Börse Dow Jones steigt um 1000 Punkte, Nasdaq um 6 Prozent

Dax an der Börse in Frankfurt: Es bleibt unruhig
Foto: Frank Rumpenhorst/ dpaAnleger bleiben nervös: Der Dax hat am Dienstag einen Erholungsversuch gestartet, einen Teil seiner Gewinne im späten Handel aber wieder abgegeben. Zum Handelsschluss auf Xetra (17.30 Uhr) notierte der Dax bei 8939 Punkten - immerhin ein Plus von 2,2 Prozent. Zur Erholung beitragen konnte die Aussage eines Fed-Vertreters, die USA könnten möglicherweise mit einer "milden Rezession" davonkommen.
Anleger bleiben jedoch nervös. Das Problem sei, dass weder das Ausmaß noch die Dauer einer vom Coronavirus ausgelösten Rezession abzuschätzen seien, sagte Stratege Martin Lück vom Vermögensverwalter Blackrock. "Man muss kein Schwarzmaler sein, um mit Blick auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen auf einiges gefasst zu sein". Und dabei sei noch nicht einmal von den USA die Rede. Deren Gesundheitssystem dürfte auf die vermutlich bald stark steigende Zahl von Infektionen nicht vorbereitet sein.
Dow Jones und Nasdaq schließen jeweils klar im Plus
An der Wall Street startete der Dow Jones nach seinem Kursrutsch am Vortag einen Erholungsversuch. Zum Börsenschluss in den USA notierte der US-Leitindex bei 21.237 Punkten, das ist ein Plus von 1049 Zählern oder 5,2 Prozent. Der Nasdaq Composite notierte zuletzt 6,2 Prozent höher. Am Vortag hatte der Dow die schlimmsten Verluste seit dem "schwarzen Montag" im Jahr 1987 erlitten.
Die US-Wirtschaft könnte einem führenden Notenbanker zufolge in der Corona-Krise mit einer "milden Rezession" ähnlich wie nach den Anschlägen vom 11. September 2001 davonkommen. Das sei seine Basis-Annahme, sagt der Chef des Ablegers der Federal Reserve von Minneapolis, Neel Kashkari, zu CNN International. Aber es gebe gewaltige Unsicherheiten über die Aussichten.
Einige zuletzt vom Coronavirus belastete Einzelwerte stabilisierten sich, darunter Apple und Boeing. Derweil nehmen die Produktionsprobleme für den US-Flugzeugbauer laut US-Medien wegen infizierter und unter Quarantäne stehender Mitarbeiter weiter zu. Der Finanzdienst Bloomberg berichtete außerdem unter Berufung auf Insider, dass Boeing bei der US-Regierung auf kurzfristige Finanzhilfen dränge.
Amazon Aktie steigt deutlich: Mehr Bestellungen, mehr Mitarbeiter
Bei den Aktien von Amazon geht es vorbörslich sogar um mehr als 5 Prozent nach oben. Der weltgrößte Online-Händler will einem starken Anstieg der Bestellungen aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus mit einer Einstellungsoffensive begegnen. Das Unternehmen kündigte am Montag an, in den USA 100 000 zusätzliche Voll- und Teilzeitkräfte für Lager und Auslieferung anzuheuern, um die gestiegene Nachfrage bewältigen zu können.
Dax: MTU und Volkswagen unter Druck, Drägerwerk steigen weiter
Papiere von MTU Aero Engines (Kurswerte anzeigen) verloren 1,5 Prozent. Wegen des Coronavirus will der Triebwerkshersteller den Bilanzgewinn 2019 nicht ausschütten, sondern in das kommende Geschäftsjahr vortragen.
Volkswagen (Kurswerte anzeigen) verloren 1,1 Prozent. Die Wolfsburger wollen die Produktion in zahlreichen Werken wegen der Ausbreitung des Virus vorübergehend aussetzen.
Gesucht waren solche Aktien, die Anleger als potenzielle Profiteure der Pandemie des Virus ausmachen. So schnellten Drägerwerk (Kurswerte anzeigen) um 9 Prozent nach oben. Der Hersteller von Medizintechnik hatte jüngst vom Bund einen Großauftrag für Beatmungsgeräte erhalten.
Die Mainzer BioNtech arbeitet mit der chinesischen Fosun Pharma an einem Impfstoff gegen das Virus. Die Euphorie an der Börse kannte keine Grenzen, der BioNtech-Kurs schoss in der Spitze um mehr als 70 Prozent nach oben. Zuletzt betrug die Rally noch knapp 40 Prozent.
Osram -Aktien brachen dagegen um 26 Prozent ein. Das Unternehmen wird vom Chip-Hersteller AMS übernommen. Dessen Aktienkurs hat sich jedoch seit Mitte Februar gefünftelt. Damit könnte eine zur Finanzierung der Osram-Übernahme geplante Kapitalerhöhung von AMS ausfallen, vermuteten Händler. Das laste schwer auf dem Osram-Kurs.
Die Reißleine zogen Anleger auch bei Immobilienaktien. So brachen Aroundtown um 22 Prozent ein und Grand City Properties um 12 Prozent. Aktien des Betreibers von Einkaufszentren Deutsche Euroshop (Kurswerte anzeigen) büßten 16 Prozent ein.
Sixt (Kurswerte anzeigen) verloren 10 Prozent, das immer mehr zum Erliegen kommende öffentliche Leben dürfte die Geschäfte des Autovermieters erheblich belasten.
Unsere Börsenseite: Hier sehen Sie Dax und Dow Jones in Echtzeit
In Asien tendieren die großen Börsen uneinheitlich, während sich für den US-Aktienmarkt eine Erholung andeutet. So steht die Dow-Jones-Indikation aktuell bei 21.200 Punkten und damit rund 1000 Punkte oder 5 Prozent über dem US-Handelsschluss und in etwa auf dem Niveau zum Zeitpunkt des Xetra-Handelsendes.
Am Montag war der Dow Jones um weitere 13 Prozent oder 2997 Punkte auf 20.188 Zähler gesunken. Es ist der größte Punktverlust in der Geschichte der Wall Street. Auch Nasdaq und S&P 500 verloren jeweils rund 12 Prozent an Wert. Bereits in der Vorwoche hatte der Dow Jones einen Verlust von mehr als 10 Prozent verbucht, der Kursverlust seit Beginn des Corona-Crashs beläuft sich inzwischen auf rund 30 Prozent.
Der Kursrutsch hatte sich beschleunigt, nachdem US-Präsident Trump eingeräumt hatte, die Corona-Krise dürfte sich bis mindestens August hinziehen. Die steigenden Infektionszahlen in den USA zwangen Trump zu einem Offenbarungseid: Er gestand ein, dass das Virus "nicht unter Kontrolle" sei und dass die Corona Krise auch in den USA zu einer Rezession führen könnte. Anleger quittierten das schlechte Krisenmanagement des Präsidenten mit weiteren Verkäufen.
Zu den größten Verlierern an der Nasdaq zählte die Aktie des US-Elektroautobauers Tesla, die ihre Verluste am Montag auf 18 Prozent ausbaute. Binnen vier Wochen hat Tesla die Hälfte seines Börsenwertes eingebüßt - von 947 Dollar Mitte Februar auf aktuell 445 Dollar je Aktie.