"Bitcoin-Hausse nährt sich selbst" Bitcoin steigt über 34.000 US-Dollar

Bitcoin-Kursrally: Die Kryptowährung ist am Sonntag über die Marke von 34.000 US-Dollar gestiegen - und hat binnen 4 Wochen mehr als 60 Prozent an Wert gewonnen
Foto: Jens Kalaene/ dpaDie Rekordjagd der Digitalwährung Bitcoin setzt sich auch im neuen Jahr fort. Am Sonntag Vormittag stieg der Kurs auf der Luxemburger Handelsplattform Handelsplattform Bitstamp über die Marke von 34.000 US-Dollar und baute damit die jüngsten Kursgewinne aus. Bereits am Samstag hatte Bitcoin die Marke von 30.000 US-Dollar geknackt. Erst Anfang Dezember hatte der Bitcoin die runde Marke von 20.000 US-Dollar überwunden - und seitdem um weitere 14.000 US-Dollar zugelegt. Der Bitcoin ist die älteste und mit Abstand bekannteste Digitalwährung. Zuletzt hatten Experten die Marktkapitalisierung auf etwa 560 Milliarden Dollar geschätzt.
Für den jüngsten Höhenflug wird am Markt aber immer wieder angeführt, dass die Digitalwährung zuletzt stärker in den Fokus großer Finanzinvestoren gerückt sei und stärker nachgefragt werde. Experten warnen allerdings auch vor den extremen Kursschwankungen, die immer wieder beim Bitcoin zu beobachten sind. Der Wert der Kryptowährung hat sich im abgelaufenen Jahr 2020 mehr als vervierfacht. Die Schwankungen bleiben hoch und haben sich in den vergangenen Stunden aufgrund der Gewinnmitnahmen nochmals verstärkt (siehe Chart). Auf anderen Handelsplätzen, von denen es zahlreiche gibt, können die Rekordstände abweichen, da es keinen zentralen Bitcoin-Handel gibt.
"Die Hausse nährt die Hausse"
Alleine am Samstag übersprang der Bitcoin gleich vier Tausender-Marken, wobei nach Einschätzung des Experten Tilo Emden vor allem die 30 000er-Grenze für den rasanten Preisauftrieb verantwortlich war. "Das Meistern der mentalen Marke von 30.000 Dollar dürfte die Rallye zusätzlich befeuert haben", schrieb er in einer Kurzstudie am Samstagabend. "Anziehende Preisniveaus sind Lockstoff für Privatinvestoren, welche schon länger hinter der Seitenlinie gewartet und mit Engagements geliebäugelt haben. An die Risiken und Nebenwirkungen der hochvolatilen Anlageklasse verschwenden die Marktteilnehmer keinen Gedanken. Denn die Hausse nährt sich von nahezu selbst."
Der Bitcoin gilt mit einem Anteil von rund 70 Prozent als die mit Abstand größte Digitalwährung. Ihre Marktkapitalisierung kommt einer Berechnung des Anbieters von Coinmarketcap.com derzeit auf rund 500 Milliarden Dollar. Alle Digitalwährungen zusammen kommen der Seite zufolge auf etwas mehr als 700 Milliarden Dollar. Damit kommt die Anlageklasse trotz der jüngsten Rally immer noch auf eine vergleichsweise geringe Größe. Zum Vergleich: Die Aktien des US-Technologiekonzerns Apple sind derzeit rund 2,2 Billionen Dollar wert.
Zweifel an Dollar und Euro - bietet Bitcoin einen Schutz vor Inflation?
Begründet wird der Kursanstieg des Bitcoin in diesem Jahr mit mehreren Entwicklungen. Als entscheidend gilt, dass das Thema Digitalwährungen wieder stärker in den Fokus von Anlegern gerückt ist. Dies ist nicht zuletzt eine Folge eines Vorstoßes des großen Bezahldienstes Paypal, der seinen Kunden die Bezahlung in Digitalwährungen wie Bitcoin ermöglichen will. Beflügelt wird der Bitcoin auch dadurch, dass sich immer mehr professionelle Anleger für Kryptowährungen interessieren.
Das Interesse von Profi-Anlegern gilt häufig als längerfristig, was den sehr schwankungsanfälligen Bitcoin-Kurs verstetigen könnte. Gesteigert wird das Interesse an Digitalwährungen auch durch die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehende stark steigende Staatsverschuldung. Einige Anleger fürchten deswegen eine mittel- bis längerfristig steigende Inflation, wogegen sie sich mit alternativen Anlagen absichern wollen.
Die Corona-Pandemie und die zahlreichen Rettungsprogramme der weltweiten Notenbanken sorgen für eine Geldflut und stärken damit ebenfalls das Interesse an der Alternativ-Währung Bitcoin: Aufgrund der extrem lockeren Geldpolitik vieler Notenbanken und der immensen Staatshilfen dürften sich einige Anleger in ihrer kritischen Haltung gegenüber traditionellen Währungen bestätigt sehen. Ob die neuartigen Digitalwährungen einen nachhaltigen Schutz gegen hohe Inflationsraten bieten, ist aufgrund ihrer hohen Kursschwankungen zwar zweifelhaft. Immerhin hat Bitcoin jedoch eine Art Inflationsschutz eingebaut: Die Menge an Bitcoin, die durch das Bereitstellen von Rechenleistung in der Blockchain "geschürft" werden kann, ist von vorneherein auf 21 Millionen Einheiten begrenzt. Die digitale Währung hat damit in Ihrem Code eine fixe Obergrenze von 21 Millionen Einheiten und durch das "Halving" eine mathematisch vorbestimmte Geldpolitik festgelegt: In diesem Punkt besteht ein wesentlicher Unterschied zu Währungen wie Euro oder Dollar, die in theoretisch unendlicher Menge gedruckt werden können.