Börse Anleger gönnen sich Verschnaufpause

Kurstafel der Deutschen Börse: Die Grundstimmung ist weiter positiv
Foto: Arne Dedert/ dpaDer deutsche Aktienmarkt hat sich nach dem jüngsten Rekordlauf eine Verschnaufpause gegönnt. Der Leitindex Dax gab am Mittwoch um 0,24 Prozent auf 15.176 Punkte nach. Der MDax der mittelgroßen Werte hielt sich mit 0,06 Prozent im Plus und schloss bei 32.484 Punkten.
Dax
Die Grundstimmung unter den Anlegern dürfte in jedem Fall aber insgesamt weiter positiv bleiben, erwartet Axi-Analyst Milan Cutkovic und rechnet bald mit einer Fortsetzung der Rekordläufe dies- und jenseits des Atlantiks: "Die Anleger sind angesichts der rosigen Prognosen für die wirtschaftliche Zukunft auch bereit, die schleppende Impfkampagne in den Ländern der Europäischen Union, inklusive Deutschland, vorübergehend zu ignorieren."
Am Vortag war der Dax dank starker US-Wirtschaftsdaten erstmals über die Marke von 15.300 Punkten geklettert und auch der SDax hatte einen Höchststand erklommen. Nun schloss der Nebenwerteindex 0,9 Prozent im Minus.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging mit einem Minus von 0,34 Prozent auf 3956 Zähler aus dem Handel. In Paris schloss der CAC 40 kaum verändert, während der FTSE 100 in London um rund 1 Prozent anzog.
Wall Street kaum verändert
Vor der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der US-Notenbank haben sich die New Yorker Aktienindizes im frühen Mittwochshandel nur wenig von der Stelle bewegt. Der Leitindex Dow Jones Industrial kam mit plus 0,04 Prozent auf 33.445 Zähler ebenso kaum voran wie der marktbreite S&P 500 mit plus 0,02 Prozent auf 4074 Punkte. Beide Indizes bleiben damit aber in der Nähe ihrer Rekordstände. Auch der technologielastige Nasdaq 100 notierte mit plus 0,04 Prozent auf 13 583,36 Punkten kaum verändert.
Nasdaq
Das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung könnte im späten Aktiengeschäft noch für Bewegung sorgen. Nach Einschätzung des Analysten Stephen Innes vom Broker Axi dürften die Investoren die Aussagen der Notenbanker vor allem auf Hinweise auf eine zukünftig nicht mehr ganz so lockere Geldpolitik durchleuchtet werden. Ein allmählicher Anstieg der US-Renditen hält der Experte für keinen Beinbruch für risikoreiche Anlagen wie Aktien. Allerdings gebe es unter den Fed-Gouverneuren auch solche, die Stützungsmaßnahmen lieber früher als später zurückfahren wollten.
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Deutsche Wohnen im Dax gefragt
Im Dax waren defensive Aktien - also solche, die weniger unter konjunkturellen Schwankungen leiden - stärker gefragt als zyklische, die stark wirtschaftsabhängig sind. So stiegen unter den Immobilienwerten Deutsche Wohnen als Spitzenreiter um 1,8 Prozent und Vonovia um 0,7 Prozent. Am Dax-Ende büßten die Vorzugsaktien des Autobauers Volkswagen (VW) 2,5 Prozent ein.
Ansonsten richtete sich die Aufmerksamkeit auf Eckdaten von Unternehmen aus den hinteren Reihen. Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke war mit deutlichen Zuwächsen ins neue Jahr gestartet und auch die Zahl der aktiven Kunden hatte sich in den ersten drei Monaten erhöht. Die Jahresziele wurden bestätigt. Die Anleger begeisterten sich indes nicht mehr, denn die Erwartungen sind bereits recht hoch. Die Aktien, die noch Mitte Februar in Rekordhöhen vorgedrungen und dann wieder etwas abgesackt waren, fielen nun im MDax um rund ein Prozent.
Unter den Favoriten im Index zogen die Anteilscheine von Beiersdorf um 2,6 Prozent an. Nach einem schwachen Corona-Jahr hatte der Konsumgüterkonzern seine Anleger beim Umsatz für das erste Quartal positiv überrascht. Die Klebstoffsparte verzeichnete zu Jahresbeginn ein deutliches Plus.
