Kryptowährung im Höhenflug Bitcoin steigt auf Rekordhoch - Kreml-Kritiker Nawalny profitiert

Nahe 50.000 US-Dollar: Die Kryptowährung Bitcoin kennt derzeit kein Halten
Foto: ERIC GAILLARD / REUTERSDie Kursrallye am Markt für Kryptowährungen geht weiter. Die älteste und bekannteste Digitalwährung Bitcoin ist am Freitag auf ein Rekordhoch von 48.700 US-Dollar gestiegen und nimmt somit die runde Marke von 50.000 US-Dollar ins Visier. Die nach Bitcoin zweitgrößte Internetdevise Ethereum stieg unterdessen Richtung 2000 Dollar. Das gesamte Marktvolumen aller rund 8400 Kryptowährungen beträgt mittlerweile rund 1,4 Billionen Dollar. Auch das ist ein historisches Hoch. Der Bitcoin kostete am Freitag auf der Luxemburger Handelsplattform Bitstamp bis zu 48.756 Dollar und damit so viel wie nie zuvor.
Beflügelt wurde der Kurs in dieser Woche vor allem durch Tesla. Der US-Elektroautobauer hatte am Montag bekannt gegeben, seit Januar dieses Jahres 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert zu haben und zu beabsichtigen, die Digitalwährung künftig als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

Tesla-Chef Elon Musk (49) hatte den Hype um die Kryptowährung durch seine Nachrichten bei Twitter in den vergangenen Wochen immer wieder befeuert. Durch die Investition des Unternehmens in Bitcoin spielt Musk nun eine fragwürdige Doppelrolle, sowohl als Bitcoin-Investor als auch als "Market Mover", da seine Tweets bei seinen 46 Millionen Followern auf großes Interesse stoßen. Die Investition von Tesla weckt bei Anlegern nun die Hoffnung, dass auch andere Unternehmen folgen könnten, was die Akzeptanz von Bitcoin steigern würde.
Die wichtigsten Kryptowährungen der Welt
Der Bitcoin ist die bei Weitem älteste und bekannteste Digitalwährung. Er hat zudem mit aktuell etwa 60 Prozent den größten Marktanteil unter den derzeit rund 7000 Kryptowährungen. Entstanden ist der Bitcoin zu Zeiten der Finanzkrise 2008. Sein Erfinder ist bis heute nur unter einem Decknamen bekannt. Wichtigste Merkmale des Bitcoins sind seine dezentrale Organisation und die Verwendung der Datenbanktechnik "Blockchain". Beides zusammen sichert den Bitcoin-Nutzern ein hohes Maß an Anonymität: Zahlungen in Bitcoin sind praktisch nicht nachzuverfolgen.
Ether ist nach Bitcoin die zweitgrößte Digitalwährung der Welt. Ihr Marktanteil beträgt etwas mehr als zehn Prozent. Kennzeichnend für Ether ist zum einen die ebenfalls dezentrale Organisation des zugrundeliegenden Netzwerks Etherum. Zum anderen - und das ist ein wichtiger Unterschied zum Bitcoin - liegt ein Schwerpunkt von Ether auf "intelligenten Verträgen". Bei diesen sogenannten Smart Contracts handelt es sich im Grunde um kleine Computerprogramme, die Verträge nach der Zahlungsabwicklung quasi automatisch ausführen können. Ähnlich wie der Datenbanktechnik Blockchain wird Smart Contracts eine große Zukunft vorhergesagt.
Tether gehört zu den "Stable Coins", deren Wert durch die Unterlegung mit klassischen Anlagen garantiert wird. Im Fall von Tether ist es die weltgrößte Währung US-Dollar. Dadurch wird jedoch eine wichtige Idee des Kryptowährungskonzepts verletzt, nämlich die Unabhängigkeit von staatlichen Institutionen. Dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - erfreut sich Tether großer Beliebtheit. Ein Vorteil der Anbindung an den US-Dollar ist nämlich, dass der Kurs im Vergleich zu anderen Digitalwährungen weniger stark schwankt. Allerdings gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Zweifel, ob die behauptete Deckung mit US-Dollar den Tatsachen entspricht.
