nach China schauen. Dort erlebt die Börse seit Monaten einen viel steileren Aufschwung. Wenn es einen Markt gibt, an der die Sorge vor einer Blasenbildung begründet erscheint, dann ist es wohl der chinesische.
Um nicht weniger als 30 Prozent liegt der Shanghai Composite Index auf Monatssicht im Plus. Der hiesige Dax bringt es in der gleichen Zeit lediglich auf Zuwächse von knapp 3 Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten ging es in der Volksrepublik sogar um beinahe 70 Prozent nach oben, während die Kurse hierzulande um etwa 33 Prozent stiegen.
Wie bedrohlich die Situation erscheint, zeigt ein Blick auf den Kurschart (siehe Grafik): Zuletzt ging es mit den chinesischen Aktien 2007 ähnlich steil aufwärts. Im Oktober des Jahres, als sich die Vorboten der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise bemerkbar machten, folgte jedoch der steile Absturz.
Entwicklung des Shanghai Composite Index: Wann kommt der Absturz?
Foto: [m] DPA; mm.deUnd das ist nicht der einzige Grund, aus dem die Entwicklung Investoren die Sorgenfalten auf die Stirn treiben kann. Hinzu kommt, dass die Wirtschaftsdaten aus China zuletzt eher mau ausfielen. Das Wachstum lässt nach, wie aktuelle Daten zum ersten Quartal zeigen.
Demnach legte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt so langsam zu wie seit den Ausläufern der Finanzkrise 2009 nicht mehr. Im Jahresvergleich steht lediglich ein Plus von 7 Prozent zu Buche. Auch bei der Industrieproduktion und den Ausfuhren gab es zuletzt Einbußen.
"Es existiert mit Sicherheit eine Blase"
Im Klartext heißt das: Die Börsenhausse deckt sich nicht unbedingt mit den Fundamentaldaten aus der Wirtschaft. Die Frage lautet daher: Steht eine Kulmination, wie es sie vor einigen Jahren gab, auch dieses Mal bevor? Und wenn ja, wie sollen sich Investoren jetzt verhalten?
"Es existiert mit Sicherheit eine Blase", zitiert CNN Ankur Patel, den Chefanlagestrategen der Investmentfirma R-Squared Macro Management. Auch Duncan Clark, der institutionelle Investoren in China seit vielen Jahren berät, sagt einen Kursrückgang insbesondere bei den stark gestiegenen chinesischen Tech-Aktien voraus. Solange der Konsum in der Volksrepublik stabil bleibe, sei damit aber noch nicht zu rechnen, so Clark in einem Interview mit Bloomberg TV.
So sehen es wohl auch die meisten Anleger. Sie reagierten bislang auf die bescheidenen Informationen aus der Wirtschaft recht unbesorgt und kauften weiter Aktien. Dabei vertrauen die Investoren offenbar darauf, dass Peking Maßnahmen ergreifen wird, um Schlimmeres in der Konjunktur zu verhindern. Noch verhält sich die Regierung jedoch eher passiv.
Experte sieht neuralgischen Punkt bei 4400 Indexpunkten
Der Grund: Aus ihrer Sicht befindet sich China trotz des schwächsten Wirtschaftswachstums seit sechs Jahren auf Kurs. Ministerpräsident Li Keqiang hatte für dieses Jahr ein Wachstumsziel von lediglich rund 7 Prozent ausgegeben. Li will die Wirtschaft seines Landes auf einen nachhaltigeren Kurs bringen. Der Binnenkonsum soll angekurbelt werden und die Abhängigkeit vom Export zurückgehen.
Erst am heutigen Donnerstag schloss Li eine Abwertung der nationalen Währung zur Ankurbelung des Exports aus. "Es ist wahr, dass unsere Wirtschaft weiterhin unter einem Abwärtsdruck steht", sagte er in einem Interview der "Financial Times". Eine weitere Abwertung des Yuan sei für China aber kein Weg zur Stimulierung der Wirtschaft. "Wir können uns nicht auf eine Abwertung unserer Währung stützen, um dem Export Schwung zu verleihen", so Li.
Einen Vergleich des aktuellen Indexverlaufs mit der Entwicklung des Shanghai Composite in den vergangenen Jahren stellt auch Dana Lyons von J. Lyons Fund Management in einem Blogeintrag auf Yahoo Finance an. Auf Grundlage der nicht unumstrittenen technischen Analyse kommt Lyons dabei zu dem Ergebnis, dass der Index bei 4400 Punkten einen neuralgischen Punkt erreichen wird.
Zurzeit steht der Shanghai Composite bei knapp 4194 Punkten, bis zu der von Lyons berechneten Marke ist also noch ein wenig Luft. Was passiert, wenn der Wert von 4400 Punkten erreicht wird, weiß allerdings auch der Analyst nicht.
Der Überblick: So entwickelten sich zuletzt die wichtigsten Börsen der Welt
Die chinesische Börse gehört derzeit zu den heißesten Aktienmärkten weltweit. Auf Monatssicht legten die Kurse in Shanghai um rund 30 Prozent zu, auf Jahressicht steht ein Plus von knapp 70 Prozent zu Buche.
Befürchtungen vor einem erneuten Kurseinbruch wie 2007/2008 machen bereits die Runde, zumal die Wirtschaftsdaten Chinas derzeit schwach ausfallen. Die meisten Anleger kaufen aber weiter Aktien, weil sie auf Konjunkturstützen der Regierung vertrauen.
Der deutsche Aktienmarkt läuft ebenfalls auf Hochtouren, aber nicht so rasant wie der in Fernost. Der Dax legte im vergangenen Monat nur noch um knapp 3 Prozent zu. Auf Jahressicht beträgt das Plus etwa 33 Prozent.
Auch an der Wall Street ist die Stimmung gut, denn die US-Wirtschaft hat sich von der Wirtschaftskrise gut erholt. Die ganz große Euphorie herrscht dort aber schon seit einiger Zeit nicht mehr.
Der Dow Jones liegt auf Sicht von zwölf Monaten mit knapp 12 Prozent im Plus. Beim breiteren S&P 500 sind es immerhin etwa 14,3 Prozent.
In Tokio erlebte der Nikkei zuletzt einen Höhenflug. Der Leitindex stieg seit Frühjahr 2014 um beinahe 40 Prozent.
Deutlich bescheidener fällt die Börsenperformance auf der britischen Insel aus. Der Index FTSE an der Londoner Börse verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten einen Anstieg von lediglich etwa 8,5 Prozent.
Gar nicht gut laufen die Aktiengeschäfte in Moskau. Die dortige Börse steht wegen der internationalen Sanktionen gegen Russland sowie des niedrigen Ölpreises unter Druck. Der Leitindex RTS steht gegenwärtig etwa 12 Prozent niedriger als vor einem Jahr.
Auch an der Wall Street ist die Stimmung gut, denn die US-Wirtschaft hat sich von der Wirtschaftskrise gut erholt. Die ganz große Euphorie herrscht dort aber schon seit einiger Zeit nicht mehr.
Der Dow Jones liegt auf Sicht von zwölf Monaten mit knapp 12 Prozent im Plus. Beim breiteren S&P 500 sind es immerhin etwa 14,3 Prozent.
Auch an der Wall Street ist die Stimmung gut, denn die US-Wirtschaft hat sich von der Wirtschaftskrise gut erholt. Die ganz große Euphorie herrscht dort aber schon seit einiger Zeit nicht mehr.
Der Dow Jones liegt auf Sicht von zwölf Monaten mit knapp 12 Prozent im Plus. Beim breiteren S&P 500 sind es immerhin etwa 14,3 Prozent.