Um 3,6 Prozent abwärts ging es im SDax für die Papiere von Grenke. Der wegen seiner Bilanzierung in der Kritik stehende IT-Leasingspezialist hatte im ersten Quartal deutlich weniger Neugeschäft als im Vorjahr verbucht. Die Marge, gemessen am Deckungsbeitrag, stieg indes wegen der Fokussierung auf das profitable Small-Ticket-Geschäft im Vergleich zum Vorjahr leicht an.
Bitcoin im Minus, Shortseller wettet gegen Ebang
Erneute Gewinnmitnahmen drücken den Kurs des Bitcoin auf den niedrigsten Wert seit mehr als einer Woche. Die älteste und wichtigste Cyberdevise verbilligt sich um knapp 5 Prozent auf 55.600 Dollar. Die ins Visier des Leerverkäufers Hindenburg geratenen Aktien des chinesischen Blockchain-Unternehmens Ebang ziehen im US-Handel rund 6 Prozent an. Die an der US-Technologiebörse Nasdaq notierte Firma wies die Vorwürfe des Shortsellers zurück und teilte mit, der vorgelegte Bericht enthalte viele Fehler sowie Spekulationen. Ebang war am Vortag 13 Prozent eingebrochen, nachdem der Leerverkäufer mitgeteilt hatte, auf den Absturz der Aktie des Krypto-Miners zu wetten und der Firma zugleich den Abzug von Geldern vorwarf.
Bitcoin
Euro steigt über 1,19 Dollar
Der Euro hat am Mittwoch an seine jüngsten Kursgewinne angeknüpft. Am Nachmittag stieg der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung auf ein Zweiwochenhoch bei 1,1903 US-Dollar. Am Morgen hatte der Euro noch bei 1,1864 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1884 (Dienstag: 1,1812) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,84146 (0,8466) Euro.
USD/EUR
In der Eurozone hatte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor im März überraschend deutlich aufgehellt. Der vom Marktforschungsinstitut Markit erhobene Einkaufsmanagerindex verbesserte sich noch stärker als in einer ersten Schätzung festgestellt. Der Dienstleistungssektor wurde besonders hart durch die Corona-Maßnahmen getroffen.
Zuletzt hatte der Euro von besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus der Eurozone und einer allgemein freundlichen Stimmung an den Finanzmärkten profitiert. Beim Dollar sei zudem ein Großteil der Hoffnungen auf einen von Staatshilfen und schnellen Impffortschritten unterstützten Wachstumsboom in den USA bereits eingepreist, kommentierte Esther Reichelt, Devisenexpertin bei der Commerzbank.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86065 (0,85358) britische Pfund, 130,56 (130,27) japanische Yen und 1,1044 (1,1070) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1739 Dollar gehandelt. Das waren etwa 4 Dollar weniger als am Vortag.
Ölpreis sinken
Die Ölpreise haben am Mittwoch nach anfänglichen Kursgewinnen nachgegeben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 61,75 US-Dollar. Das waren 99 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,05 Dollar auf 58,27 Dollar.
Brent
Die Ölpreise wurden laut Händlern durch die vom US-Energieministerium veröffentlichten wöchentlichen Lagerdaten belastet. Die Rohöllagerbestände sind zwar gefallen. Händler begründeten die Kursverluste aber mit den deutlich gestiegenen Benzinbeständen. Angesichts der wachsenden Mobilität in den USA sei dieser Anstieg überraschend, so Händler.
Irans Präsident Hassan Ruhani hofft zudem bei den Verhandlungen in Wien auf eine Wiederbelebung des Atomabkommens. "Erneut sind alle Parteien zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine bessere Alternative gibt", sagte Ruhani einer Mitteilung des Präsidialamts am Mittwoch zufolge. "Somit können wir auf eine Renaissance des Wiener Atomabkommens hoffen". Am Dienstag waren in Wien Verhandlungen zur Wiederbelebung des Atomabkommens mit Iran wieder aufgenommen. Eine Einigung könnte auch zu steigenden Ölexporten des Opec-Landes führen.