Ähnlich wie Tether ist Libra eine Digitalwährung nach dem Prinzip "Stable Coins", jedoch mit zwei gewaltigen Unterschieden. Erstens: Es gibt sie noch gar nicht. Zweitens: Hinter Libra steht mit Facebook eines der mächtigsten Technologieunternehmen der Welt. Die Idee von Libra ist, einer Digitalwährung auf breiter Front den kommerziellen Durchbruch zu verschaffen. Das Problem: Staatliche Institutionen sind davon überhaupt nicht begeistert. Zwar untersuchen auch Staaten und Zentralbanken seit Längerem, wie sie sich das Konzept digitaler Währungen nutzbar machen können. Sie lassen sich dabei aber nicht gerne das Zepter aus der Hand nehmen. Auf entsprechend großen Widerstand stößt daher die von Facebook initiierte "Libra Association" mit ihrem Vorhaben.
Schon länger arbeitet China an der digitalen Variante seiner Währung Yuan oder Renminbi. Das Vorhaben steht im klaren Gegensatz zu den freiheitlichen Ideen, die die Vordenker digitaler Währungen einst hatten. Denn eine staatlich unkontrollierte, dezentrale Währung mit anonymisierten Zahlungsvorgängen ist sicherlich nicht das, was die politische Führung der Volksrepublik im Sinn hat. Im Gegenteil dürfte ihr eher daran gelegen sein, Zahlungsvorgänge und damit verbundene Geschäfte möglichst engmaschig zu kontrollieren. Der Digital-Yuan kann damit als eine Art Gegenentwurf zur Ur-Kryptowährung Bitcoin angesehen werden.
Quelle: dpa-afx
Bitcoin-Spenden für Kreml-Kritiker Nawalny steigen auf über 300.000 US-Dollar
Auch die Unterstützerkampagne für den inhaftierten Kreml-Kritiker Alexei Nawalny profitiert von dem Bitcoin-Hype. Unterstützer hatten in den vergangenen Monaten sowohl gängige Währungen wie auch Digitalwährungen für Navalny gespendet. In der Bitcoin-Wallet, die von Nawalny-Unterstützer Leonid Volkow und seiner HQ Kampagne verwaltet wird und die Reuters einsehen konnte, befinden sich derzeit 6,2 Bitcoin im Wert von 300.000 US-Dollar. Seit 2016 akzeptiert die Kampagne auch Kryptowährungen - ein kluger Schachzug, wie sich nun herausstellt. Unabhängig von den Spenden in Kryptowährung habe sich das Spendenaufkommen für Navalny im Januar im Jahresvergleich mehr als verdoppelt, sagte Volkow. Nawalny war im Januar unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Russland festgenommen und zu einer dreieinhalbjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Proteste dagegen dauern an, international wie auch in Russland selbst.
Ethereum ebenfalls auf Rekordhoch
Im Aufwind befindet sich auch die nach Bitcoin zweitgrößte Kryptowährung Ethereum. Die Nummer zwei am Kryptomarkt gilt besonders in der Finanzszene als angesagt, da ein Schwerpunkt in der Dezentralisierung von Finanzdienstleistungen liegt.
Befeuert wird der Krypto-Boom zudem auch durch die Geldschwemme der Zentralbanken und wichtiger Industriestaaten. In der Corona-Krise haben die Notenbanken ihre ohnehin schon lockere Geldpolitik noch wesentlich großzügiger ausgestaltet. Die Staaten stützen Verbraucher und Unternehmen durch hohe Ausgaben, was die staatliche Schuldenlast stark steigen lässt. Aus dieser Entwicklung könnte eine erhöhte Inflation resultieren, die traditionelle Währungen entwerten würde. Einige Anleger fragen daher verstärkt alternative Anlagen wie Digitalwährungen nach.